Fröndenberg-Frömern. Asphalt des Johannes-Kirchplatzes in Frömern reißt erst und gibt dann nach. Versorgungsleitungen könnten betroffen sein.
Dieser Tag verspricht eindrucksvolle Bilder: Die Evangelische Kirchengemeinde Frömern hat ihm lange entgegengefiebert. Das restaurierte Kreuz samt Wetterhahn soll nach fast dreieinhalb Jahren wieder auf den Turm der Johanneskirche gehievt werden. Dafür braucht es einen Schwerlastkran. Der schafft es sogar, die recht steile Auffahrt zum Kirchplatz hinaufzufahren. Während das Fahrzeug dort steht und die Mitarbeiter die spektakuläre Aktion vorbereiten, erläutern Pfarrer Gisbert Biermann und Kirchbaumeister Hans Bücker im Innern der Kirche die Hintergründe.
Gemeinde bestaunt das Turmkreuz bei der Erntedankfeier
Für die Interessierten vor Ort bietet sich letztmalig die Gelegenheit, das restaurierte Kreuz aus nächster Nähe zu betrachten. Die Gemeinde hat es zur Erntedankfeier im Altarraum aufgestellt. So konnten sich alle Gläubigen das von Kunstschmied Rafael Jürgens aus Meschede-Wennemen restaurierte Kreuz genau ansehen – mitsamt Wetterhahn und Kugel. Dabei war eines besonders wichtig: Auf keinen Fall darf das sakrale Schmuckstück berührt werden, die Haut könnte das Blattgold beschädigen. Selbst der Schmied, der an diesem besonderen Tag natürlich auch dabei ist, zieht sich weiße Stoffhandschuhe an, wenn er es berühren muss.
Aus der Nähe sind Details zu erkennen, die auch mit dem besten Fernglas auf dem Turm nicht mehr zu sehen sind: So sind auf dem Wetterhahn die Daten zu lesen, an denen der mit Blattgold überzogene Kupferhahn schon früher restauriert wurde. Der Hahn ruht auf einer Metallkugel, die dafür sorgt, dass er sich bei Wind und Wetter dreht. „Das wird alles bewusst einfach gemacht. Würden wir ein klassisches Kugellager einbauen, müsste das nach rund zehn Jahren schon wieder ausgetauscht werden“, erklärt Rafael Jürgens. Der Schmied hat viel Erfahrung mit Turmkreuzen und an dem Frömerner Exemplar etwa zwei Wochen lang gearbeitet.
Zeitkapsel erinnert zukünftige Generationen an die jüngste Sanierung
Unter dem Kreuz befindet sich eine Kugel. In der hat er, als das Kreuz in seiner Werkstatt war, eine Zeitkapsel gefunden, die auf die letzte Sanierung aus dem Jahr 1965 verwies. Darin enthalten waren ein Schriftstück mit den Unterschriften aller damaligen Presbyter, ein Exemplar der Kirchenzeitung „Unsere Kirche“ und ein Exemplar der Zeitung „Das Parlament“. Die Zeitkapsel wurde jetzt neu gefüllt. Neben einem aktuellen Schriftstück wurde auch ein Gemeindebrief dazugelegt.
130 Kilogramm wiegt das Kreuz, das mehrere Männer schließlich aus der Kirche heraustragen und auf Böcken ablegen. Noch läuft alles wie geplant. Der Schmied fettet den Hahn noch einmal ein. Pfarrer Biermann zeigt unterdessen seine große Dankbarkeit. Das Denkmalamt des Landes Nordrhein-Westfalen, der Evangelische Kirchenkreis Unna, der Verein zur Förderung und Erhaltung der Johanneskirche Frömern und Einzelspender aus dem Dorf haben die Sanierung möglich gemacht. Besonders gern erinnert sich der Pfarrer an das Gemeindefest im Jahr 2023, bei dem noch einmal viel Geld erwirtschaftet wurde – und das wurde auch dringend gebraucht.
„Wir dachten zunächst an einen normalen Sturmschaden. Bei der Begutachtung hat sich dann aber gezeigt, dass auch an der Turmspitze Schäden entstanden sind.“
Nach einem Sturm im Mai 2021 stand das Kreuz schief. „Wir dachten zunächst an einen normalen Sturmschaden. Bei der Begutachtung hat sich dann aber gezeigt, dass auch an der Turmspitze Schäden entstanden sind“, erinnert sich Pfarrer Biermann. Das besonders Unglückliche: Die Versicherung winkt ab, übernimmt den Schaden nicht. Es sei eben kein normaler Sturmschaden. 270.000 Euro veranschlagte die Gemeinde, denn angesichts des ohnehin aufgestellten Gerüsts entschied man sich für eine umfangreichere Sanierung und nicht nur die Sanierung des Kreuzes.
Kreuz auf Frömerns Kirchturm gehievt: 26 tolle Bilder
Zurück zum Kirchplatz. Dort machen sich in den Gesichtern der Beteiligten zunehmend Sorgenfalten breit. An einer Stelle zeigt der Asphalt des Kirchplatzes Risse – genau dort, wo einer der vier Stützpfeiler des Kranwagens Halt finden soll. Schließlich gibt der Boden nach, der Kran sackt an dieser Stelle ein stückweit ein. Die Fachleute müssen handeln. Mit einem Holzbalken klopft ein Arbeiter den Boden ab, um mögliche Hohlräume zu lokalisieren. Letztlich entscheiden die Beteiligten, den Kranwagen ein paar Meter weiter vorne zu positionieren – das erweist sich als goldrichtig.
Die Panne sorgt dafür, dass der Kirchplatz zumindest teilweise saniert werden muss, doch das ist aktuell nicht die größte Sorge. Stattdessen beobachten rund 20 Menschen vor Ort, wie sich der Haken des Krans langsam senkt. Die Blicke richten sich nach oben. Um das Kreuz sind inzwischen Schlaufen gelegt worden, an denen es nach oben getragen werden soll. Als die eingehakt sind, wird es ernst. Das Kreuz wird leicht angehoben, einer der beiden Böcke entfernt. Nur wenige Momente später schwebt das Kreuz in Richtung Kirchturm. Smartphones werden gezückt und Kameras. Fotos und Videos sollen an diesen Moment erinnern. Ein Mitarbeiter der Franz Bracht KG steuert sogar eine Drohne, die Aufnahmen aus der Luft macht.
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Möglicherweise liegen Versorgungsleitungen unter dem Kirchplatz
Auf dem Turm wartet unterdessen das Team um den Schmied Rafael Jürgens. Die Aufgabe der Männer ist es, das Kreuz in 43 Metern Höhe in Empfang zu nehmen und es zu montieren. Alles läuft reibungslos, die unten Wartenden können aufatmen. Kirchbaumeister Hans Bücker schaut noch einmal besorgt auf den Asphalt des Kirchplatzes. Ob sich unter der beschädigten Stelle möglicherweise Versorgungsleitungen befinden und ob diese beschädigt wurden, muss noch geprüft werden.