Hagen-Mitte.. Während des Neujahrsempfangs des Theaterfördervereins kam es während der Rede des Kulturdezernenten Huyeng zu Zwischenrufen und Störungen. Die Theaterfreunde empören sich über weitere Sparvorhaben, die Kürzungen für das Theater bedeuten, während der Aufwand der Stadtverwaltung nicht verringert wird.

Aufgeheizt war die Stimmung beim Neujahrsempfang des Theaterfördervereins. So aufgeheizt, dass etwa 20 Besucher während des Grußwortes des Kulturdezernenten Huyeng aufgebracht den Zuschauerraum verließen. Aber der Reihe nach . . .

Davon, dass der gastgebende Theaterförderverein keinen Kuschelkurs fahren werde, gingen die mehr als 300 Besucher – Fördervereinsmitglieder, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur – aus. Und so eröffnete auch Klaus Hacker den Empfang mit den Worten: „Sie erwarten von mir politische Worte und dass ich den Finger in die Wunde lege. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

„Streichungen und Schließungen überall"

Der 1. Vorsitzende des Theaterfördervereins prangerte die Vorgehensweise der Politik an, die zusätzlich zu den 1,2 Millionen Euro, die das Hagener Haus bis 2016 einsparen muss, weitere 1,5 Millionen Budgetkürzungen einfordert. „Die zehnprozentige Zusatzeinsparung im Kulturetat hat der Rat am 28. November beschlossen.

Weitere 1,5 Millionen Euro kann die Bühne mit seinem Musiktheater, Orchester, Ballett und Jugendtheater, die im Vergleich zu anderen NRW-Musiktheatern die geringste finanzielle Unterstützung pro Sitzplatz bekommt, aber nicht stemmen.

Vor diesem Hintergrund werden wir uns nicht am Stammkapital an der im August an den Start gehenden gGmbH beteiligen.“ Hacker enttäuscht weiter: „Streichungen und Schließungen überall – nur nicht im Verwaltungsbereich. Die Stadtverwaltung soll erst mal ihre eigenen Sparvorgaben erreichen. Doch die Anzahl der Dezernentenstellen und Ratsmitglieder hat sich in den letzten Jahren nicht verringert.“

Top-Inszenierungen in 2013

Aber der unermüdliche Kämpfer für die Kultur fand auch lobende Worte über die Spielzeit 2013 mit Top-Inszenierungen wie „Carmen“ oder dem Opernabend „Meisterfeier – Happy Birthday Britten, Verdi, Wagner“. Er würdigte die Arbeit der jungen Bühne Lutz („50 Prozent der Jugendlichen haben in Hagen einen Migrationshintergrund. Und das wird im Lutz vorbildlich aufgegriffen“ und die Leistungen des Balletts mit seinem Sympathieträger Ricardo Fernando an der Spitze.

Ein vielsagendes Raunen ging durch den Saal, als Thomas Huyeng die Bühne betrat. Der Kulturdezernent vertrat Oberbürgermeister Jörg Dehm, der (gemeinsam mit weiteren NRW-Stadtspitzen) nach Berlin unterwegs war, um Finanzgespräche zu führen.

Einige Mitglieder fühlten sich provoziert

Vor dem Hintergrund der flammenden Hacker-Rede habe er, Huyeng, sich dazu entschlossen, nun doch nicht die Grußworte des OBs vorzulesen, sondern frei zu sprechen. Wohl ein Fehler, wie die Zwischenrufe etlicher Besucher zeigten. Huyeng bescheinigte dem Haus einerseits Leuchtturm-Qualitäten sowie eine große Bedeutung für Südwestfalen und ins Ruhrgebiet hinein und beteuerte mehrfach, niemand wolle das Theater zerstören oder es in Frage stellen.

Er betonte aber dennoch, der Rat hätte angesichts der mehr als desolaten Finanzsituation der Stadt Hagen nichts anderes als besagte 10-Prozent-Kürzung im Kulturbereich beschließen können. Unverständlich für einige Besucher - sie fühlten sich provoziert und verließen den Raum.

Intendant Norbert Hilchenbach servierte den Gästen eine satirisch-sarkastische Zukunftsvision, versprach aber dennoch: „Wir werden weiterspielen – auch die nächsten 100 Jahre.“