Fröndenberg/Menden. Buchhändler Andreas Wallentin lädt immer wieder zu spektakulären Lesungen ein, da passte Krimiautor Cay Rademacher genau in die Reihe.

Für den Mendener Andreas Wallentin ist Lesung nicht gleich Lesung, er bietet den Zuhörern immer auch das berühmte Drumherum. Sind es nun besondere Örtlichkeiten, ist es eine spezielle Moderation, der Veranstalter hat immer eine Überraschung im Ärmel. So wurde nun beim Besuch des Krimiautoren Cay Rademacher ins Fröndenberger Restaurant „Il Campo“ am Golfplatz „Gut Neuhof“ eingeladen, zum spektakulären Menü mit kriminellem Ambiente.

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„Ich habe mir selbst einen langgehegten Wunsch erfüllt“, verrät der Mendener. „Ich wollte diesen Mann schon immer mal in unsere Region holen, jetzt hat es beim bereits elften Buch endlich funktioniert.“ Er hoffe, dass in den nächsten Stunden das südfranzösische Flair richtig durch den Raum schwappt, dass das gemäßigte Klima der Provence ein bisschen auch das gerade kalte Klima in Deutschland erwärmt. Tatsächlich spielen sich die aktuellen Geschehnisse mit dem inzwischen durch zehn aufgeklärte Fälle bekannten Capitaine Roger Blanc im idyllisch am Étang de Berre gelegene Château Richelme, einem exklusiven, vielfach ausgezeichneten Weingut, ab. Und dieses liegt in der Provence.

Niemand wird vermisst gemeldet

Nach der kurzen Begrüßung durch Andreas Wallentin gab es den ersten Einblick in den dubiosen Fall durch den Autor: „Als eine Kameradrohne zur Kontrolle über die Reben fliegt, erfasst sie für wenige Sekunden zufällig eine Frau, die leblos in der Garrigue liegt. Die Winzerin alarmiert den Capitaine, doch als der das Weingut erreicht, ist die Unbekannte spurlos verschwunden. Niemand wird vermisst gemeldet, es gibt keine brauchbare Spur.“ Cay Rademacher verdeutlichte die Problematik: „Keine Leiche, kein Fall, eigentlich nichts, was den Polizeibeamten interessieren sollte.“ Bevor es dann tiefer in die Geschichte hineinging, wurde erst zur „Kürbiscreme Suppe“ eingeladen.

Lesung Rademacher
Cay Rademacher lebt inzwischen in Frankreich, hat seine Romanhelden auch dort angesiedelt. © WP Menden | Peter Benedickt

Der Schriftsteller klärte im Anschluss darüber auf, dass in den Weinbergen der Einsatz von Drohnen durchaus sinnvoll sind, denn etwa bei der „Goldgelben Vergilbung“ können die verfärbten Blätter schnell entdeckt werden, ohne den kostspieligen Einsatz von Personal, der auch noch zeitaufwändiger ist. Nach einem weiteren Einblick in die Geschehnisse auf dem Château Richelme, konnte zwischen Vegetarisch (Gnocchi), Fischig (Edelfischroulade, „hier ist auch etwas französisch dabei, die Dijon-Senf-Sauce“) oder Fleischig (Geschnetzeltes „Züricher Art“) gewählt werden.

Lesung Rademacher
Natürlich wurden am Ende die Bücher von Autor Cay Rademacher signiert. © WP Menden | Peter Benedickt

Andreas Wallentin leitete dann den letzten Abschnitt der Veranstaltung ein, freute sich noch einmal neben vielen Stammgästen auch einige neue Gesichter entdeckt zu haben und verriet, dass der Autor niemals ein Kochbuch schreiben würde. Das Warum erklärte der Verfasser im Anschluss: „In Frankreich wird meist nach Gefühl gekocht, da wird nicht nach Gramm gefragt, ein Kochbuch verkauft sich in Frankreich schlecht bis gar nicht.“

Beginnt alles mit der Lösung oder dem Fall

Nach dem letzten Abschnitt, in dem dann doch das Misstrauen des Capitaine Roger Blanc geweckt wurde, ging es in einer Fragerunde weiter: „Womit beginnen Sie ihre Arbeit, mit der Lösung oder doch mit dem Fall?“ Tatsächlich beginnt alles mit einem Fall und tatsächlich haben die meisten Fälle sogar einen realen Hintergrund: „Ich pflege Verbindungen zu entsprechenden Stellen, schau auch mal nach ‚Cold Cases‘, mische dann Fantasie mit Realismus.“ Zu den Figuren gibt es Parallelen, zwar werden Name, Äußeres, Charakter geändert: „Aber ich kann schließlich nicht aus einem Bösen einen Guten machen, aus einem Riesen keinen Zwerg.“ Namen sind etwas Besonderes, sie müssen zur Gegenwart passen.

„In Frankreich wird meist nach Gefühl gekocht, da wird nicht nach Gramm gefragt, ein Kochbuch verkauft sich in Frankreich schlecht bis gar nicht.“

Cay Rademacher
Krimiautor
Lesung Rademacher
Gespannt lauschten die Gäste den Ausführungen des Schriftstellers. Cay Rademacher stand auch bei zahlreichen Fragen Rede und Antwort. © WP Menden | Peter Benedickt

Im aktuellen Roman etwa fließt die Bekanntschaft mit einem benachbarten Winzer ein: „Der konnte mir viele Details verraten, beispielsweise der Hinweis, dass das Klima eine Menge Einfluss auf den Geschmack und die ‚Gesundheit‘ der Pflanze hat.“

Überhaupt sei bei einer Serie wie mit Capitaine Roger Blanc einige Besonderheiten zu beachten. Die Geschichte muss über die einzelnen Ausgaben hinweg erzählt werden: „Ist mein Protagonist verheiratet, hat er eine Tochter, und ist in Lyon geboren, kann er nicht zwei Jahre später aus Paris stammen und schon immer verzweifelter Junggeselle sein.“

Die Aufklärung des realen Falles würde Schwierigkeiten bringen

Es gibt weitere Nachteile, wie Cay Rademacher augenzwinkernd zugab: „Ich hoffe, dass zwischen dem Schreiben und der Herausgabe meines Buches dann keine Aufklärung des beschriebenen Falles erfolgt, denn dann müsste ich ja das Ende umschreiben, wenn es da Unterschiede geben sollte, und die würde es geben.“ Ist der Fall dann erst einmal ausgesucht, kommt mit der Zeit auch eine logische Lösung, dies wäre keine Schwierigkeit.

„Aber ich kann schließlich nicht aus einem Bösen einen Guten machen, aus einem Riesen keinen Zwerg.“

Cay Rademacher
Krimiautor
Lesung Rademacher
Gespannt lauschten die Zuhörer den Auszügen aus dem elften Krimi von Cay Rademacher mit Capitaine Roger Blanc. © WP Menden | Peter Benedickt

Die Frage „Ob er denn alle seine Figuren mag“ kam ein schnelles „Ja“, um nach ein bisschen Überlegung noch ein „zumindest die meisten“ hinterher zuschieben. Das Schreiben geht eigentlich relativ zügig, fast dreiviertel der Zeit wird in die Recherchen investiert, pro Jahr entsteht ein Buch.   

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Bevor dann das Dessert „Joghurt-Mango Parfait“ serviert wurde, gab Cay Rademacher noch zu: „Ich bin erstmals in dieser Region, aber bei diesem Ambiente würde ich mich freuen, noch einmal eingeladen zu werden.“