Hagen.. Die Platten des Hagener Planetenmodells haben längst keine rutschfeste Schutzschicht mehr. Jetzt sollen sie aber mit einer neuen Deckschicht überzogen werden. Der Auftrag ist ausgeschrieben.

Nach dem Sturz einer Rentnerin (77) auf der Mars-Platte in der Fußgängerzone bereitet die Stadt die Instandsetzung des weltweit einzigartigen Planetenmodells vor. Zwar besteht Einigkeit darüber, dass die Schutzschicht der denkmalwürdigen Bronzetafeln erneuert werden muss, doch die Finanzierung ist leider noch nicht gesichert. „Das Planetenmodell ist ein komplexes Denkmal, dessen Bewahrung hohe Ansprüche an uns stellt“, beurteilt Ina Hanemann, Leiterin der Denkmalbehörde im Rathaus, die bevorstehende Aufgabe.

So weit wird es wohl nicht kommen. Zwar will Denkmalschützerin Hanemann das Modell ebenso bewahren wie der Bildhauer, mit einem strikten Überfahrverbot will sie jedoch nicht reagieren: „Dann müsste man jedes denkmalgeschützte Haus ja auch vor Regen, Hitze und Sturm bewahren. Das ist unrealistisch. Das Planetenmodell liegt im Straßenraum und ist nun einmal einer bestimmten Beanspruchung ausgesetzt.“

Epoxidharz nicht mehr gestattet

Doch vor die Instandsetzung haben die bürokratischen Götter die DIN-Normen gesetzt. Das von Herleb entwickelte Epoxidharz darf trotz seiner positiven Wirkung nicht mehr verwendet werden, da es nicht den Vorschriften, die in Angelegenheiten der Verkehrssicherung beachtet werden müssen, entspricht: „das darf man nicht einfach verwenden, nur weil es 40 Jahre lang funktioniert hat“, so Hanemann. Die Fachleute beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) sind fündig geworden und haben vorschriftsmäßige, dem Herleb-Material durchaus ähnliche Expoxidharzmischungen ermittelt, die den Bronzeplatten wieder eine Zukunft eröffnen. Der Auftrag ist bereits ausgeschrieben, doch wenn das günstigste Angebot ermittelt ist, muss Ina Hanemann einen Sponsor auftun. Die ewig klamme Stadt Hagen hat kein Geld, um die Bewahrung ihres wohl bekanntesten Denkmals zu finanzieren. Allerdings könnte der schwere Unfall der alten Dame, die vor den Schaufenstern des Pelzhauses Wolff auf der Mars-Platte ausrutschte und sich schwer verletzt, zu einem Umdenken führen. Das Landgericht verurteilte die Stadt im Oktober zu 5000 Euro Schmerzensgeld und umfangreichem Schadensersatz, weil sie nichts gegen die schon lange bekannte Rutschgefahr auf den abgeriebenen Platten unternommen habe.

Das 1959 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellte Hagener Planetenmodell wurde vor drei Jahren vom Westfälischen Denkmalamt in Münster unter Schutz gestellt. Ein Wissenschaftler kam zu dem Schluss, dass die maßstabsgetreue und in dieser Form weltweit einzigartige Darstellung des Sonnensystems ein Baudenkmal darstelle.

Einige der in die Jahre gekommenen Platten sind mit Kaugummis gespickt, andere mit Gras überwuchert. Sieben der bronzenen Scheiben sind derzeit nicht begehbar, sie mussten Bauprojekten weichen und lagern in der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm.

Platten spurlos verschwunden

Vier Platten (Venus, Saturn, Neptun, Pluto), alle aus dem ehemaligen Innenhof des Horten-Kaufhauses, sind spurlos verschwunden. Möglicherweise wurden sie gestohlen.