Fröndenberg. Er hat sich dem Himmel verschrieben, Markus Paul ist leidenschaftlicher Hobby-Astronom mit hohem Anspruch. Nun stellt er Astrobilder aus.
„Ich hatte mich für die schwerste Kür der Fotografie begeistert – bildete Weltall-Objekte ab, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind“, verrät Markus Paul. Dazu war die passende Ausrüstung ungemein wichtig. „Mein Equipment wog rund 70 Kilogramm, war in elf Koffern und Taschen verstaut, das ist nicht nur mal eben zusammengestellt“, führt der Freiburger, den die Liebe vor Jahren nach Fröndenberg zog, aus.
Es gehört schon extremer Wille dazu, dieses Hobby auszuüben. Der richtige Standort mit freiem Blick auf den Himmel, wolkenlos, gleichbleibende Temperaturen, wegen der Lichtverschmutzung möglichst fern von Ansiedlungen, alles ist wichtig. Sogar die Windstärke spielt eine Rolle, damit das Stativ erschütterungsfrei festen Stand hat. „Die Vorbereitungen begannen damit, dass ich drei Wettervorhersagen von drei verschiedenen Anbietern studierte“, gibt der Fotograf Einblicke. Waren die Voraussetzungen erfüllt, wurde eingepackt. Das Teleskop, die Heizung dafür, die Spiegelreflex, Gegengewichte, Kompass, Rohrschellen, Webcam, Monitor, sogar eine Autobatterie, mussten sicher verstaut werden. Wobei auf dem Wort „sicher“ eine besondere Betonung liegt: „Ich war mal unvorsichtig, in einer Kurve hatte ich das Malheur, da verrutschte alles, einiges war danach defekt.“
Mit Kompass und Wasserwaage ausgerichtet
Selbst der Transport bedurfte genauer Planung, denn der Weg führte auf den 1200 Meter hohen „Schauinsland“, hier gab es die beste Sicht. Zusätzliche Schwierigkeit: Es ging um Wintersternbilder, etwa dem Pferdekopfnebel. Also liegen die Aktivitäten in der kalten Jahreszeit, bis zu minus sieben Grad zeigte das Thermometer. Den Körper warm einpacken sollte helfen, aber mit dicken Handschulen penibel sehr genaue Einstellungen vorzunehmen, gelingt nicht immer.
„Mein Equipment wog rund 70 Kilogramm, war in elf Koffern und Taschen verstaut.“
„Es war anstrengend, teilweise eine richtige Tortur“, beschreibt Markus Paul. Nachdem ein geeigneter Standort auf der Kuppe ausgemacht war, begann der Aufbau. Mit Kompass und Wasserwaage wurde das Konstrukt ausgerichtet, mit dem Fernglas der Polarstern gesucht und die Webcam darauf ausgerichtet. Denn an diesem Stern richtete sich die Position aus, er musste im Sucher immer mittig sein. Da sich die Erde bewegt, wird die Kamera mitgeführt, kontinuierlich jede Sekunde eine unfassbar geringe Strecke. Wäre die Kamera starr, würden die Sterne einen Strich bilden, nicht den gewünschten Punkt. Deshalb die Autobatterie, weil ein Akku bei dieser Belastung schnell schlapp macht.
Vernüftige Aufnahmen mit Serienbelichtung
Nur mit Serienbelichtung sind Bilder möglich, die aus bis zu 35 Millionen Lichtjahren Entfernung zur Erde kommen. 12 Mal jeweils 15 Minuten dauerte eine Sequenz. Oft war die Arbeit umsonst: „Wenn sich etwa ein Flugzeug seinen Weg durch den Aufnahmebereich bahnte, war die komplette Reihe unbrauchbar, ich musste alles wiederholen.“ Auf seinem Zettel standen Fotografien von galaktischem und planetarem Nebel sowie Sternhaufen.
„Es war anstrengend, teilweise eine richtige Tortur“
Der Franzose Charles Messier entdeckte in den 1760er-Jahren zahlreiche Nebel und katalogisiert sie mit M1 bis M110: „Davon habe ich mir auch einige ausgesucht, dies sind so die typischen Ablichtungen für Hobby-Astronomen.“ Erst zahlreiche Aufnahmen übereinander machen die Himmelsobjekte sichtbar. Am Ende standen nach sieben Jahren 20 Bilder in der Größe von Postkarten. Der Anspruch an sich ist hoch, die Qualität muss stimmen, deshalb wurde manches aussortiert.
„Oft machte es nicht den gewünschten Spaß in stockdunkler Nacht bei eisiger Kälte stundenlang auf den Monitor zu starren“, gibt der Hobby-Astronom im Rückblick zu, wendete sich anderen Beschäftigungen zu.
Etwa eineinhalb bis zweieinhalb Stunden Arbeit
In seinem Atelier kam ihm der Gedanke, nach der Vorlage der Fotos die Himmelsbilder in Acryl auf die Leinwand zu bannen: „In jedem Bild stecken circa eineinhalb bis zweieinhalb Stunden.“ Ab Samstag, 3. Februar, 11 Uhr, sind diese ungewöhnlichen Werke in der Fröndenberger Rathausgalerie während der Öffnungszeiten zu besichtigen.
Der Künstler ist in der Ruhrstadt kein Unbekannter, immer wieder hält er Vorträge über das Geschehen am Himmel. Er installierte den astronomischen Lehrpfad Bausenhagen, hier geben auf einem interaktiven Rundweg Modelle und Objekte spannende Einblicke in die Himmelskunde.
Der Heimatpreis wurde ihm für sein großes Engagement zugesprochen, ein Betrag aus dem städtischen „Bürgerbudget“ erlaubt jetzt die Aufstellung einer Liegebank am Lehrpfad: „Den Himmel im Blick“.