Wehringhausen.. Einen Hit nach dem anderen landet das Kulturzentrum Pelmke in Wehringhausen mit seinen Trash-Partys. Die Feten mit der Kult-Musik aus den 90er Jahren sind der Renner. Am Samstag, 3. November, beginnt um 22 Uhr die nächste Trash-Party.

Ganz ehrlich: Wer von uns Kindern aus den 80ern hätte sich in den 90er Jahren getraut zuzugeben, dass er sich die neue CD von DJ Bobo gekauft hat? Oder von Peter André, dem schmalzigen Waschbrettbauch-Womanizer, der „Mysterious Girl“ hauchte? Oder von den Backstreet Boys, eine von so vielen 90er-Boygroups wie es Sterne am Himmel gibt? Heute hat die schnulzig-schrille Zeit einen Namen: „Trash.“ Und wer für DJ Bobo vor rund 15 Jahren nicht den Finger gehoben hat, reißt heute auf Trash-Partys beide Arme in die Luft, wenn seine Songs gespielt werden. Für das Kulturzentrum Pelmke sind die regelmäßigen Kult-Feten ein musikalischer Volltreffer.

Es war eine Wette. Eine, die so richtig den Ehrgeiz in Stephanie Zöphel geweckt hatte. „Pelmke? Das kann nicht laufen. Falsches Konzept“, hatte eine Kollegin orakelt, „du kriegst hier kein neues Publikum hin.“

Spagat zwischen Pelmke- und Nicht-Pelmke-Gängern

Heute ist klar: Diese Wette hat die Kollegin verloren. Und beim Blick auf die Tanzfläche alle zwei Monate wird ihr das in aller Schrillheit auch deutlich vor Augen geführt. Da lässt dann nämlich jenes Publikum die Schuhsohlen qualmen, das mit alternativer Kultur eigentlich gar nichts am Hut hat. „Es kommen immer noch viele Fragen danach, wo eigentlich die Toiletten sind“, sagt Zöphel. Mit der Trash-Party, auf der ausschließlich 90er-Jahre-Musik gespielt wird, ist der Spagat zwischen Pelmke- und Nicht-Pelmke-Gängern gelungen.

Die Idee ist eine Sache, ihre Zündung eine andere. „Wir waren uns am Anfang auch nicht sicher, wo die Sache hinführen könnte“, sagt Zöphel, Chefin des Programms in der Pelmke und ehemaliger DJ. „Das Gute war, dass es aus den 90ern fast nur CDs gibt. Wir haben alle unsere Schränke durchwühlt und sind in Plattenläden und auf Flohmärkte gegangen.“ Im Februar 2009 war das Arsenal voll. Die erste Fete stieg. „Die zweite Party war dann schon ausverkauft“, sagt Zöphel.

Abspacken

Die Pelmke hat vorgelegt in Sachen Trash-Partys. Und in Hagen vermochte noch kein anderer Laden so recht nachzuziehen. „Die Bude ist immer voll“ sagt Zöphel. In der Tat stehen die „Trasher“ alle zwei Monate Schlange vor dem Kulturzentrum. Sie wollen Take That hören. Und David Hasselhoff und Mr. President. 90er eben.

Aber wieso? Wie konnte diese Musik plötzlich so einen Kult-Status erlangen? „Es sind einfache Texte. Jede Nummer hat einen Ohrwurm-Faktor und man kann einfach wunderbar darauf ,abspacken’“, sagt die Pelmke-Macherin. ,Abspacken’ – es braucht ein Wort, das der Duden nicht kennt, um die Faszination „Trash“ zu erklären.

Wahrscheinlich ist aber auch, dass eine gehörige Portion Nostalgie und ein Schuss musikalische Ironie dazugehören, wenn vor allem die männlichen Gäste zu „Barbie Girl“ von Aqua oder „Never forget“ von Take That auf Touren kommen. Entschuldigung: ,abspacken’.

Irgendwann muss man einfach mal das Licht anmachen

Das Wort „Trash“ deutet bereits darauf hin. Auf Deutsch bedeutet es Müll. Wobei hier eher, ohne die Trash-Kultur abwerten zu wollen, ein kulturelles Produkt mit geringerem geistigen Anspruch gemeint ist.

„Wenn wir „Never forget“ von Take That zu später Stunde auflegen, können wir die Lautstärkeregler komplett runterdrehen“, sagt Stephanie Zöphel. Die Leute gehen, um es mal salopp zu formulieren, regelrecht steil. „Barbie Girl“ und „Looking for freedom“ gehören daneben zu den absoluten Trash-Knallern.

Um 22 Uhr beginnt das Getümmel vor der Pelmke. Um 5 Uhr morgens soll in der Regel Schluss sein. „Irgendwann muss man einfach mal das Licht anmachen“, sagt Zöphel. Am kommenden Samstag, 3. November, ist es wieder soweit.