Hagen-Mitte. Der Hagener Caritasverband ist in das ehemalige Willi-Weyer-Bad umgezogen. Von der Hauptverwaltung in der Bergstraße aus werden ab sofort mehr als 1300 Mitarbeiter gesteuert.
Der Chlorgeruch ist natürlich längst verflogen. Auch nach wabernden Düften von Sauna-Ölen schnüffeln die Besucher auf den Fluren an der Bergstraße 81 vergeblich. Dennoch sind die Spuren des einstigen Willi-Weyer-Bades weiterhin offensichtlich. Der Caritasverband Hagen hat zu Jahresbeginn seine Hauptverwaltung in die Räumlichkeiten der früheren Badeanstalt verlegt. In dem Foyer-, Umkleide- und Duschbereich ist ein moderner Bürokomplex für 68 Mitarbeiter entstanden, der die Ursprünge des Gebäudes ganz bewusst nicht zu verschleiern versucht.
Fliesen erhalten
Für Caritas-Vorstand Wolfgang Röspel war es Ehrensache, kleine Reminiszenzen an die Schwimmhalle zu bewahren: „Gemeinsam mit den Handwerkern wurden dezente Ideen entwickelt, Spuren zu erhalten.“ So blickt der Besucher bereits im Entree auf das Piktogramm eines Schwimmers, den Aufzugschacht umsäumt eine Wellen-Malerei, im Konferenzsaal lugen aus einer Wandaussparung die Fliesen der einstigen Umkleidekabinen hervor und aus der Ruhezone des angebauten Saunabereichs entstand wiederum ein Freiluft-Atrium mit Begrünung und Wasserspiel, wo die Mitarbeiter ihre Kreativ-Akkus aufladen können.
Doch wer das einstige Willi-Weyer-Bad, aus dem zu Ostern 2010 das Wasser abgelassen wurde, noch als Schwimmgast kennt, wird auch die Treppen zu den Umkleidekabinen wiedererkennen. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war das 6,6 Millionen D-Mark teure Gebäude mit seinem Zweckbau-Charme konzipiert und nach zweijähriger Bauzeit pünktlich zur Kommunalwahl 1970 eröffnet worden.
Bündelung an einem Standort
„Uns lag vor allem am Herzen, die Kommunikation unter den Mitarbeitern zu fördern“, erläutert Röspel das offene, wandlose Bürokonzept („Open Space“), das in einer einheitlich rot-weiß-anthrazit-farbigen Gestaltungsform an Mauerwerk und Möblierung jetzt umgesetzt wurde. Dazu gehört auch ein zentraler Meeting-Point mit Stehtischen und Hockern, an dem auf kurzem, formlosem Dienstweg der Austausch unter den einzelnen Abteilungen effektiver als bislang gelingen soll.
Und von diesen gibt es am neuen Standort reichlich: Personalwesen, Zentralverwaltung Sozialberatung, Integrationsfachdienst für Behinderte, Fachbereichsleitungen, der OGS-Bereich für 20 Schulen sowie der Betreuungsbereich wurden zwischen Kultopia und Cuno-Berufskolleg elegant untergebracht.
Arbeiten am Beckenrand – wo einst die Duschen in den Nichtschwimmerbereich mündeten, endet heute der 2100 Quadratmeter große Caritas-Bürokomplex, von dem aus die inzwischen 1306-köpfige Belegschaft des Sozialverbandes gesteuert wird.
„Wir haben aus fünf Standorten einen gemacht, sind flächenmäßig um 900 Quadratmeter gewachsen, konnten aber dennoch die Kosten deutlich senken“, berichtet Röspel von einer lohnenden 3,3-Millionen-Euro-Investition. In dem Preis enthalten sind natürlich nicht nur die Summen für neue Wände und Bürowelten, sondern auch für 12,5 Kilometer Breitbandverkabelung und eine neue Cafeteria für Mitarbeiter, Schüler vom Fichte-Gymnasium und Cuno-Berufskolleg, zwei Kindergärten, Schulessen sowie das sich angliedernde Senioren-Servicewohnen.
Wohnungen im Juli fertig
Die dort entstehenden 36 Wohnungen – der Neubau reckt sich aus dem einstigen 25-Meter-Becken in die Höhe – sollen zum 1. Juli bezugsfertig sein. An Interessenten mangelt es dabei nicht: „Wir sind dreifach überbucht und steigen jetzt in die Vergabe ein“, sieht Caritas-Vorstand Röspel für derartige innenstadtnahe Angebote auch weiterhin einen enormen Bedarf. Entsprechend schreiten die Planungen für ähnliche Seniorenwohnkonzepte zügig voran: Weitere 16 Einheiten an der Böhmerstraße sind zumindest auf dem Reißbrett des Hagener Investors Silbersiepe bereits durchgeplant . . .