Wehringhausen..


Wer am Sonntagabend das Orgelkonzert in der Kirche St. Michael besuchte, wurde mit angenehm kühler Raumtemperatur und einem die musikalischen Gefühle aufheizenden Programm beschenkt. Roland Voit stellte seine Werke für die Internationalen Orgelfestspiele im September in Melbourne vor – es wäre eine Reise wert. Der Organist thronte als souveräner Herrscher über bunte Registermischungen von pastelligen Flötentönen bis zum majestätisch rauschenden Plenum. Das Offertoire d-Moll des französischen Romantikers Lefébure-Wély verarbeitete in einem fanfarenähnlichen Thema virtuoses Laufwerk und gewaltige Akkorde, die im Dur-Schluss-Teil vor einer strahlenden Kadenz ins Swingen gerieten. Zwei Choralimprovisationen von Karg-Elert schlugen besinnliche Töne an.

Zarte Stimmen über düsterem Bass

„Ach Herr, lass dein lieb Engelein“ intonierte den Choral in langsamem Tempo mit zarten Stimmen über einem düsteren Bass, textgemäß flehend bei „. . . als dann vom Tod errette mich“ in der Lautstärke ansteigend und zum Schluss im festen Gottvertrauen ins Piano zurückkehrend; ein langer „himmlisch“ hoher Schluss-Ton verhieß ewiges Leben. Introduktion und Passacaglia f-Moll von Reger entpuppten sich als pompöse Orgel-Sinfonik.

Den Hauptteil des Konzerts nahm die Symphonie „Harmonice Mundi Iovis“ von Günter Bergmann ein, zu dem ein Tryptichon von Herbert Grawe gezeigt wurde. Es stellte die Gesetzmäßigkeiten dar, die der Astronom Johannes Kepler im 17. Jahrhundert in seinem Werk „Harmonice Mundi“ den Umlaufbahnen der vier damals bekannten Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto um den Jupiter zugrunde legte.

Die Komposition von Bergmann bestach durch quasi schwebende lineare Themen, die sich kreuzten, voneinander entfernten, sich zu eigenwilligen Akkorden zusammenfügten. Der Maler hatte diese Linien durch den einzelnen Monden zugeordneten Farben dargestellt. Der Holländer Gerard Bunk (1888-1958), Organist an St. Reinoldi in Dortmund, führte das Publikum mit zwei Choralvorspielen und der mit Kontrasten zwischen zarten choralähnlichen Themen und dröhnenden Plenum-Akkorden spielenden Fantasie c-Moll wieder in die gewohnten Kompositionsmethoden zurück. Der Organist spendierte seinen begeisterten Zuhörern ein weiteres Choralvorspiel von Bunk als Zugabe.