Hagen.
In den figürlichen Zeichnungen ist Emil Schumacher kaum wieder zu erkennen. Der Künstler mit dem kraftvollen Pinselstrich, der über die Bildflächen tobte, konnte auch anders – sensibel. Ausdrucksvoll bleibt es dennoch, zumindest in den Farben. Liebevoll hat Schumacher 1948 das Grimm’sche Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ illustriert. Pünktlich zum Adventsgeschäft ist jetzt eine überarbeitete Neuauflage des Buches erschienen, in Halbleinen gebunden, auf elfenbeinfarbenem Papier gedruckt.
1948 – da herrschte noch Mangel, vor allem an Papier. Jede Lieferung musste durch die Militärregierung genehmigt werden. Deshalb wurde die erste Auflage auf holzhaltigem, dickem Papier gedruckt. Ein Emblem, „Die blaue Kiepe“, ziert den historischen Einband. Sie stand für den Verlag Kiepenheuer und Witsch, der damals in Hagen ansässig war. Für Sammler haben die rund 500 erschienenen Exemplare einen hohen Stellenwert.
Buchprojekt in nur dreieinhalb Wochen
Für Ulrich Schumacher (70), den Sohn des Künstlers, natürlich auch. Er war damals in dem Alter, in dem Kinder Märchen gemeinhin lieben. Selbstverständlich hat er eine Ausgabe im Regal stehen. „Ursprünglich war eine Reihe geplant“, erzählt Schumacher. Auf dem inzwischen antiquaren Einband sind noch „Hans im Glück“ und „Die Gänsemagd“ angekündigt. Doch dann zog Kiepenheuer und Witsch nach Köln um. Die Pläne platzten. Zudem entwickelte Schumacher mehr und mehr seinen abstrakten Malstil.
„Der aber basiert auf dieser zeichnerischen Sicherheit“, urteilt Rouven Lotz, wissenschaftlicher Leiter des Emil-Schumacher-Museums. Lotz war es, der über ein Kinderbuchantiquariat auf „Schneeweißchen und Rosenrot“ mit Schumachers Illustrationen Zeichnungen stieß.
In nur dreineinhalb Wochen stemmten Rouven Lotz, Ulrich Schumacher und der Wienand-Verlag das Buchprojekt. Herausgekommen ist eine ebenso kinder- wie sammlerfreundliche Ausgabe für 14,80 Euro, ergänzt um ein Nachwort von Rouven Lotz und eine Biographie Schumachers. Die zwei Originalaquarelle, die noch existieren, sind im Kunstquartier ausgestellt. Von diesen Vorlagen ausgehend wurden die übrigen Illustrationen farblich gestaltet. So führen zwölf Bilder, größtenteils auf Einzelseiten, durch das Märchen.