Hohenlimburg.. Wie es sich in der Straße lebt, die eine Verbindung zwischen Hohenlimburg, dem amerikanischen Flugzeugbauer Boeing und dessen Gründer mit westfälischen Wurzeln herstellt.

Ganz ausgezeichnet wohnt es sich an der Boeingstraße, das weiß Horst Pinkvoss aus eigener Erfahrung. Seit 23 Jahren leben er und seine Frau Rosemarie in einem Haus an dieser Straße, die nach dem berühmten Hohenlimburger Sohn benannt ist. „Als wir hierher zogen, war mir der Zusammenhang zwischen unserem Straßennamen und den amerikanischen Flugzeugwerken gar nicht bekannt“, erzählt Horst Pinkvoss.

Die Nachbarn haben ihn über die Verbindung zwischen Hohenlimburg und dem Flugzeugbauer Boeing aufgeklärt.

Zu Ehren dessen Gründers, William E. Boeing, und seines in Hohenlimburg geborenen Vaters Wilhelm Böing, war 1978 die damalige Eggestraße in Boeingstraße umbenannt worden. Grund dafür: Nach der Eingemeindung in die Stadt Hagen im Jahr 1975 und verlorener Verfassungsklage dagegen seitens Hohenlimburgs im Jahr darauf wurde es notwendig, Doppel- und Mehrfachbenennungen von Straßen im gesamten Stadtgebiet zu beseitigen, wie Widbert Felka, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg, erklärt. Neue Namen mussten her, auch für die Eggestraße oberhalb der Lenne. Sonst wäre eine Verwechslung mit der Egge und dem Eggenweg auf heutigem Hagener Stadtgebiet nicht nur für die Post zu groß gewesen.

Herrliche Aussicht zum Schloss

„Der Heimatverein hat damals viele historische Namen für Neubenennungen eingebracht, unter anderem auch den Namen Boeing“, erinnert sich Felka. „Wir fanden, dass im Geburtsort des Vaters des Boeing-Gründers eine Straße an ihn erinnern sollte. Immerhin steht hier auch noch das Stammhaus der Böings.“ Allerdings nicht an der heutigen Boeingstraße, sondern an der Lenneuferstraße. Das Haus kann man vom Balkon von Horst Pinkvoss zwar nicht sehen. Dafür hat der Boeingstraßen-Bewohner von dort aus aber einen wunderbaren Blick auf das Schloss gegenüber. „Diese Aussicht ist herrlich, das genießen wir sehr“, sagt Hausherr Pinkvoss dazu.

Als vor einigen Jahren der Blitz in den Wehrturm des Schlosses einschlug, bangte Horst Pinkvoss um die Rettung des historischen Gemäuers. „Die Flammen und den Rauch konnte ich von hier aus gut sehen.“

Einen Steinwurf von der Pinkvoss‘schen Haustür entfernt, ebenfalls an der Boeingstraße, steht ein weiteres Hohenlimburger Wahrzeichen, der sogenannte Wasserturm. Die Bezeichnung ist irreführend, denn das im Stile des Historismus 1885 erbaute Gebäude diente nur zur Zierde und allenfalls der schönen Aussicht. Das Wasser wurde auf dem Gelände in unterirdischen Kavernen (Hohlräumen) aufbewahrt. Kurios: Nach der Nutzung des Wasserversorgers kam das Bauwerk an der Boeingstraße in den Besitz eines Hohenlimburger Böings, weitläufig verwandt mit dem amerikanischen Auswanderer. Heute ist der Turm anderweitig in Privatbesitz und kann nicht betreten werden.

Bis zu 25 Prozent Steigung

Dass die Wasserversorgung Hohenlimburgs einst an dieser Straße lag, hat mit der Geografie zu tun. Die Boeingstraße hat an einigen Stellen eine Steigung von 25 Prozent, wie Horst Pinkvoss erläutert. Im Winter hat deshalb der Schneeräumdienst manchmal seine Probleme. „Dann können wir hier nicht raus“, wie Anwohner Pinkvoss lächelnd erzählt. Doch sonst lebt es sich gemütlich dort: Nette Nachbarn, viel Grün und die Nähe zur Stadt zeichnen die Boeingstraße aus. Auch darum entschied sich das Ehepaar Pinkvoss 1993 aus dem Hagener Zentrum dorthin zu ziehen. Fast wären sie in Bad Oeynhausen gelandet.

Doch es kam anders: Als sein Vetter Dr. Herbert Pinkvoss starb (ältere Leser mögen sich noch an seine Praxis an der Oberen Isenbergstraße erinnern), bot sich die Gelegenheit, das in den 60er-Jahren von ihm gebaute Haus an der Boeingstraße zu erwerben. „Eine Weile mussten wir darüber nachdenken. Unsere Kinder haben uns dann aber empfohlen, dort zu bleiben, wo auch sie leben. Und wir haben die richtige Entscheidung getroffen“, erzählt Horst Pinkvoss, Es lebt sich eben ganz ausgezeichnet in der Straße, die eine kleine Verbindung herstellt zwischen Hohenlimburg, dem amerikanischen Flugzeugbauer Boeing und dessen Gründer mit westfälischen Wurzeln.