Hagen. Der beliebte Bühnenball des Stadttheater steht diesmal unter dem Motto „Sissi auf dem wilden Kaiser“. Ein Thema, das Spielraum für reichlich Kostüm-Fantasie lässt.
Sie zerbrechen sich schon den Kopf darüber, was Sie beim Bühnenball anziehen könnten? Zum Sissi- oder Franzl-Kostüm haben Sie keine Lust, haben für den nur halbwegs glaubhaften Rollentausch nichts Passendes im Schrank und wollen auch kein kleines Vermögen zum Kostümverleih bringen? Muss auch nicht sein . . .
„Das Motto ist so weit gesteckt, da fallen einem doch zig Ideen ein“, schmunzelt Werner Hahn gut gelaunt. Wen wundert’s, er ist Theatermann, schlüpft beinahe täglich in fremde Rollen und Roben und . . . er stammt aus Österreich! Werner Hahn ist gebürtiger Salzburger, und dass ihn da das Motto Sissi und Co. besonders inspiriert, wundert niemanden. „Ja, das ist ein besonders großer Spaß für mich“, gesteht der Regisseur, Schauspieler und Leiter des „Jungen Theaters Lutz“.
Adler, Schneekanone oder Wanderer
Aber jetzt mal Tacheles gesprochen – welche Kostüm-Ideen hat der Theatermann denn nun auf Lager? „Alles rund um Österreich – da kann jedes Klischee hemmungslos bedient werden“, macht Hahn Mut zu Verrücktem. „Es müssen doch nicht zwangsläufig Sissi oder Hofdamen sein und auch nicht Franzl und Hofbeamte. Wie wäre es denn mit einem Alpentier? Vom Adler bis zum Steinbock geht alles. Oder man verwandelt sich in eine Schneekanone, Schneeflocke oder man wird zum Skispringer. Oder zum Bergwanderer.“ Aus dem kreativen Mann sprudelt es nur so heraus.
Auch für Gruppen (es ist längst schöne Tradition, dass sich Freundeskreise oder Nachbarschaftscliquen gemeinsam Gedanken machen und sich am Bühnenball-Abend als lustige Truppe präsentieren) hat Hahn ausgefallene Vorschläge parat: „Als Gruppe kann man doch fantastisch einen ganzen Gebirgszug abbilden. Oder einzelne Berge wie den Watzmann oder den Wilden Kaiser.“ Hahn grinst: „Und als schmucke Mozartkugel oder üppige Sachertorte kann man als Einzelperson oder als Gruppe losziehen – das ist so oder so ein spaßiger Hingucker.“
Die Idee zu „Sissi“ kam Werner Hahn (er hat auch diesmal wieder den Text für die Revue, die in die Ballnacht einleitet, geschrieben und Regie geführt), vor zwei Jahren: „Ich habe in der Wiener Hofburg eine historisch wirklich toll aufbereitete Sissi-Ausstellung besucht. Dort wurde einerseits der Sissi-Mythos bedient, andererseits entblättert.“
Und da man, so Hahn, sämtliche Klischees um Österreich immer wieder neu beleben könne, bediene er sich nun auch in seiner schrillen Bühnenshow all dieser Klischees: „Almwiesen, Almkühe, Alpenhütte, Alphornbläser, Bergbauern, Sennerinnen, Sissi und Franzl, und dann die Musik. . . “
Walzermelodien und DJ-Ötzi-Hits
Die Walzermelodie „Schenkt man sich Rosen aus Tirol“ aus der Operette „Der Vogelhändler“ wird abgelöst durch Hits des Austria-Newcomers Andrea Gabalier oder Hits von DJ Ötzi. Und Hip-Hop gibt’s obendrein.
Der Hagener Bühnenball findet übrigens seit 1974 und mittlerweile zum etwa 20. Mal statt. Im Zwei-Jahres-Rhythmus (von 2009 bis 2013 wurde die Tradition allerdings aus Kostengründen unterbrochen) öffnet das Theater an zwei Abenden seine Pforten für kostümfreudige Besucher. Fast das komplette Haus wird mottogemäß dekoriert. Nicht nur Tausende Ballbesucher feiern und tanzen die halbe bis ganze Nacht durch, auch viele Theatermitarbeiter – egal, ob aus Verwaltung, Ballett, Orchester, Chor oder ob Solist – sind beteiligt.
„Ich war 1983 zum ersten Mal dabei, seit den 90ern bin ich für die Revuen verantwortlich“, blickt Hahn zurück. Und freut sich auf die gediegene Großveranstaltung in knapp drei Wochen diesmal ganz besonders – der Österreicher. . .