Hagen..
Die knapp 30 Lehrer der Realschule Emst betraten ihren Arbeitsplatz zuletzt in gedrückter Stimmung.
Nicht anders erging es ihren Kollegen an den Grundschulen Kückelhausen in Haspe und Erwin Hegemann in Altenhagen. Grund für die Katerstimmung: Alle drei Schulen befinden sich auf der Streichliste des Schulentwicklungsplanes, den der Bonner Gutachter Wolf Krämer-Mandeau vorstellte.
„Ich bin sehr traurig“, sagte Maria Jüttemeier, Leiterin der Erwin-Hegemann-Schule, die als sozialer Brennpunkt gilt und an der bis zu 80 Prozent aller Schüler einen Migrationshintergrund haben. Dies gilt als Grund dafür, dass viel weniger Kinder als an anderen Grundschulen den Sprung auf ein Gymnasium schaffen. „Wir arbeiten in einem schwierigen Umfeld“, betont die Schulleiterin und verweist auf das ambitionierte Förderprogramm ihrer Lehranstalt: „Ich bin sicher: Wenn unsere Schule abgeschafft wird, dann landen demnächst viele Kinder, die wir an eine Hauptschule bringen, auf einer Förderschule.“
Eine Eingangsklasse
Während die Hegemann-Schule immerhin durchgehend zweizügig ist, hat es in Kückelhausen bereits zum zweiten Mal in Folge nur zu einer Eingangsklasse gereicht. Derzeit wird die Lehranstalt von 24 Erstklässlern besucht, insgesamt sind es noch 120 Schüler. „Dass wir auf die Streichliste geraten, war ja abzusehen“, so Rektorin Susanne Kühnau (42), die das Amt seit einem Jahr kommissarisch versieht, weil Schulleiterin Bieck schon 2010 auf den schleichenden Abwärtstrend reagierte und zu einer Schule mit langfristiger Perspektive wechselte. „Ich arbeite gerne hier“, so Susanne Kühnau. „Aber ich brauche ein Signal, um weiter zu arbeiten. Ich bin einfach froh, wenn endlich eine Entscheidung fällt.“
Ob die Politiker den Streichvorschlägen des Gutachters folgen werden? Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses, hält die Grundschul-Empfehlungen für ausgewogen. Auch den radikalen Schnitt, den die Gründung von sechs Sekundarschulen, in denen alle Haupt- und Realschulen aufgehen sollen, bedeutet, unterstützt sie: „Die Hauptschule ist ein gestorbenes Kind. Wir dürfen die Reform jetzt nicht im Sande versickern lassen.“
Die einzige weiterführende Schule, die den Plänen zufolge ohne Nachfolgeeinrichtung von der Bildfläche verschwinden soll, ist die Realschule auf Emst. Deren Leiter Dieter Prepens (61) beklagt, dass der Eltern- und Lehrerwille nicht berücksichtigt worden sei: „Es wäre sinnvoll, nicht alle Realschulen aufzugeben und diese Schulform weiterhin anzubieten.“ Auf dem Tisch lägen bislang lediglich Pläne eines externen Gutachters: „Nun müssen die Menschen, die hier leben, zu Wort kommen.“