Hagen-Hohenlimburg.. Wir sitzen in der ersten Stuhlreihe der reformierten Kirche in Hohenlimburg. Es ist kühl und die gesprochenen Worte hallen – als Echo von den dicken Steinmauern – durch das leere Kirchenschiff. Doch es sind warmherzige Worte einer jungen Pfarrerin, die für zwei Gemeinden verantwortlich ist und Kraft aus ihrer unumstößlichen Lebensfreude schöpft.
„Gemeinde ist mehr als nur Gottesdienst“. Davon ist Pfarrerin Dr. Tabea Esch überzeugt und genau deshalb liebt sie ihre Arbeit in der reformierten Kirchengemeinde Hohenlimburg, der sie seit 2014 vorsteht. Die promovierte Theologin trat die Nachfolge von Dr. Thorsten Jacobi an, der in Belgien ein neues Aufgabenfeld übernahm.
Zwei Gemeinden, eine Pfarrerin
Zu den größten Herausforderungen zählt die seelsorgerische Betreuung zweier Gemeinden. Denn seit November 2011 besteht zwischen den reformierten Gemeinden Hohenlimburg und Wiblingwerde eine pfarramtliche Verbindung.
„Beide Gemeinden arbeiten selbstständig. Sie teilen sich lediglich eine Pfarrerin“, so die 36-Jährige. Vom Stress dieser Doppelbelastung ist kaum etwas zu spüren. Wenn man mit Tabea Esch über ihre Arbeit, ihre Ziele und ihre Auffassung von Glauben spricht, strahlt sie über das ganze Gesicht. Sie sieht tatsächlich nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung.
Sie selbst glaubt, dass sie nicht das Bild einer klassischen Pfarrerin vermittelt. „Ich suche das Gespräch mit Menschen nicht, weil ich Pfarrerin bin und man dies eventuell von mir erwartet. Ich komme einfach gerne mit Menschen ins Gespräch und begegne diesen immer mit großer Offenheit“, sagt sie. Das gesprochene Wort ist nicht nur im Gottesdienst ein wichtiges Element. Für die Pfarrerin ist es eine Brücke zu Menschen, die sie gerne beschreitet.
Freude am gemeinsamen Gespräch
Der Grund dafür liegt unter anderem in ihrer Vergangenheit. Ihre mehrjährige Arbeit im Hospiz hat die Pfarrerin intensiv geprägt. „Ich habe dort unglaubliche Erfahrungen gemacht. Man kann von Menschen, die im Sterben liegen, sehr viel lernen.“
Die Freude am gemeinsamen Gespräch ist auch ein Grund für die Harmonie zwischen den beiden Gemeinden. „Eine Gemeinde zeichnet sich meiner Meinung nach durch Menschen aus, die im Glauben zusammenfinden und ihre Stärken, Schwächen aber auch Hoffnungen teilen“, so die Mutter eines vierjährigen Sohnes. Sie selbst sieht sich dabei als Teil eines Teams und setzt auf die gemeinsame Arbeit. „Ich möchte, dass wir eine sichtbare Gemeinde sind, die sich nicht versteckt. Das bedeutet auch, dass man für Menschen da ist, die dieser Gemeinde nicht angehören“, erklärt Dr. Esch. Sie spielt damit auch auf die aktuelle Flüchtlingshilfe an, die die Gemeinde leistet.
Als Pfarrerin muss sie auch Zukunfts-Managerin sein: „Wir müssen uns stetig mit der Frage beschäftigen, wie man Gemeinde entwickeln kann. Der demografische Wandel ist spürbar, weil das Verhältnis von Getauften und Sterbenden in einem Ungleichgewicht steht.“
Gottesdienste vom Hang zur Musik geprägt
Daher beschäftigt sie sich intensiv damit, wie man Kirche an Jugendliche herantragen kann. Für ihre Konfirmanden nimmt sie sich viel Zeit und hat auch den kirchlichen Unterricht in Hohenlimburg reformiert. „Wir haben ein Konzept erstellt, das vom klassischen Unterricht abweicht. Ich treffe mich samstags mit den Jugendlichen und biete zudem donnerstags Eventabende an, an denen ich mit den Konfis unterschiedliche Veranstaltungen plane“, so Esch, die damit auf die langen Schultage der jungen Christen reagiert. „Die Jugendlichen sind einfach gelöster, weil sie nicht im Stress des schulischen Alltags versinken.“
Die gemeinsame Arbeit zwischen Wiblingwerde und Hohenlimburg ist für die Theologin ein wichtiger Schritt. „Ich möchte versuchen, dass wir über den Tellerrand hinaus schauen. Man sollte versuchen, auch mit anderen Gemeinden der Region gemeinsam zu arbeiten“, so Esch, die zwar in Freudenberg geboren wurde, sich in Hohenlimburg aber pudelwohl fühlt.
Die Gottesdienste in der reformierten Kirche sind nicht selten von ihrem Hang zur Musik geprägt. Und sie hat in der kurzen Zeit mit ihrer Violine schon oft für zauberhafte Klänge im Gotteshaus gesorgt.