Hagen.

Disco kann so qualvoll sein. Stundenlang die Augen aus dem Kopf gestarrt nach der attraktiven Tanzmaus, die sich zu jedem Lied so bewegen kann, als hätte man es nur für sie geschrieben. Und man(n) selbst? Man nickt mal mit dem Kopf, wippt mal mit dem Bein und testet ansonsten die Discowand durch stundenlanges Anlehnen auf ihre Statik. Doch jetzt ist Schluss mit der falschen Zurückhaltung: Zwei Hagener haben die Ängstlichen und Untalentierten unter uns als Marktnische ausgemacht. Disco-Tanzen. Wir empfehlen: Aufmerksam lesen und ran an die Tanzmäuse.

Die Idee ist nicht neu. Ihre Umsetzung schon. „Wir haben uns gefragt, wie man Leuten das Tanzen in der Disco beibringen kann“, sagt Sebastian Czypionka. Kollege Thomas Imöhl nickt. Die beiden Jungs haben ihrer Kreativität in den vergangenen zehn Jahren nach dem Abitur freien Lauf gelassen. Mit nachhaltigem Erfolg. Nur wenige Partygänger haben noch nicht zu dem Mix gefeiert, den DJ Thomas Imöhl, pardon: taylite, irgendwo in Hagen aufgelegt hat. Czypionka ist gelernter Event-Manager, kümmert sich mittlerweile um Suchmaschinenoptimierung und entwickelte die Idee des Kanadiers „Ki’une“, Disco-Tanz zu lehren, weiter.

Videos in echten Clubs gedreht

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Drei DVDs sind mittlerweile erschienen. Level eins bis Level drei. Vom Tanzen für Anfänger bis zum Tanzen mit Frauen. Wie bewege ich mich? Wie verhalte ich mich? Was sage ich? Die Tanzlehrer Will Mercene und Daniel Fromme erklären die einzelnen Schritte in Lektionen auf den rund 90-minütigen DVDs. Kostenpunkt: 49,99 Euro. Wer Mitglied auf der der Internetseite www.discotanzenlernen.de wird – und dabei alle Lektionen, Trailer und Filme einsehen kann – zahlt 39,97 Euro.

Happige Preise? Eigentlich nicht. „Eine Tanzstunde kostet auch schon bis zu 30 Euro“, sagt Thomas Imöhl. Außerdem: Wenn du einen Abend mal nicht in die Disco gehst, nicht irgendwo „vortrinkst“ und kein Taxi nach Hause nimmst, hast du in dieser Zeit daheim das Tanzen in der Disco gelernt.“ Die Videos sind mit aufwendigem Equipment in echten Clubs (zum Beispiel im „Essence“ in Hagen) gedreht.

Kein neuer Wein in alten Tüten

Nein – und damit kann man jedem älteren Mitbürger den Wind aus den Segeln nehmen, der glaubt, dass der Foxtrott, der Boogie und der Jive wieder Einzug in die Zappelbuden halten müssten – tänzerisch sei das Konzept kein neuer Wein in alten Tüten. Kein Standardtanzen 2.0. „Das Konzept ist an die heutige Musik angeglichen“, sagt Czypionka.

Rund 1100 DVDs wurden bislang verkauft. Am morgigen Samstag wollen die Disco-Tanzen-Lehrer endlich mal persönlich mit ihrer Kundschaft in Kontakt kommen.

In der Tanzschule Siebenhüner veranstalten sie ab 13 Uhr einen Lehrgang. Völlig kostenfrei. „Wir bitten nur um vorherige Anmeldung per E-Mail“, sagt Thomas Imöhl. Wer sich unter der Adresse www.discotanzenlernen.de/wp-hagen bis heute Abend 24 Uhr meldet, hat die Chance beim Tanzworkshop dabei zu sein.