Selbecke. Die Kartbahn in der Selbecke zählt zu den schönsten Deutschlands. Unsere Leserin Bianca Berger ist zum ersten Mal da und sucht die Ideallinie.
Das breite Grinsen wird erst sichtbar, als sie das Visier ein Stück nach oben schiebt. Die Augen strahlen, Lachfältchen bilden sich auf den Wangen. Bianca Berger hält sich am Lenkrad fest, zieht sich aus dem Sitz und pustet einmal kräftig durch. „Das“, sagt Bianca Berger, „das war ja mal richtig geil. Megageil.“
Bei 1:05,48 Minuten ist die Uhr stehen geblieben. Zeitmessung bis auf die Hundertstelsekunde genau – wie in der Formel 1. Diese Zeit, ihre schnellste Runde auf dem Motodrom Hagen, sie zählt in diesem Moment nicht. Auch wenn sich die 28-Jährige Neu-Hagenerin, die sich gerade nach und nach ihre neue Heimat erschließt, sich mit 16 PS im Rücken Runde für Runde gesteigert hat.
Was zählt ist eine andere Zeit. Jene gut 20 Minuten, die sie gerade auf einem Kart (dem modernsten, das es im Leihkartbereich gibt) hinter sich gebracht hat. 20 Minuten, in denen ihr das Adrenalin in die Adern geschossen ist. In denen sie die Schikanen gemeistert, immer wieder Vollgas gegeben und sogar überholt hat.
Kurzer Respekt vor den Kurven
„Das war einfach der pure Wahnsinn, hat unglaublich Spaß gemacht“, sagt Bianca Berger, „am Anfang hatte ich noch Respekt, habe mich nicht getraut, in den Kurven Gas zu geben, aber nach und nach habe ich sie immer mutiger von außen angefahren und mich dann wieder heraustreiben lassen. Das ist ein tolles Gefühl.“
Kart gefahren ist die gebürtige Leverkusenerin schon einmal. Allerdings nur in einer Halle. Mit Arbeitskollegen, damals, in Leverkusen. „Das hier in Hagen ist etwas ganz anderes. Durch die langen Geraden erreicht man viel höhere Geschwindigkeiten“, sagt sie, „und trotzdem fühlt man sich völlig sicher.“
Was auch daran liegt, dass die Verkäuferin, die in Haspe eine Wohnung gefunden hat, vorab die Ideallinie genau studiert hat und dann mit Kartbahnbetreiber Achim Beule ein paar Runde im Twin-Kart, einem Doppelsitzer, gedreht hat. „Da hab‘ ich schon darauf geachtet, wo man am besten bremst.“
Die grüne Hölle, wie die Kartbahn in der Selbecke in Anlehnung an die legendäre Nordschleife des Nürburgrings genannt wird, eingebettet in ein Tal, umgeben von Wäldern, ein kleines Paradies. Eines mit knatternden Motoren. Die Strecke, auf der 1976 die Weltmeisterschaft ausgefahren wurde, zählt zu den ersten Kartbahnen der Republik. Und wenn auch die großen Kartsport-Veranstaltungen, zu der die Teams heute mit riesigen Lkw-Aufliegern anreisen, die sich in der Selbecke nicht mehr unterbringen lassen, woanders stattfinden – so ist das Motodrom Hagen immer noch eine, wenn nicht sogar die schönste Kartstrecke Deutschlands.
Zwei Schikanen und vier Kurven
Eine, Strecke, die auch Neulinge wie Bianca Berger sofort begeistert. „Ich bin ganz ehrlich – bislang habe ich nicht gewusst, das Hagen so etwas zu bieten hat“, sagt die junge Frau, die in einem Tiermarkt als Verkäuferin arbeitet und den Ausflug auf der Kartbahn bei einer Verlosung durch unsere Zeitung gewonnen hat.
1963 ist die Bahn im Süden der Stadt entstanden. Bis 1976 ist die Strecke nach und nach gewachsen. 865 Meter ist sie lang. Es geht durch zwei Schikanen und vier 180-Grad Kurven. Die Besten fahren die Runde im Leihkart knapp über 50 Sekunden. Eine Zeit, die für Bianca Berger noch unerreichbar scheint. „Aber“, sagt sie, „ich werde mit Freunden wiederkommen. Und ich werde trainieren. Auf jeden Fall.“
>> HINTERGRUND: Preise und Zeiten
- Die Kartbahn von Betreiber Achim Beule, Am Damm 1, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 19.45 Uhr geöffnet.
- Eine Fahrt in einem 6-PS-Leihkart kostet 12 Euro, für ein 16-PS-Kart sind 18 Euro fällig, ein Twin-Kart (Zweisitzer mit 13 PS) kostet 20 Euro. Die Fahrtzeit auf dem Motodrom Hagen beträgt rund 9 Minuten.
Kinder ab ca. elf Jahren dürfen auf dem Motodrom in einem 6-PS-Kart allein auf die Strecke. Wichtigste Voraussetzung ist, dass sie groß genug sind, um das Brems- und Gaspedal voll treten zu können (Körpergröße ca. 1,50 Meter).- Empfohlen werden langärmelige Kleidung und festes Schuhwerk. Ein Helm (kann kostenlos ausgeliehen werden) ist Pflicht.