Hagen.. Nach einem Feuer vor einer Moschee in Hagen hat die Polizei einen Mann festgenommen. Er gilt als Tatverdächtiger, ist aber auf freiem Fuß.
Während die türkische Milli-Görüs-Gemeinde nach einem Feuer vor der Moschee an der Elberfelder Straße in den sozialen Netzwerken von einem „Anschlag“ spricht, hat die Polizei einen Mann, der am Samstagabend festgenommen und vernommen wurde, zunächst wieder freigelassen.
„Er gilt weiter als tatverdächtig“, erklärte Dr. Gerhard Pauli, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, „er hat einen festen Wohnsitz. Es besteht kein Haftgrund.“
Ermittler finden keine Brandbeschleuniger
Während er vom Beamten des Staatsschutzes verhört wurde, hatten sich am Samstagabend rund 80 Menschen zu einer Kundgebung vor der Moschee versammelt. Zu dieser hatte die Gemeinde selbst via Facebook aufgerufen.
Feuerwehr hat Brand schnell unter Kontrolle
Um 9.45 Uhr war am Samstagmorgen die Hagener Feuerwehr alarmiert worden. Die Einsatzkräfte hatten den Brand laut Aussage der Leitstelle schnell unter Kontrolle. Das Feuer selbst hatte nicht auf das Gebäude übergegriffen. Allerdings war dichter Rauch in das mehrgeschossige Haus an der unteren Elberfelder Straße gezogen. Türen mussten aufgebrochen werden. Decken wurden geöffnet, um nach möglichen Glutnestern zu suchen. Das Gebäude musste durchlüftet werden.
Im Erdgeschoss des Hauses befinden sich der Gebetsraum sowie Räume der Gemeinde, in den Obergeschossen normale Wohnungen. Die Bewohner mussten während des Einsatzes evakuiert werden.
Staatsschutz hat Ermittlungen übernommen
Die Kriminalpolizei Hagen untersuchte die Brandstelle. Der Staatsschutz wurde – da es sich um einen Brand vor einer Moschee handelt – eingeschaltet und führt seither die Ermittlungen. Das Video wurde ausgewertet. Am Abend konnte dann der Mann, der in dem Film zu sehen ist, festgenommen werden. Er soll, nach Aussage von Polizeisprecher Sebastian Hirschberg, einen Zwischengang mit zwei Hunden betreten haben.
„Dann ist er wieder herausgekommen“, so Hirschberg. „Danach ist es in einer Altpapiertonne zu dem Feuer gekommen.“ Während Mitglieder der Gemeinde von einem Anschlag sprechen, bestätigen Polizei und Staatsanwaltschaft das nicht.
Bewegung in Türkei lange Zeit verboten
Die Moschee gehört zu der umstrittenen türkischen Milli-Görüs-Bewegung (deutsch: Nationale Sicht), die bis zur Machtübernahme Erdogans in der Türkei verboten war. Das Bundesamt für Verfassungsschutz kam zu der Überzeugung, dass Milli Görüs ein „antidemokratisches Grundverständnis“ zeige. Die Bewegung wehrt sich gegen diese Vorwürfe.
Die Milli-Görüs-Gemeinde Hagen, die rund 100 Mitglieder hat, zeigte sich betroffen. „Wenn so etwas am Tag vor der Europawahl passiert, macht man sich Gedanken“, so Mikail Isik, „das ist ein feiger Anschlag. Wir sind sehr in Sorge, was jemanden dazu treibt, so etwas zu tun. Man kann nur von Glück sagen, dass sich niemand im Gebetsraum aufgehalten hat und dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind.“