Hagen.. Mehrere geplante Eröffnungen mussten zuletzt wegen Brandschutzmängeln verschoben werden. Die Ursachen für diese Problematik sind vielfältig.

Die Eröffnung des Ratskellers ist erneut verschoben worden, der Hasper Kirmes-Kommers konnte nicht in der neuen Dogan-Arena in Westerbauer stattfinden. Die renovierte Woolworth-Filiale öffnete erst mit Verspätung ihre Türen.

Gleiches gilt für das Sushi-Restaurant im Theater-Karree. Und die zunächst geplatzte Eröffnung der Rathaus-Galerie hatte Hagen überregionale Schlagzeilen beschert. Immer waren Probleme mit dem Brandschutz die Ursache. Woran liegt das? Prüfen Stadt und Feuerweher zu sensibel oder zu langsam? Oder liegt es an den Planern?

Die Feuerwehr:

Die Experten bei der Feuerwehr, so deren Chef Veit Lenke, arbeiteten bis zum Anschlag: „Wir als Feuerwehr erteilen aber auch keine Baugenehmigung, wir geben nur unsere fachliche Einschätzung ab.“ Und da habe die Arbeit enorm zugenommen. „Im Jahr 2015 mussten meine Kollegen vom vorbeugenden Brandschutz 150 Anträge bearbeiten, im Jahr 2016 waren es 183 und in diesem Jahr sind es bereits bis Mitte Juli 203. Die Zinsen sind niedrig, es wird gebaut wie der Teufel.“

Es seien nun schon statt zwei rechnerisch dreieinhalb Kollegen in dem Bereich tätig . „Aber so schnell können wir gar nicht zusätzliche Stellen besetzen. Es braucht bis zu drei Jahre, um sich die spezielle Expertise anzueignen.“

Die Stadtverwaltung:

Baudezernent Thomas Grothe sieht die Verantwortung auch nicht in erster Linie bei der Stadt: Probleme gebe es, wenn die Investoren oder Betreiber die in den schriftlichen Baugenehmigungen fixierten Brandschutz-Auflagen zum Abnahmetermin nicht vollständig erfüllt hätten.

„Oft liegen die Termine zur Eröffnung so kurz danach, dass die Nachbesserung der Mängel nicht mehr möglich ist und Eröffnungen verschoben werden müssen“, so Grothe. „Das liegt dann aber allein in der Hand der Antragsteller und deren Architekten, Ingenieure und Sachverständigen.“

Die gestiegene Zahl von Bauanträgen habe mit dem Abnahmeproblem zunächst wenig zu tun: „Bis auf die Tatsache, dass das Arbeitsvolumen steigt.“ Derzeit gebe es pro Jahr einen Zuwachs und 12 bis 17 Prozent von Anträgen.

Gleichwohl stünden technisch, organisatorisch und personelle Veränderungen im Zuge der „Qualitätsoffensive Bauordnung“ an, um Laufzeiten zu verkürzen. „In der nächsten Woche ist der Umzug zweier Mitarbeiter der Feuerwehr in das Rathaus II zur Bauordnung vorgesehen“, so Grothe. Dies soll die Kommunikationswege verkürzen, etwa bei der Bauberatung vor Ort.

Der Planer:

Das wird Miroslav Sramek, Architekt und Vorsitzender des Ortsverbands Hagen des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Hagen-Ennepe-Mark, freuen. Denn auch er bemängelt: „Das große Problem ist die Kommunikation. Die ist oft schwierig, weil es keine, oft widersprüchliche oder erst verzögert Auskünfte von der Feuerwehr gibt.“ Wenn sich dann Bauprojekte verzögerten oder aufwändig nachgerüstet werden müsse, verursache das oft hohe Kosten.

Richtlinien lassen Spielraum

Doch im Kern gehe es noch um ein ganz anderes Problem: „Der schwierigste Punkt ist sicherlich, dass die Richtlinien Interpretationsspielraum lassen und von verschiedenen Sachverständigen und in verschiedenen Städten unterschiedlich ausgelegt werden“, so Miroslav Sramek. „Oft verändern sich auch die Ansatzpunkte während der Ausführung, besonders im Umbau.“ Das mache es quasi unmöglich, im Vorhinein absolut sicher zu planen.

Sramek will nicht einer Seite die Schuld zuschieben: „Das Thema ist komplex und der Brandschutz hat absolute Priorität.“ Die Zusammenarbeit mit Bauordnung und Feuerwehr sei auch besser als in anderen Städten: „In Hagen läuft die Zusammenarbeit noch relativ friedlich.“

>>> HINTERGRUND

  • Laut Stadtverwaltung muss die Vollständigkeit von Bauanträgen durch Architekten und Bauherren verbessert werden. Baudezernent Grothe: „In allen Gemeinden, die sich kurzer Laufzeiten rühmen, beginnen die Laufzeiten erst bei Vollständigkeit der Anträge.“
  • Ähnlich Feuerwehrchef Lenke: „Es kommt auch auf die Qualität der Anträge an: Wenn alle Unterlagen da sind, dann werden Anträge sogar schneller bearbeitet, als es die Frist eigentlich vorsieht.“
  • Die Verwaltung plane mit den Hagener Architekten und Vermessern am 14. September einen Meinungsaustausch, „um gemeinsam die Themen zu verbessern“.