Eilpe. Oft ist das Tierheim überbelegt, jetzt stehen teilweise Zwinger leer. Tiere werden nicht leichtfertig vermittelt. Überprüfungen laufen anders.

In zahlreichen Tierheimen stehen deutschlandweit Zwinger leer – seit Beginn der Coronakrise gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Haustieren. Auch im Hagener Tierheim zeigt sich diese Entwicklung. „Ja, es gibt deutlich mehr Interessenten und mehr Anfragen von Menschen, die sich ehrenamtlich hier einbringen möchten“, betont Leiterin Stefanie Ackermann.

„Wir waren oft überbelegt. Aktuell stehen drei, vier große Zwinger leer. Eine gewisse Anzahl müssen wir immer freihalten, aber wir liegen in der Belegung momentan unter dem Schnitt. Das können wir jetzt für kleine Nachbesserungen nutzen.“ Angst vor einer „großen Rückgabewelle“ habe sie nicht. Denn in Hagen gebe man die Tiere keineswegs leichtfertig an neue Besitzer ab – die Vorkontrollen und Vermittlung haben sich nur verändert.

Digitale Führung durch neues Zuhause


Durch Corona seien keine Besuche bei den Interessenten zuhause möglich. „Man musste kreativ werden und aus der Situation das Beste machen“, sagt die Tierheimleitung. Ein erstes Kennenlernen und Treffen finde im Tierheim zwar statt. Vorkontrollen würden jetzt aber auf digitalem Weg abgewickelt. Interessenten würden beispielsweise ihre Wohnungen oder Häuser filmen, um den Tierheim-Mitarbeitern so die Umgebung zu zeigen, in der das neue Haustier leben könnte.

„Das hat bisher ausgesprochen gut funktioniert. Wir haben daher keine Sorge, dass die Tiere bald wieder bei uns landen, wir können das alles sehr gut filtern, auch über Fragebögen, die wir vorab ausgeben“, betont Ackermann, die auch weiß, dass in den vergangenen Wochen wieder einige Fundkatzen in die Einrichtung kamen. „Aber das waren keine erschreckend hohen Zahlen, mit denen wir da zu tun hatten.“

Städtisches Tierheim Hagen
Städtisches Tierheim Hagen © Unbekannt | Hans Blossey


Dass einige Zwinger jetzt leer stehen, habe sicherlich auch damit zu tun, dass in den vergangenen Wochen und Monaten kaum Welpen aus illegalen Transporten in die Hagener Einrichtung kamen.

„Weil die Grenzen zu waren, hat das im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Das ist eine spürbare Entlastung“, sagt Stefanie Ackermann.

Denn die Hunde, die aus dem Ausland kommen, müssen eigentlich zuerst in Quarantäne, ohne Kontakt zu den anderen Tieren.

„Durch die aktuellen Entwicklungen haben wir die Chance, einige Zwinger jetzt zu Quarantäne-Zwingern für die Hunde aus dem Ausland, die Erreger mitschleppen können, umzubauen. Beispielsweise ist dort ein neuer Bodenbelag nötig.“

Hunde sind ruhiger geworden


Auch die gesamte Tiervermittlung laufe coronabedingt anders. Interessenten können sich zu gezielten Tieren melden. Das Tierheim stellt dann erste Infos und Fotos bereit, organisiert ein erstes Treffen oder verweist auf andere Einrichtungen, wenn kein passendes Tier dabei ist.

„Wir freuen uns immer über Menschen, die ernstes Interesse an einer Adoption haben und sich das Tierheim anschauen, auch über Schulbesuche. Aber es ist schon so, dass auch oft Leute herkommen, um sich einfach alles einmal anzuschauen, quasi wie bei einem Zoo-Besuch. Seitdem die vielen Besuche weniger geworden sind, sind die Hunde ruhiger geworden“, erklärt Stefanie Ackermann.


Das Wohl der Tiere stehe für alle Mitarbeiter immer an erster Stelle. Auch die Gassi-Gänge seien sichergestellt: Stamm-Gassi-Gänger können weiterhin die Hunde ausführen.

Spontane Besuche sind nicht möglich, um eine Infektion zu vermeiden. „Das wäre fatal. Wir sind die Bezugspersonen der Tiere, unter denen auch schwierige Fälle sind. Wir müssen sicherstellen, dass der Betrieb hier weiterlaufen kann.“