Fröndenberg. Das Geld ist knapp, verschreibungsfreie Medikamente sind teuer. Um Bedürftige zu unterstützen gibt es in Fröndenberg das „grüne Rezept“.
Das Fröndenberger Bündnis für Familie, die Tafel und die vier Apotheken vor Ort haben 2014 erkannt, dass es für Bedürftige oftmals schwierig ist, Medikamente zu bezahlen und sorgen mit dem „grünem“ Rezept für Unterstützung.
Gesundheitsvorsorge ist wichtig, doch oft fehlt das Geld für dringend benötigte Arzneimittel, meist bei den Menschen, die sowieso jeden Cent drei Mal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben können. Gespart wird dann in den meisten Fällen bei den existentiellen Bedürfnissen, bei den Lebensmitteln und der Gesundheit. Das diese Ersparnis sich nicht positiv auf das körperliche Befinden der Betroffenen auswirkt, liegt auf der Hand.
Seit 2014 in Fröndenberg etabliert
2014 sah die damalige Gleichstellungsbeauftragte Birgit Mescher einen TV-Bericht über die hohen Kosten bei Arzneimitteln. Dabei wurde ein Modell aus Dülmen erwähnt. Dort wurde eine Medikamententafel etabliert, um die entsprechende Klientel zumindest ein bisschen zu entlasten. Die Idee schien Mescher durchaus für Fröndenberg geeignet, so dass Gespräche mit den entsprechenden Personen geführt wurden, die sich durch die Bank vorstellen konnten, das Konzept in der Ruhrstadt ebenfalls einzuführen.
„Früher kamen mehr Rezepte, jetzt sind es vielleicht noch rund 20 im Monat.“
Der Ablauf ist so einfach wie möglich gehalten: Die Tafel muss bei ihren Kunden immer die Bedürftigkeit feststellen. Wenn die festgeschriebenen Bedingungen erfüllt sind, gibt es einen Ausweis, der zum Einkauf in der Einrichtung berechtigt und ein Jahr gültig ist. Diese „Tafellegitimation“ wird nun dem Arzt vorgelegt, der damit erkennt, dass sein Patient berechtigt ist, ein „grünes“ Rezept ausgestellt zu bekommen. Der Mediziner gibt darauf eine Empfehlung ab, welches nicht verschreibungspflichtige Medikament die Heilung unterstützt oder beschleunigt. Bei der Vorlage in der Apotheke wird dann nur die Hälfte der Kosten fällig, den Rest trägt das Bündnis für Familien. Hier ist ein Topf eingerichtet, über Sponsorengelder finanziert.
„Wir haben jetzt bereits mehr als 400 Kunden“
Kurt Potthoff von der Fröndenberger Tafel: „In den Anfangsjahren hatten wir die Abrechnung übernommen, doch diese Bürokratie hat uns nur bei unserer weiteren ehrenamtlichen Arbeit belastet. Deshalb gaben wir diese Aufgabe ab.“ Wer die Zahlen kennt, kann verstehen, dass die Verantwortlichen über jede Entlastung froh sind, denn: „Inzwischen haben wir mehr als 400 Kunden, wir stoßen bald an unsere Grenzen.“ Freitag für Freitag (Ausgabetag) gibt es neue Rekordergebnisse bei den Einnahmen, eine Mindestsumme muss für das Erworbene schließlich gezahlt werden: „Immer wieder müssen neue Ausweise erstellt werden.“ Kurt Potthoff gibt zu, dass er mit diesen explodierenden Zahlen nicht gerechnet hat. Er weiß aber auch: „Viele Berechtigte kommen aus Schamgefühl noch nicht einmal.“ Es habe mal einen Fall gegeben, dass privat die Waren nach Hause geliefert wurden: „Weil er sich schämte, wollte sich der Mann nicht in der Reihe anstellen.“
Die Zahlen für Rezepte allerdings sind rückläufig, tendieren teils sogar gegen Null. „Ich weiß nicht, wann wir mal zuletzt diesen Fall hatten, früher wurde das Angebot doch genutzt“, so Claudia Pöstges von der Stifts-Apotheke. „Vielleicht müssen die Tafelkunden darauf hingewiesen werden, dass es diese Möglichkeit gibt.“
Erkältungsmittel und diverse Salben
Auch Anke Lochmann (Markt-Apotheke) sieht eine sinkende Beteiligung: „Früher kamen mehr Rezepte, jetzt sind es vielleicht noch rund 20 im Monat.“ Meist sind es Erkältungsmittel wie Nasenspray oder Salben, die benötigt werden. Die Idee an sich finden beide Apothekeninhaberinnen nach wie vor hervorragend, sind davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um auch finanzschwächeren Bürgern die Chance zu geben, Gesundheitsfürsorge zu betreiben.
Damit der Sponsorentopf nicht leer wird, sucht die Verwaltung mit Bürgermeisterin Sabina Müller an der Spitze engagierte Unternehmen oder Organisationen, die diese Initiative unterstützen wollen, um die Situation der bedürftigen Familien in Fröndenberg zu verbessern. Müller: „Mit dieser Hilfe können wir sicherstellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu Medikamenten haben, unabhängig von ihrer finanziellen Lage.“
Weitere Infos unter Tel.: 02373/976104 (Ramona Jakobs-Reichert).