Selbecke.. Echte Handarbeit wird niemals aussterben, solange es immer wieder gute Ideen gibt. Der Handarbeitsmarkt im Freilichtmuseum bot reichlich Anregungen. Ein Trend darunter: das Klöppeln. Die uralte Kunst scheint wieder auf dem Vormarsch zu sein.
Für die einen wird der Umgang mit Nadel und Faden immer ein Mysterium bleiben, die anderen haben darin ihre Berufung gefunden. Wer handgefertigte Kleidung oder (Wohn-)Accessoires zu schätzen weiß, war am Wochenende im Freilichtmuseum genau richtig.
Unter dem Motto „umgarnen“ präsentierten dort rund 30 Aussteller alles, was das Handarbeitsherz begehrt – Quilt- und Patchworkdecken, von Hand gefärbte Garne, genähte Kinderkleidung und Stoff-Figuren, Strickereibedarf, Schmuck und vieles mehr. Am K(n)opfstand“ von Gudrun Otte standen die Besucher Schlange, um in unzähligen Schächtelchen zu stöbern. „Als ich vor zehn Jahren auf einem Flohmarkt ein antikes Nähkästchen erstand und darin zwei wunderschöne alte Knöpfe fand, hat es mich gepackt“, erklärt sie ihre skurrile Sammel-Leidenschaft.
Kuriositäten wie Ledersäcke aus Bullenhodensäcken und Kuhschwänze
Schräg gegenüber präsentierte Susanne Schröder aus Wetter „Herzstücke“ ihres gleichnamigen Labels. Neben Taschen aus afrikanischen Stoffen findet man bei der gelernten Täschnerin auch ihre Serie „Ruhrgebiet mon amour“, die sie 2010 anlässlich der „Metropole.Ruhr“ aus robustem Grubentuch designte und mit modernen Stoffen aufpeppt.
Haarig ging es am Stand von Ulla Lüke zu. Die „Fellfrau“ machte mit 19 ein Praktikum auf einem holländischen Bauernhof und hatte dort auch mit Ziegen und Schafen zu tun. „Die Ziegen fand ich blöd, die haben gestunken und alles kaputt gemacht. Aber die Schafe haben mir sofort gefallen.“ Seit 13 Jahren züchtet die Essenerin nun Bentheimer Landschafe, aus deren Fell sie Westen, Schuhe, Stolas, Taschen und Vorleger fertigt. Aber auch Kuriositäten wie Ledersäcke aus Bullenhodensäcken, die vor allem auf Mittelaltermärkten sehr beliebt sind, finden sich bei ihr. Oder Kuhschwänze, von denen Ulla Lüke aber leider noch keinen verkauft hat.
Linus aus Remscheid war schon mal von der Schule aus im Freilichtmuseum. Es hatte dem Neunjährigen so gut gefallen, dass die Familie zum Geburtstag von Mama Anke Belthle-Opitz am Samstag einen Ausflug ins Mäckinger Bachtal machte. „Ich finde es toll, dass die Besucher hier selbst aktiv werden und etwas Neues ausprobieren dürfen“, zeigte sich die 41-Jährige begeistert und präsentierte zwei wunderschöne Blüten, die sie gemeinsam mit Sohn Linus im Haus Haspe gefilzt hatte.
Klöppel-Gruppe trifft sich jede Woche
Auch Klöppelkunst wartete auf die Museumsbesucher. Klöppeln? Stundenlang auf einer gepolsterten Rolle Holzspulen mit hauchdünnem Garn von links nach rechts, in die Mitte und wieder zurück legen, damit am Ende ein Stück Spitze herauskommt? Das macht doch heute keiner mehr. Doch, und das zeitintensive Hobby ist wieder schwer im Kommen. In Hohenlimburg trifft sich jede Woche eine Gruppe von elf Frauen im Alter von 44 bis 72 Jahren, um dem Klöppeln zu frönen.
Für Steffi Schürmann ist es die normalste Freizeitbeschäftigung der Welt. Denn sie ist im Erzgebirge aufgewachsen, wo das Klöppeln seinen Ursprung hat. „Ab der 3. Klasse stand für die Mädchen ein Klöppel-Arbeitskreis auf dem Stundenplan“, erzählte sie. Zwischenzeitlich hat Jule Kniep neben ihr Platz genommen. Zum zweiten Mal versuchte sich die 17-Jährige in einem Klöppel-Workshop, um ein weiteres Freundschaftsbändchen zu fertigen.
„Mich fasziniert, dass mit nur wenigen und einfachen Mitteln etwas so Filigranes entsteht“. Eine Nachwuchs-Klöpplerin, wie schön.
Dass Stricken, Häkeln und Nähen nicht nur was für die ältere Generation ist, wissen wir spätestens, seitdem sich die Häkelmützen von „myboshi“ und Co. großer Beliebtheit erfreuen und einen regelrechten Mützenwahn unter Teenagern und jungen Erwachsenen ausgelöst haben. Nach und nach wagen nun auch junge Leute wieder den Schritt in die Handarbeitsgeschäfte, auf der Suche nach Wolle und Stoff – für individuelle Projekte.