Hagen..

Auf der Bühne Latino-Gitarren und afrikanische Trommeln, am Buffet Köfte neben Käsekuchen: Egal, wie grau die Vorhaller Karl-Adam-Halle von außen aussieht – innen gab es beim ersten Hagener Festival für Integration und Kultur nur eine Farbe: Bunt!

Mit Musik, Theater und jeder Menge Engagement baute der Verein „One Bridge“ bei seinem Fest am Samstag mehr als nur eine kulturelle Brücke. Hinter dem Namen verbergen sich knapp zwanzig junge Hagener, die sich im vergangenen Jahr zu einer vielseitigen Integrationsinitiative zusammengeschlossen haben.

„Wir haben uns schon länger in Jugendtreffs und Nachhilfegruppen engagiert“, erzählt Mitbegründer Edib Ben Taleb. „Irgendwann kam uns dann die Idee, dass ein gemeinsamer Verein mehr auf die Beine stellen könnte als viele Einzelkämpfer.“ Der beste Beweis dafür: Ein Programm, das mit einfachen Mitteln ein Publikum aus allen Altersgruppen und Kulturen zusammenbrachte.

Ein Einbürgerungscasting

Das Wuppertaler „Palostres Ensamble“ importierte auf seinen Zupfinstrumenten Folk-Traditionals aus Kolumbien – mal melancholisch, mal voller Schwung. „Adama & Kids“ groovten mit ihren Reggae-Rhythmen danach zielsicher Richtung Jamaika. Aber ebenso wie in der karibischen Lebensfreude einige Gesellschaftskritik mitschwang, sparte das Festival auch die schwierigen Aspekte des Themas nicht aus.

„Integration, was heißt das eigentlich?“, hatten One Bridge sich im Vorfeld bei einer Straßenumfrage umgehört. Ein Video präsentierte die sehr unterschiedlichen Antworten: Miteinander oder Nebeneinander? Assimilation oder bleiben, wie man ist? Da passte es gut, dass die Theatertruppe „Multikultiwelle“ in einem ihrer Sketche kurzerhand ein Einbürgerungscasting à la Dieter Bohlen aufzog. Als Siegprämie lockte hierbei allerdings kein Plattenvertrag, sondern einige deutsche Kernqualitäten: Freiheit, Demokratie - und das Ticket 2000.

Probleme sind bekannt

Ähnlich vielfältig wie das Geschehen auf der Bühne waren die Projekte, die die jungen „One Bridge“-Mitglieder dazwischen präsentierten: Zum einen sind es die Jugendlichen vor Ort, die der Verein erreichen möchte und mit Nachhilfeangeboten unterstützt. „Wir sind in Hagen aufgewachsen und haben meist selbst einen Migrationshintergrund. Wir kennen die Probleme hier“, sagte Edib Ben Taleb, dessen eigene Familie ursprünglich aus Tunesien stammt.

Wenn es nach ihm und seinen Mitstreitern geht, soll das Engagement aber keineswegs an den Stadtgrenzen enden: „Wir haben zum Beispiel einen Brunnen in Bangladesch finanziert. Der versorgt jetzt 50 Menschen mit Wasser“, erzählte Taleb und verriet zugleich den vielleicht ehrgeizigsten Plan der Gruppe: „Unser Traum ist es, ein Waisenhaus zu bauen. Damit wollen wir natürlich hoch hinaus, aber so ein Nachmittag wie heute ist die beste Motivation dafür.“