Beleidigungen gegen Amtsträger sind inakzeptabel. Gleiches gilt für Behörden, die diese Fälle nicht anzeigen, meint Kommentator Martin Weiske.
Respektlosigkeiten gegen Amtsträger – egal ob verbal oder sogar körperlich – sind sicherlich ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Allerdings lassen es die betroffenen Behörden auch an der notwendigen Konsequenz vermissen, indem sie allzu häufig auf die fälligen Anzeigen verzichten.
Das Polizeipräsidium Hagen hat 2018 lediglich in 40 bis 50 Fällen eine Anzeige wegen Beleidigung erstattet – also kaum einmal pro Woche. Das hat mit den Realitäten im Einsatz wenig zu tun.
Bei den Gerichtsvollziehern werden 80 Prozent der Straftaten gegen Repräsentanten der Justiz unter den Teppich gekehrt, und der Ordnungsdezernent der Stadt Hagen räumt ein, dass er nur dann eine Beleidigung zur Anzeige bringe, wenn der Mitarbeiter sich tatsächlich bedroht gefühlt habe. Es von der Dickfelligkeit eines Mitarbeiters abhängig zu machen, ob eine üble Beleidigung überhaupt konsequent geahndet wird, kommt einer Kapitulation vor der Rotzigkeit von immer mehr Zeitgenossen aus sämtlichen sozialen Ecken gleich.
Dieses Gebaren bedeutet, dass das Gros aller Fälle durch Totschweigen gar nicht aktenkundig wird und Realitäten verfälscht werden. Daraus folgt zudem, dass die ohnehin schon erschreckenden Statistiken nicht einmal schemenhaft die Realität abbilden und politische Entscheidungsträger den Ist-Zustand auf Grundlage einer behördlich unzureichend abgebildeten Sachlage betrachten. Kein Wunder, dass keine angemessenen Gegenmaßnahmen etabliert werden.