Wehringhausen.

Noch herrscht Stille auf dem Areal des einstigen Varta-Werkes. Die Hallen entlang der Weidestraße sind längst leergezogen. Selbst jene dunklen Gestalten, die auf der Suche nach hochwertigen Buntmetallen die Gebäude heimlich durchstöberten, mussten längst erkennen, dass in den Betriebsstätten des Batterieherstellers in Wehringhausen sich nichts Lukratives mehr versilbern lässt. Mit der Ruhe vor dem Sturm ist es im März jedoch vorbei. Dann soll der Abriss des Gebäudekomplexes beginnen und somit der Bau der Bahnhofshinterfahrung für die Hagener auch tatsächlich erlebbar werden.

„Derzeit läuft die Ausschreibung für den Abriss von 160.000 Kubikmetern umbauten Raums“, gehen Baudezernent Thomas Grothe und Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH), davon aus, dass die Vergabe des Millionen-Auftrages im Februar erfolgt und somit im März der Baubeginn für das 66,6-Millionen-Euro-Projekt erfolgen kann. Das Stahlbetonskelett der Produktionshallen wird vor Ort zerlegt und dann mit Lkws abtransportiert. Gleiches gilt für die Metallträger des Funktionsbaus und die zahllosen kunststoffbeschichteten Bleche, die die Außenhaut der Gebäude bilden und für das federführende Abrissunternehmen angesichts der Massen sicherlich noch einen erklecklichen Erlös erbringen dürften.

Altlasten werden eingekapselt

Die zerlegten Teile werden dann über die B 7 abtransportiert: „Angesichts von 36.000 Fahrzeugen, die sich ohnehin tagtäglich über die Bundesstraße bewegen, dürften die Zusatzverkehre wohl kaum ins Gewicht fallen“, geht Bihs davon aus, dass die hinzukommenden Baustellenbewegungen für keine zusätzlichen Probleme sorgen.

Der Abbruch beschränkt sich auf die oberirdischen Gebäudeteile. „In den Untergrund möchten wir möglichst wenig eingreifen, weil sich dort die größten Altlastenrückstände befinden“, weiß Grothe, dass dort die Produktionsabfälle wie Arsen, aber auch Schwermetalle wie Blei und Cadmium aus 150 Industriejahren schlummern. Nach heutigem Stand der Technik wird dieser Boden nicht mehr ausgebaggert sondern eingekapselt. Damit soll verhindert werden, dass das kontaminierte Erdreich bis ins Grundwasser sickert. „Das ist Standard und hat sich bei der Aufbereitung der Industriebrachen im Ruhrgebiet bereits mehrfach bewährt“, so Grothe. Beim Hagener Projekt muss hier vor allem bei der Errichtung der Ufermauern zur Ennepe darauf geachtet werden, dass die Böden vom Wasser unangetastet bleiben. Die Erdmassen werden im Rahmen des Bahnhofshinterfahrungsprojektes vor allem dafür verwendet, um zwischen Hinterfahrung und Wohnbebauung einen Lärmschutzwall zu modellieren, der dann mit Hilfe geschweißter Folien und wasserundurchlässiger Lehmböden eingekapselt wird. Außerdem wird überschüssiges Material zur Anschüttung der Rampe genutzt (Massenausgleich), die auf die einstige Bahntrasse in Richtung Eckesey führt.

Beim Wirtschaftsbetrieb Hagen geht man derzeit davon aus, dass der Wehringhausener Abschnitt der Bahnhofshinterfahrung bis zur Weidestraße einschließlich der Anbindung des Kuhlerkamps bis 2016 realisiert ist. Die Ausschreibung der eigentlichen Baumaßnahme – hier handelt es sich um 15 Gewerke – beginnt im Mai. Der Zuschlag soll dann im September erteilt werden, so dass Anfang 2013 mit dem Straßenbau begonnen werden kann.