Hagen.. Douglas verlegt seine Zentrale von Hagen nach Düsseldorf. In Südwestfalen fehlen die digitalen Talente, erklärt Aufsichtsratschef Kreke im Interview.
Der Parfümerie-Konzern Douglas verlegt seine Zentrale von Hagen nach Düsseldorf. Mit dieser Nachricht überraschen die neue Vorstandsvorsitzende Isabelle Parize und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Henning Kreke die Stadt an der Volme sowie die Branche. Begründung: In Düsseldorf sollen die Fachleute des Filialgeschäftes mit den Experten aus dem Bereich Online-Handel auch räumlich zusammenarbeiten.
Herr Kreke, was hat Düsseldorf, was Hagen nicht hat?
Dr. Henning Kreke: Hagen ist für uns weiterhin ein wichtiger Standort. Trotzdem ist Omni-Channel, also die Verbindung von stationärem und Online-Handel, als Königsdisziplin die Zukunft des Handels. Hier sind wir im Kundenbereich gut aufgestellt, aber nicht im Verwaltungsbereich – dort haben wir derzeit noch Doppelstrukturen. Bereits vor Jahren haben wir in Köln unsere Online-Verwaltung aufgebaut. Jetzt haben die Gesellschafter entschieden, beide Fachbereiche in Düsseldorf zusammenzulegen.
Da stellt sich die Frage nach dem Ort. Wir können Köln nicht nach Hagen transferieren, weil sich im Umfeld von Hagen nicht ausreichend digitale Talente finden. Gegen Köln haben wir uns im Sinne der Mitarbeiter entschieden, die Anfahrt wäre sehr lang geworden. Deshalb wurde beschlossen, die beiden Bereiche in Düsseldorf zusammenzulegen.
Isabelle Parize: Ich werde natürlich auch in Düsseldorf arbeiten. Für mich ist das eine Rückkehr zu den Wurzeln, weil ich dort schon mal ab 1989 für Henkel tätig war.
Gibt es weitere Standortvorteile, die für Düsseldorf sprechen?
Kreke: Dass Düsseldorf ein Beauty- und Modezentrum ist, war nicht unser Hauptbeweggrund. Das hat in der Vergangenheit aus Hagen heraus gut funktioniert. Aber wir werden es zukünftig leichter haben, den ein oder anderen internationalen Top-Mitarbeiter für Douglas zu gewinnen, weil der Standort logistisch besser zu erreichen ist. Wir verhandeln gerade über Objekte im Düsseldorfer Osten, deswegen können wir derzeit noch keinen Stadtteil benennen, der Umzug ist aber für den Herbst geplant.
Welche Auswirkungen ergeben sich aus dieser Entscheidung für die Mitarbeiter?
Kreke: In Düsseldorf werden 550 Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz finden. Aus Hagen gehen die kundennahen Verwaltungsbereiche nach Düsseldorf. Nicht umziehen werden weitere 400 Mitarbeiter, die in Hagen in den Bereichen IT, Buchhaltung und Finanzen arbeiten. Leider ist mit dieser Maßnahme auch ein Arbeitsplatzabbau von 130 Stellen deutschlandweit verbunden. Diese Stellen fallen bei den vier Vertriebsregionen und nur zum Teil bei der Kern-Verwaltung weg.
Trotzdem betonen Sie, dass Douglas gut dasteht …
Kreke: Auf jeden Fall. Wir haben in den letzten Jahren Marktanteile hinzugewonnen und Wachstum wie Ertrag steigern können. Douglas ist zum führenden europäischen Beauty-Händler geworden, im Bereich des Handels über alle Kanäle haben wir Maßstäbe gesetzt.
Trotzdem müssen sich alle Händler einem immer stärkeren Wettbewerb stellen. Reine Online-Händler werben aggressiv im Markt, und gleichzeitig gehen unsere Lieferanten zum Teil mit Mono-Label-Stores direkt auf unsere Kunden zu.
Und wie werden Sie dieser Herausforderung begegnen?
Kreke: Wir investieren mehr als 100 Millionen Euro zusätzlich in die wichtigen Wachstumstreiber. Also in die Stärkung der Marke Douglas, in den Ausbau des Produktangebotes der Eigenmarken, in die Verbesserung des Einkaufserlebnisses in den Filialen und in das Thema Omni-Channel. Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, dass die Douglas-Filialen von den jetzt beschlossenen Maßnahmen nicht betroffen sind. Im Gegenteil, hier wird sogar zusätzliches Geld in die Hand genommen.
Sind mit den 100 Millionen auch Zukäufe verbunden?
Kreke: Nein, diese Summe geht ausschließlich in die vier genannten Bereiche. Aber selbstverständlich wollen wir auch weiterhin über Zukäufe Marktanteile hinzugewinnen.
Und was bedeutet der Umzug der Zentrale für Sie persönlich, Herr Kreke?
Kreke: Als Familie fällt uns das natürlich schwer. In Hagen liegen die Wurzeln des Unternehmens. Persönlich, und da spreche ich für die gesamte Familie Kreke, fühlen wir uns in Hagen ausgesprochen zuhause und werden hier bleiben. Mein Arbeitsplatz wird auch weiterhin in Hagen sein. Als Aufsichtsratsvorsitzender bin ich nicht mehr so stark wie bisher in das operative Geschäft eingebunden. Wir haben uns als Unternehmerfamilie jedoch bewusst für diesen Umzug entschieden. Dies ist keine Entscheidung gegen Hagen, sondern eine für Douglas.
Der Oberbürgermeister der Stadt Hagen, Erik O. Schulz, war sehr überrascht von der Entscheidung …
Kreke: Uns war es wichtig, dass wir zuerst unsere Mitarbeiter informieren und dann erst das nahe Umfeld. Dafür bitte ich um Verständnis. Mittlerweile habe ich selbstverständlich auch mit der Stadtspitze gesprochen.