Hagen. Bodo Sonnenschein, Mark-E-Kunde, ärgert sich über den hohen Strompreis und ist sauer, dass er beim Versorger niemanden erreicht.
Bodo Sonnenschein ist sauer. Der heimische Stromversorger Mark-E hat ihm jüngst das seitenlange Schreiben zur Strompreisänderung ab dem ersten Januar 2013 zukommen lassen.
66 Prozent Steigerung seit 2008
Sonnenschein hat nachgerechnet und stellt fest: „Die Preise sind seit 2008 um 66 Prozent gestiegen.“ Dass er sich bei der Mark-E bislang noch nicht mal persönlich beschweren konnte, weil die Service-Hotline zuletzt so gut wie nicht erreichbar war, macht den ehemaligen Lehrer des Theodor-Heuss-Gymnasiums doppelt wütend.
Sonnenscheins Hauptkostenpunkt in seiner Wohnung in Holthausen ist eine Mitte der 1980er-Jahre installierte Fußboden-Heizung mit Nachtspeicher. 2008 kostete der Brutto-Haupttarif noch rund 16 Cent pro Kilowattstunde. 2013 werden es rund 27 Cent sein. Sein Nachtspeicher verbraucht 10.000 Kilowattstunden jährlich. Der Normalstrom liegt bei 3500 jährlichen Kilowattstunden. „Das ist eine Preissteigerung von 66 Prozent. Haben wir als Privatleute denn auch mehr verdient in den vergangenen fünf Jahren? Ich spüre davon bei meinem Lohn nichts.“
Kunde kommt nicht durch
Jahrelang hätte er aus vertraglichen und aus Gründen der Alternativlosigkeit seinen Anbieter nicht wechseln können, erklärt Sonnenschein. Jetzt steige das Frustpotenzial. Seit 14 Tagen versuche er, sich bei der Service-Hotline der Mark-E zu beschweren. Erfolglos. Er kommt nicht durch. „Neben den gestiegenen Kosten, vor allem den sogenannten Beschaffungskosten, ist das echt die Höhe. Das ist absolute Kundenunfreundlichkeit.“
Und Sonnenschein legt noch mal nach: „Der Mittelstand wird über Niveau zur Kasse gebeten. Die Leute zahlen sich wund.“
Versorger kauft von Energiebörse
Bei der Mark-E ist man darauf bedacht, dem Kunden exakt zu erklären, warum sich der Strompreis zum 1.1.2013 nach Jahren des stabilen Preisniveaus nun erhöht. Pressesprecher Andreas Köster: „Wir als Versorger kaufen den Strom an der Energiebörse – zum Teil mit mehrjährigem Vorlauf – ein. Im Wettbewerb kommt es vor, dass man zwischenzeitlich auch mal größere Energieabnehmer als Kunden verliert. Das ist nicht planbar. Die damit über Bedarf beschafften Strommengen haben wir wieder verkauft, allerdings in diesem Fall zu niedrigeren Preisen.“ Die entstehende Differenz schlägt sich zum Beispiel in den sogenannten Beschaffungskosten nieder.
Der Großteil der Preiserhöhung wird im Anschreiben an die rund 230.000 Mark-E-Kunden mit dem umfangreichen Auflagen-Werk begründet. Auf etlichen Seiten kriegt der Kunde aufgelistet, welchen Zwängen der heimische Stromversorger dabei ausgesetzt ist (z.B. EEG- und Offshore-Zulagen).
Nach dem die Mark-E ihren Kunden die Strompreisänderung bekannt gegeben hatte, fing bei den Stromempfängern die Rechnerei an. Daraufhin entschlossen sich viele Kunden zu einer Erhöhung ihrer Abschläge, was bei Mark-E das Callcenter total überlastete. Die Folge: Viele Anrufe konnten gar nicht erst angenommen werden.
Für Bodo Sonnenschein ist das absolut inakzeptabel. „Ich bin zahlender Kunde und erwarte Dienstleistung. Aber ich bin das von den Tochterunternehmen der Stadt so gewohnt. Alles, was ausgesourct wurde, versucht sich nur zu bereichern.“
Die Mark-E bittet Kunden, die ihren bisherigen Abschlag erhöhen wollen, darum, es entweder telefonisch (die Nummer findet man z.B auf seiner Abrechnung) oder per mail an info@mark-e.de, zu tun. Köster: „Einfach das Vertragskonto und die gewünschte Abschlagserhöhung nennen.“