Hagen. Ein Blick über den Tellerrand. Während der mögliche Baumwipfelpfad über dem Hasper Stadtwald in Hagen auf ersten Gegenwind stößt, haben andere Städte das Projekt liebgewonnen.

  • Laufsteg über den Bäumen ist umstritten in Hagen
  • Andere Städte haben den Schritt gewagt
  • Keine schweren Eingriffe in die Natur

In Sachen Waldwipfelpfad im Hasper Stadtwald hat der Landschaftsbeirat am vergangenen Dienstag sein Urteil gefällt und das Projekt aus Gründen des Naturschutzes grundsätzlich abgelehnt. Das letzte Wort in dieser Sache hat aber der Hagener Rat. Wir haben in drei deutschen Städten nachgefragt, in denen der Baumwipfelpfad Wirklichkeit geworden ist oder noch wird: Gab es Gegenwind für das Projekt? Und wie läuft es heute?

Bad Camberg (Hessen)

Im hessischen Hintertaunus ist der gleiche Investor am Start wie in Hagen: das Unternehmen Forest Adventures. „Das Projekt ist bei uns von Anfang an positiv aufgenommen worden“, sagt der Bauamtsleiter von Bad Camberg, Hans Saufaus, „alle Naturverbände waren gleich mit im Boot, bei uns gab es keinen Gegenwind. Es soll in Verbindung mit dem Baumwipfelweg auch Waldpädagogik angeboten werden. Das ist eine sinnvolle Verknüpfung.“ Eröffnung soll im kommenden April sein.

Ähnlich wie in Hagen mit der Gaststätte „Zur Hinnenwiese“ und der Gaststätte Kaiser-Friedrich-Turm liegt auch in Bad Camberg ein Restaurant unmittelbar neben dem Baumwipfelpfad-Gelände. „Das konnten wir super lösen. Forest Adventures wird auf seinem Gelände nur einen Verkaufsstand für Speisen platzieren.“ Mit einer schlanken Karte. Beide dürften noch dazu gegenseitig ihre Parkplätze nutzen.

St. Englmar (Bayern)

Im niederbayrischen St. Englmar ist der Wipfelweg längst Wirklichkeit. Erwachsene spazieren für 7,50 Euro darüber, Kinder für 5 Euro. „Für uns ist das Projekt ein Segen“, sagt Hans Amann aus der dortigen Gemeindegeschäftsstelle. „Von Anfang an gab es volle Unterstützung. Das Projekt hat Arbeitsplätze und Touristen-Frequenz zu uns gebracht. Dazu Nein zu sagen, war hier bei uns niemals eine Option. Und es ist nicht richtig, dass dadurch ein negativer Eingriff in die Natur stattfindet. Diese Sorge ist unberechtigt.“

Waldbröl (NRW)

Im oberbergischen Waldbröl ist mit dem Baumwipfelpfad „Panarbora“ ein Umweltbildungsstandort entstanden. Es werde dabei auf die Vielfalt des edukativen touristischen Angebots sowie des ganzheitlichen umweltpädagogischen Auftrags geachtet, erklärt das Deutsche Jugendherbergswerk, das den Park in Waldbröl eröffnet hat. Das Verhältnis des Menschen zur Natur sei von einer wachsenden Entfremdung gekennzeichnet. Das Projekt steuere gegen diese Entfremdung.

„Am Anfang war die Stimmung nicht gut in der Stadt. Im Rat gab es aber nie Vorbehalte“, sagt Rolf Knott aus dem Bauamt von Waldbröl. „Aber: Die Natur wurde durch die Errichtung nicht zerstört und es hat einen touristischen Schub gebracht. Heute sind alle sehr zufrieden.“

Der Investor

„Wir wählen die Standorte so aus, dass möglichst wenig Schaden für die Natur entsteht“, sagt Tobias Spindler, Geschäftsführer von Forest Adventures.Man sei zuversichtlich, dass es in Hagen keinen offensichtlichen Ausschlussgrund für das Fünf-Millionen-Projekt geben werde. Aus den Bezirksvertretungen Mitte und Haspe habe man zudem positive Signale erhalten.