Hagen-Mitte..
Wer der Kantine im Finanzamt einen Besuch abstattet, kann sich auf klassische Hausmannskost freuen: Paprikasahnegulasch, Kotelett und Königsberger Klopse. Zumindest noch bis zum 31. März. Denn dann gehen die Pächter Bernd und Karin Rilke nach 21 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.
Eine Kantine zu führen, hat für Bernd Rilke im Vergleich zum Betreiben einer Gaststätte einige Vorteile, einen aber ganz besonders: Familienleben. Woher er das weiß? Er hat beides betrieben, zeitweise sogar gleichzeitig. Doch nun wird es Zeit, Abschied zu nehmen. Immerhin wird der Wahl-Hagener 65 Jahre alt.
Es ist mehr als 21 Jahre her, im August 1989, da las der damalige Inhaber des „Buschey Eck“ eine Zeitungsannonce, in der für die Finanzamt-Kantine ein Pächter gesucht wurde. Diese neue Geschäftsmöglichkeit gefiel ihm auf Anhieb gut. Immerhin versprach sie feste Geschäftszeiten, tagsüber, nicht wie im Gaststättenbetrieb bis in die Nacht hinein - und dann auch noch an den Wochenenden. Im ersten Jahr nahm das Ehepaar allerdings noch beide Belastungen auf sich, bis es einfach zu viel war und die Gaststätte aufgegeben wurde.
„Junge Leute sind nicht so für traditionelle Gerichte.“
„Hier ist es wie in einer große Familie, man kennt sich“, beschreibt Bernd Rilke die Vorzüge, die ihm an der Kantine sofort positiv aufgefallen sind. „Die Leute kommen rein und wir sprechen erst einmal miteinander“, fügt er hinzu. In 21 Jahren ergeben sich da einige Kontakte, auch wenn der Geschäftsmann bedauert, dass von anfänglich 400 Gästen mittlerweile nur noch rund 200 den Weg in die Kantine finden. „Die Zeiten haben sich geändert. In der Stadt gibt es viele andere Angebote“, begründet Ehefrau Karin. „Ja, viele sind in den Ruhestand gegangen und die jungen Leute sind nicht so für unsere traditionellen Gerichte. Deshalb soll es jetzt mal ein anderer versuchen“, ergänzt Bernd Rilke. „Wir haben ein Alter, in dem haben wir uns die freie Zeit verdient“, bemerkt Karin Rilke. „Ja“, findet Ehemann Bernd. „Obwohl, ob ich den ganzen Tag zu Hause sein kann, das weiß ich wirklich noch nicht. Schon an den Wochenenden ist es ja schwer, weil ich nichts zu tun habe“, ergänzt er mit einem Lachen.