Wehringhausen..
Hinter den dicken Wänden standen lange Bänke in Viererreihen. Bis zu 1000 Menschen kauerten auf engem Raum zusammen und warteten in dieser unwirtlichen Welt auf die Detonationen. Sie zitterten um ihre Familien, die in den Quartieren auf der anderen Seite der Straße wohnten. Hatten sie es in die schützenden Bunker geschafft? Standen die Wohnhäuser noch? Oder würden sie vor dem Nichts stehen, wenn sie nach Feierabend den Heimweg antraten?
Besonderer Ort für die Wissenschaft
Horst Klötzer lehnt sich gegen die schwere Eisentür und schiebt sie mit beiden Händen auf. Die Wände sind karg. „Gasschleuse“ steht auf einer geschrieben. Von der Decke hängt eine vergitterte Leuchte, die zuletzt vermutlich vor 68 Jahren gebrannt hat. Fenster, die das warme Licht der Frühlingssonne hineinlassen, gibt es nicht.
Für die Wissenschaft ist dieser Ort ein besonderer. Einer, wie es ihn nur noch selten gibt. „Bis 2004 hat die Stadt Hagen ihre Bunker gewartet“, sagt Klötzer, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter für das Historische Centrum tätig ist. „Da ist vieles einfach überstrichen worden. Eine Bunkeranlage, die wie diese weitestgehend in ursprünglichem Zustand erhalten ist, findet man nur sehr selten.“ Nach dem Krieg geriet der Bau mit der rund 80 Zentimeter dicken Stahlbetondecke offenbar in Vergessenheit.
Der Firmenbunker der Accumulatorenfabrik (Varta) liegt unterhalb des Geländes, auf der die Bahnhofshinterfahrung den Verkehr um Wehringhausen herumführen soll. Bagger fahren vor dem Betonbau, der in einen Hang eingelassen ist. „Große Teile des Bunkers müssen abgerissen werden“, sagt Klötzer über die rund 110 Meter lange und vier Meter breite Anlage. „Drei Schutzräume aber wollen wir erhalten. Sie sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“
Die Bunkerräume und vieles von dem, was sich darin befindet. „Die Schutzräume waren mit einer Frischluftanlage versehen“, so Klötzer, „einerseits mussten die Menschen mit Sauerstoff versorgt werden, andererseits ging es darum, einen Überdruck aufzubauen. Die Angst vor Gasangriffen war riesig. So sollte verhindert werden, dass Kampfstoffe durch Undichtigkeiten in den Bunker gelangen konnten.“
Straßenzüge in Schutt und Asche
Eine Viertelstunde dauerte es in der Regel vom Voralarm bis die Fliegerformationen der Alliierten am Himmel auftauchten. „Allerdings funktionierten gegen Kriegsende die Sirenen kaum noch“, so Klötzer. Aber die Angriffe trafen in der Regel nicht das Firmengelände. „Auf den Luftaufnahmen ist zu sehen, dass ganze Straßenzüge in Wehringhausen in Schutt und Asche lagen, die Accumulatorenfabrik aber kaum etwas abbekam.“
Wann genau der Bunker in Betrieb genommen wurde, lässt sich nicht rekonstruieren. „Wir gehen davon aus, dass das in den Jahr en 1942/43 der Fall war“, so Klötzer. „Die Schutzräume waren wohl allein für die Varta-Mitarbeiter bestimmt. Ihre Familien sind in andere Hagener Bunker geflüchtet.“
140 davon hat Klötzer noch auf seiner Liste. Große und kleine, die heute als Kellerraum genutzt werden. Zeitzeugen haben den Hagener Historikern von den Bauten erzählt. Möglichst viele wollen Klötzer und seine Kollegen noch erforschen.