Hagen-Holthausen. Es ist nahezu ein Abenteuerland für junge und jung gebliebene Spieler: das Spiel-Inn in Hagen-Holthausen. Dreimal im Jahr kommen hier Spieletester aus ganz Deutschland zusammen. Fünf Tage lang sind die Zocker und Nachtschwärmer mit 250 Brettspielen in dem Paradies zusammen. Alle können nach Herzenslust getestet werden.

Hunderte Kärtchen, Plättchen und Figürchen liegen auf Tisch und Spielbrett verstreut. „Ist das kompliziert geschrieben“, stöhnt Dirk Krause und stellt fest: „Wir haben also ein Spielbrett. Jetzt versuchen wir herauszufinden, was wir tun müssen.“ Mit Blick auf die Spielanleitung dirigiert er seine vier Mitspieler, lässt Kärtchen zu Stapeln auftürmen. Zum ersten Mal versuchen sich der 48-Jährige Bielefelder und seine Mitspieler am Fantasy-Brettspiel „Asgard“.

Hier, beim Spiel-Inn im Freizeitheim Holthausen, können Brettspieler fünf Tage lang ihrer Leidenschaft nachgehen. „Dreimal im Jahr treffen wir uns hier“, sagt Mitinitiatorin Nathalie Herrmann, „aber die Veranstaltung nach Ostern ist die kleinste.“ 35 Gäste sind gekommen, im Juni und November besuchen bis zu 70 Spielbegeisterte Holthausen. Neue Spiele ausprobieren, Leute treffen und bis tief in die Nacht zocken – darauf freuen sich die Gäste aus allen Ecken Deutschlands das ganze Jahr.

Spielentwickler und Verleger sind regelmäßig zu Gast

Britta Dörr (47) aus Hofheim im Taunus schiebt einen rosafarbenen Rasenmäher drei Felder vor. „Giftzwerge“ heißt das Spiel, bei dem es schlicht darum geht, „alles abzumähen“. Dörr ist mit ihrem Mann (50) und drei Kindern (11, 18, 19) angereist. Sie bleiben, wie die meisten, die gesamten fünf Tage.

Spielfreizeiten wie diese finden in Hagen dreimal im Jahr statt. Oft wird bis nachts gewürftelt. Foto: Michael Kleinrensing
Spielfreizeiten wie diese finden in Hagen dreimal im Jahr statt. Oft wird bis nachts gewürftelt. Foto: Michael Kleinrensing © WP Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Auch Spieleentwickler und Verleger sind regelmäßig zu Gast. Frank Bergfeld etwa, der seit 2008 an seinem Erstling mit dem Arbeitstitel „Sonnensturm“ arbeitet. „Zehnmal habe ich es schon auf Spielfreizeiten wie diese mitgenommen“, erzählt der 46-jährige Osnabrücker, „weil man es immer wieder testen und optimieren muss.“ Dieses Mal hat er den Prototypen allerdings zu Hause gelassen. „Ich habe einen kreativen Hänger“, konstatiert er.

Bei den Jugendlichen sind Brettspiele eher "out"

Zwischen all den Erwachsenen tummelt sich aber auch viel junges Gemüse. Lena Middeke und Sarah Herrmann (beide 13) aus Dortmund klären gerade einen „Mord im Mondschein“ auf. „Da muss man sich sehr konzentrieren“, sagt Sarah Herrmann. Sonst spielen die Mädels am liebsten „Die Siedler von Catan“ und „Tichu“. In ihrem Freundeskreis aber sind Brettspiele eher „out“. „Viele spielen lieber am Computer“, sagt Lena Middeke.

Das kann auch Duncan Dörr bestätigen. Der 18-Jährige ist seit Jahren Stammgast beim Spiel-Inn und mag Brett- und Computerspiele. „Beides hat seine Vorteile“, sagt der Hofheimer, „aber man muss Prioritäten setzen.“ Viele Jugendliche seien an den Computer gefesselt, meint er, doch für ihn selbst gelte: „Real life first.“ Das echte Leben geht vor.