Fröndenberg. „Fröndenberger“ Dachse beschäftigen nicht nur Bundesbahn und Pendler. TV und Hochglanz-Magazine sehen darin ein deutschlandweites Thema.

WDR, Spiegel und Stern sahen die Meldung, dass Dachse mit ihren Höhlen auf der Bahnstrecke Fröndenberg – Unna den Dammkörper so instabil gemacht haben, dass dort kein Zugverkehr mehr möglich war, als so interessant für die Öffentlichkeit an, dass sie in aller Breite darüber berichteten.

Was zu Beginn noch wie ein zwar lästiger, aber doch zu behebender Schaden aussah, entpuppte sich durch genauere Untersuchungen als „unendliche Geschichte“. Die Deutsche Bahn rechnet inzwischen damit, dass allein die Planungs- und Genehmigungsphase mehrere Jahre dauern wird.

Da immer wieder die Rede davon ist, Personen- und Güterverkehr unter anderem wegen Klima- und Umweltschutz von der Straße auf die Schiene zu verlagern, entstand hier ein Thema, welches viele Menschen, auch aus der weiteren Region, enorm beschäftigt.

Wie geht es denn weiter mit der Strecke?

So fragt Johannes Schmoll, Pressesprecher Eisenbahnfreunde Hönnetal, provokativ: „Wie geht es weiter mit der Strecke Unna – Fröndenberg? Diese Frage beschäftigt uns Eisenbahnfreunde ebenso wie viele Fahrgäste seit dem ersten Tag der Sperrung am 22. Juli 2022, also nun seit mehr als zwei Jahren.“ Er stellt aber gleich auch fest: „Sie wird uns noch weiter beschäftigen, ja, natürlich verstehen wir alle, dass ein von Dachsen unterhöhlter Bahndamm nicht sicher ist, dass Züge deshalb hier nicht gefahrlos passieren können.“

Auf der Hönnetalbahn zwischen Fröndenberg und Unna geht derzeit nicht mehr. Dachse haben einen Damm unterhöhlt und ein regelrechtes Tunnel-Netzwerk angelegt.
Auf der Hönnetalbahn zwischen Fröndenberg und Unna geht derzeit nicht mehr. Dachse haben einen Damm unterhöhlt und ein regelrechtes Tunnel-Netzwerk angelegt. © Westfalenpost | Tobias Schürmann

Seit Ende 2023/Anfang 2024 hat sich allerdings nichts Neues mehr ergeben, so dass die Mitglieder der Eisenbahnfreunde das Problem in Erinnerung bringen wollen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

„Was wir brauchen, sind klare Aussagen und Entscheidungen und zwar für die Eisenbahn“

Johannes Schmoll
Pressesprecher Eisenbahnfreunde Hönnetal

„Wie geht es denn nun weiter?“ fragt Johannes Schmoll. „Seit über zwei Jahren verkehren auf dieser kurzen, aber nicht unwichtigen Achse, keine Züge mehr. Täglich müssen hunderte Reisende auf den Bus ausweichen oder wechseln gleich zum Auto. Und der Bahn selbst fehlt eine nötige Umleitungsstrecke.“ Erstaunen zeigt sich: „Und das alles wegen der Dachsen?“

Mehrere Fragen drängen sich auf

Dann geht es ins Detail: „Mehrere Fragen drängen sich auf – ohne dass wir uns hier in Schuldzuweisungen ergehen wollen. Wie kann es sein, dass es jahrelang niemandem auffällt, dass eine ganze Kolonne von Dachsen offenbar völlig ungestört mehrere Kilometer Bahndamm untergräbt?“

„Mehrere Fragen drängen sich auf – ohne dass wir uns hier in Schuldzuweisungen ergehen wollen.“

Johannes Schmoll
Pressesprecher Eisenbahnfreunde Hönnetal

Und weiter: „Wie kann es sein, dass diese Tiere offensichtlich einen höheren Stellenwert genießen, als die vielen Menschen, die auf die Eisenbahn angewiesen sind, beziehungsweise die mit der Nutzung der Eisenbahn ihren Teil zum Umweltschutz beitragen möchten? Warum müssen Entscheidungsprozesse so dermaßen lange dauern, wo doch wirklich Eile geboten ist?“

Die Eisenbahnfreunde machen sich Sorgen und schauen dabei bereits in die Zukunft: „Mit jedem Tag, an dem nichts passiert, werden sich die Dachse weiter in den Bahndamm graben und – was noch schlimmer ist – verfällt auch der bis dato noch nutzbare Teil der Strecke. Schon jetzt wachsen die ersten Bäume in den Gleisen und wer weiß, welche Tiere sich dort noch ansiedeln und mit ihrer Anwesenheit den Fortbestand der Strecke gefährden, weil sie vielleicht auch zufällig unter Naturschutz stehen. Es wäre nicht die erste Strecke, bei der sich Fragen des Naturschutzes als Bremsklotz erweisen, was angesichts der Systemvorteile der Eisenbahn genau in Fragen des Umweltschutzes, geringer CO2-Ausstoß und Flächenverbrauch, kaum verständlich ist.“

Die Katze beißt sich in den Schwanz

„Wo liegen die Prioritäten?“ fragen sich die Eisenbahnfreunde: „Zählen nur noch die Dachse, spielen die Probleme der Menschen keine Rolle? Um es klar zu sagen, wir sind als Eisenbahnfreunde absolute Befürworter des Naturschutzes. Aber dieser muss Grenzen haben! Die Grenzen liegen da, wo es 1. gegen die mehrheitlichen Interessen von Menschen geht und 2., wo die negativen Effekte einer Naturschutzmaßnahme eben diese aushebeln.“

Die Eisenbahnfreunde Hönnetal sorgen sich um die Strecke Fröndenberg - Unna.
Die Eisenbahnfreunde Hönnetal sorgen sich um die Strecke Fröndenberg - Unna. © EFH | Johannes Schmoll

„Die Katze beißt sich in den Schwanz: Der Dachs kann sich im Bahndamm austoben, während ein ganzer Teil der früheren Bahnnutzer nun mit dem eigenen Auto die Straßen und die Luft weiter belastet“, wird bemängelt. „Was wir brauchen, sind klare Aussagen und Entscheidungen und zwar für die Eisenbahn. Der Großraum Menden und Fröndenberg braucht die Schienenanbindung an die Kreisstadt Unna und die dort erreichbaren Anschlüsse nach Dortmund, Hamm oder Soest.“

„Es braucht Informationen darüber, wann die Menschen mit der Wiederaufnahme des Bahnverkehrs rechnen können. Sonst kommen wieder die unsinnigen Forderungen nach einem Radweg auf der Bahntrasse auf, der die Verkehrsleistung einer Eisenbahn nicht im Ansatz erreichen würde“, so der Wortlaut im Brief. Um dann festzustellen: „Und natürlich wäre auch hier der Dachs im Weg.“

„Wir freuen uns, wenn die Entscheidungsträger sich für die Wiederherstellung der Bahnstrecke Unna - Fröndenberg aussprechen, hoffen aber auch, dass genau das so schnell wie möglich passiert“, werden die Verantwortlichen aufgefordert, weiter tätig zu werden.