Bausenhagen. Ziel ist Ulm: der Bausenhagener Spielmannszug möchte 2025 an der Deutschen Meisterschaft der Spielmannszüge teilnehmen. Worauf es jetzt ankommt.

Ab 14.20 Uhr heute, Samstag, 9. November, ist Daumen drücken angesagt. Dann beginnt, einen pünktlichen Ablauf vorausgesetzt, im münsterländischen Heiden das gut zehnminütige Vorspiel des Spielmannszuges Bausenhagen. Und danach entscheidet sich, ob der Verein mit seinen über 40 Musikerinnen und Musikern im kommenden Jahr auch an der Deutschen Meisterschaft der Spielmannszüge teilnehmen darf.

Zunächst Qualifikation auf nordrhein-westfälischer Ebene

Am Samstag ist zunächst die Qualifikation auf nordrhein-westfälische Ebene. Die Spielleute aus der Palz in Fröndenberg reisen dafür mit einem Bus ins Münsterland und wollen vor der Jury ihr Bestes geben. In Zahlen ausgedrückt lautet das musikalische Ziel 80 Punkte. Die Platzierung spielt keine Rolle im Wettbewerb mit anderen Gruppen, erklärt der Vorsitzende des Vereins Marcel Nierhoff, nur die Punkte entscheiden über den Erfolg. Und das wäre die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften der Spielleute am langen Christi Himmelfahrt-Wochenende Ende Mai 2025. Im Rahmen des deutschen Musikfestes ist es die Kategorie Konzertflöte, in der sich die Fröndenberger als ein kleiner Teil dieser riesigen Veranstaltung messen wollen. Insgesamt werden über 360 Musikvereine und Gruppen dort sein. Und Marcel Nierhoff wie auch andere Mitglieder sind optimistisch, dass die nötigen Punkte heute zusammenkommen: „Wir schaffen das! Die Stücke klangen schon richtig gut“, sagt der Vorsitzende mit Blick auf die Probenphase, die schon einige Monate läuft und nach dem umfangreichen Schützenfestprogramm im Sommer so richtig intensiv durchstartete.

„Wir schaffen das! Die Stücke klangen schon richtig gut.“

Marcel Nierhoff
Vorsitzender

Spielleute möchten sich mal wieder einer Jury stellen

An solch einem Wettbewerb, der durchaus regelmäßig ausgetragen wird, hat der Bausenhagener Spielmannszug in jüngerer Zeit nicht teilgenommen, erzählt Marcel Nierhoff. Nur noch die sehr erfahrenen Mitglieder können sich an Wettstreite erinnern, wo etwa auch das Marschieren bewertet wurde. Nun aber, in einem modernen Gewand angeboten, möchten sich die Spielleute wieder mal einer Jury stellen. Die Zustimmung dazu sei auf der Jahreshauptversammlung einmütig ausgefallen. Bestärkt auch durch Ermutigung und Rückmeldung von außen: „Leute sagen uns immer wieder, dass wir ein guter Spielmannszug sind“, betont Nierhoff. Gut besuchte, stimmungsvolle und in Erinnerung bleibende Konzerte in Fröndenberg in verschiedenem Rahmen von Kirche bis Gesamtschulaula zeugen davon. Abwechslungsreiche konzertante Musik, das sei außerdem eine schöne und auch notwendige Abwechslung zum jährlichen Schützenfestprogramm mit vielen Märschen und Stimmungsliedern, die vielen auch musikalisch schon in Fleisch und Blut übergangen sind. „Manche Musiker sagen dann, nur für diese Stücke brauchen wir nicht zur Probe kommen“, sagt Marcel Nierhoff mit Blick darauf, sich als Gruppe auch immer wieder Herausforderungen und Ziele zu setzen, um daran musikalisch wie auch gemeinschaftlich zu wachsen. „Die Probenbeteiligung zuletzt war enorm.“

Spielmannszug Bausenhagen
Der Spielmannszug Bausenhagen bei einer der letzten Proben vor dem Wettbewerb am Samstag. © Spielmannszug Bausenhagen | Spielmannszug Bausenhagen

„Traditionell modern“ als neuer Slogan

Und was erklingt nun heute um 14.20 Uhr in Heiden? „The Glacier Express“ ist ein zeitgenössisches Stück, welches eine Fahrt in dem genannten Zug durch die Schweiz und das atemberaubende Bergpanorama beschreibt, über Brücken in schwindelerregender Höhe, unzählige Tunnel, durch strahlende Schneefelder oder blühende Almwiesen und mit beeindruckenden Ausblicken. Das alles verwandelt sich hier in Klang. „Passing on the flame“ wiederum wurde für einen anderen Spielmannszug geschrieben, passe aber auch inhaltlich wie musikalisch toll nach Bausenhagen, so Nierhoff. Geht es doch hier um das Weitergeben der Flamme einer langen Tradition, die modern und ansprechend in die Zukunft geführt werden soll. Da sind also traditionelle Marschelemente dabei ebenso wie moderne Klänge. „Und ein heftiger, rhythmischer Rock-Teil.“ Eben alles genauso wie der Spielmannszug Bausenhagen, der sich zum 100. Geburtstag 2022 den neuen Slogan „Traditionell modern“ gab.

„Wir wollen da erstmal bescheiden reinschnuppern.“

Marcel Nierhoff

Vor allem der musikalische Leiter Hendrik Schwarzkopf, zusammen auch mit seinem Stellvertreter Dominik Nierhoff, hat in den letzten Wochen detailliert mit den Schützlingen an den beiden Kompositionen gearbeitet. Die Anforderungen seien hoch, so Marcel Nierhoff: „Vom Blatt spielen können wir das nicht, mussten alles zusammen erarbeiten.“ Dafür war zuletzt auch ein echter Profi an der Flöte als Dozent da, brachte den so wichtigen Blick von außen und verschiedene Tipps mit. Aber man wollte die Anforderungen auch nicht zu hart machen. Deshalb entschied man sich bei der nun ersten Meisterschaftsteilnahme für die zweite Kategorie des Wettbewerbs. „Wir wollen da erstmal bescheiden reinschnuppern“, sagt Nierhoff. Trotzdem ist das ehrgeizige Ziel da. Und innerhalb der zweiten Kategorie seien die Stücke oberes Level, man habe als Verein auch schon Werke der höchsten Kategorie bewältigt. Das wichtigste, so Nierhoff: Das Einüben habe allen viel Freude gemacht. Worauf es heute vor der Jury noch ankommt sind eine saubere Intonation der Instrumente, gemeinsamer und passender Rhythmus, mehr Lautstärke wie auch zarte Klänge an den passenden Stellen und damit auch insgesamt das richtige Gefühl der Musik zu transportieren.

Für Ulm schon über 100 Betten auf dem Campingplatz reserviert

Die Ergebnisse und den möglichen Erfolg der Qualifikation gibt es dann auch schon am heutigen Samstag, inklusive musikalisch-technischer Resonanz für die Dirigenten. An den Erfolg glaubt der Spielmannszug, hat für Ulm 2025 sogar schon über 100 Betten auf einem Campingplatz reserviert, schon lange vor der Vorausscheid, auch angesichts der riesigen erwarteten Teilnehmerzahl in der Donaustadt. „Die Vorfreude auf einen großen Vereinsausflug ist also auf jeden Fall schon da“, lacht Marcel Nierhoff.