Fröndenberg. Hochklassige Literatur trifft auf feine Kulinarik. Dieses Erfolgsrezept geht beim Autorenherbst mit Martin Walker erneut voll auf.
Es ist nicht irgendeine Lesung, zu der Andreas Wallentin an diesem Samstagabend eingeladen hat. Das zeigt der große Andrang. 100 Menschen wollen im Restaurant „Il Campo“ Literatur und Kulinarik miteinander verbinden. Sie alle freuen sich auf den Bestsellerautor Martin Walker, der seinen neuen Roman „Im Château“ vorstellten wird. Walker ist längst Stammgast beim Autorenherbst – und schon zum wiederholten Male am Golfclub Gut Neuenhof zu Gast.
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Dass Andreas Wallentin ausgerechnet den Schotten immer wieder dann verpflichtet, wenn es auch um feine Gerichte und gute Weine geht, ist kein Zufall. Martin Walker ist Kriminalautor, aber er widmet sich in seinen Romanen und dem Ermittler Bruno, Chef de police, immer auch dem Périgord und seiner Genüsse. Schon zum 16. Mal ermittelt Bruno, nachdem es bei der Nachstellung einer Schlacht im Ort Sarlat zu einem Todesfall kommt. Tausende Menschen sitzen im Publikum und werden Zeugen – und doch tappen die Ermittler im Dunklen. Bruno muss eine Gruppe von Freunden, die sich aus dem Silicon Valley kennen, im namensgebenden „Château“ (dt.: Schloss) beschützen.
Martin Walkers Worte sind fein gewählt. Es geht ihm nicht nur darum, einen ungewöhnlichen Kriminalfall zu erzählen. Tatsächlich genügt er auch hohen literarischen Ansprüchen. Walker schreibt seine Romane in englischer Sprache, anschließend werden sie übersetzt. Der deutsche Markt, das macht Walker am Rande der Veranstaltung klar, ist ein besonderer. „Es ist speziell, dass Autoren hier ihre Bücher so vorstellen dürfen und die Deutschen kaufen auch viel mehr Bücher als zum Beispiel die Franzosen“, weiß er.
Walker spricht hervorragend Deutsch, bezeichnet seine Sprachkenntnisse allerdings selbst als primitiv. Und so freut sich der Bestsellerautor, dass er auch an diesem Abend Klaus Ullrich als seinen Freund, wie er ihn bezeichnet, an seiner Seite weiß. Klaus Ullrich übernimmt einmal mehr den deutschen Lesepart. Martin Walker gibt Erklärungen zu „Im Château“ auf Deutsch, liest aber lieber in englischer Sprache. Klaus Ullrich und Martin Walker sind ein exzellentes Lese-Paar. Beide belassen es nicht beim Vorlesen. Betonungen, Gesten, Blicke – das Publikum verfolgt die Vorträge mit größter Aufmerksamkeit. Dass es dem Team des „Il Campo“ gelingt, die Gäste in aller Stille zu bedienen, macht den Abend noch mehr zu einem Erlebnis.
Zwischen den Lesebeiträgen gibt es ein Drei-Gänge-Menü. Eine Steinpilzsuppe als Vorspeise, Crème brûlée als Dessert – dazwischen das Hauptgericht, wahlweise Wildgulasch, Lachs oder Crêpes mit Ratatouille. Der Abend wird in jeglicher Hinsicht zu einem Genuss. Dabei können die Gäste jederzeit das Gespräch mit dem Erfolgsautoren ins Gespräch kommen. Trotz seiner 77 Lebensjahre ist Martin Walker fit, spricht mit seinen Fans und signiert natürlich zahlreiche Bücher. Wenn er liest – aber auch, wenn er Klaus Ullrich zuhört – ist ihm die Begeisterung an seinen Texten anzumerken. Vier Wochen lang ist er jeden Tag auf einer Bühne in Deutschland zu erleben. Dennoch wirkt es so, als sei der Roman gerade erst erschienen.
Walkers Dank gilt am Ende eines langen und dennoch kurzweiligen Abends auch Andreas Wallentin, „the great bookseller“. Nachdem Walker, wie man es inzwischen von ihm kennt, zum Abschluss in einem französischen Chanson die Liebe besungen hat, nehmen sich der Veranstalter und der Bestsellerautor herzlich in den Arm. Auf dem Weg nach Hause haben viele Gäste nicht nur viele schöne Erinnerungen und neue Bücher dabei, sondern auch eine Flasche Wein aus der Region Bergerac, in der Bruno, Chef de police, ermittelt.
„Im Château“ von Martin Walker ist als Hardcover im Diogenes-Verlag erschienen. Der Kriminalroman mit 378 Seiten kostet 26 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. (ISBN 978-3-257-07288-4)