Fröndenberg. Nach einem Jahr Arbeit, Herbst 2022 bis Herbst 2023, präsentiert Archivar Jochen von Nathusius Band 3 der Fröndenberger Stadtgeschichte.
„Gute zwölf Monate intensives Gestalten von den ersten Anschlägen bis zum Druck stecken in diesem Buch“, erläutert Jochen von Nathusius bei der Vorstellung des dritten Bandes der Stadtgeschichte Fröndenberg.
Der Berichtzeitraum beginnt 1986 und endet im 21. Jahrhundert: „Einige Themen des Kulturlebens oder der Bevölkerungsentwicklung reichen dabei sogar bis in die Gegenwart.“ Auf 566 Seiten sind Geschichten, Tatsachen, Geschehnisse und Anekdoten zusammengefasst. Eingeleitet wird jeweils mit einem allgemeinen Rückblick auf das Weltgeschehen im jeweiligen Jahrzehnt, bevor sich der Blick den lokalen Abwicklungen in Fröndenberg zuwendet. Dabei wird kein Thema ausgespart, es geht um Politik und Verwaltung, Handel und Wandel, Industrie und Handwerk. Das Verkehrswesen findet sich ebenfalls wieder wie die Stadtwerke und Geldinstitute, der Sport, das christliche Leben, Bildung, Vereinsleben, nichts wird vergessen. „Wir haben die Rubrik runde Geburtstage bekannter Persönlichkeiten ebenso integriert wie persönliche Jubiläen“, beschreibt von Nathusius.
Feiern konnten die Fröndenberger
Was ihn erstaunt: „Am Ende des 20. Jahrhundert gab es eine unglaubliche Menge an Festen. Neben den Stadtfesten waren da die Schützen-, Oktober-, Altbier- und Knübelfeste. Wie hoch der Stellenwert dieser Veranstaltungen war, zeigte die Tatsache, dass alles unter 1000 Besuchern als Misserfolg zählte.“ Alles wurde getoppt von der 800-Jahr-Feier 1997. Fünf Jahre Vorbereitung, zwei Jahre intensive Planung, ein Festzug von unüberschaubarer Länge, Fröndenberg im Ausnahmezustand.
Wobei dieses Event auf den ersten Blick etwas skurril anmutet. Weil doch 1980 die 750 gefeiert wurde. Die Aufklärung ist ganz einfach. 1930 wurde durch Lehrer Fritz Klute das 700-Jahr-Fest organisiert. Ihm lag die Erwähnung des Frauenklosters 1230 zugrunde. Eine Urkunde von Gut Scheda, in der 1197 als erste bekannte Nennung „Frundeberg“ vermerkt war, war ihm nicht bekannt. Also vergingen in der Ruhrstadt von 1980 bis 1997 mal eben 50 Jahre.
Ohne die Unterstützung zahlreicher ehemaliger oder heute noch in der Ruhrstadt lebender Bürgerinnen und Bürger wäre ein solch umfassendes Werk nicht möglich. „Schon in den ersten beiden Bänden standen mir engagierte Menschen zur Seite und auch diesmal profitierte ich vom unerschöpflichen Wissen“, bedankt sich der Verfasser. Als Mitautoren konnte er im Besonderen Norbert Muczka (Kapitel über Himmelmannpark, Kettenschmiedemuseum, Trichter und Katastrophenorchester), sowie Monika und Frank Schröer (Kulturschmiede, Kultur für Uns) gewinnen.
„Ohne das umfassende Wissen zahlreicher Co-Autoren wäre so ein Werk gar nicht möglich.“
In zahlreichen Quellen wurde gestöbert, da sind das Stadtarchiv mit dem Zeitungsarchiv zu erwähnen, die Festschriften der Vereine, das Aktenarchiv mit den Protokollen des Rates und der Haushaltsitzungen, das Bildarchiv der Stadt, die Zahlen aus dem Bürgeramt und die Statistik NRW. Gerade Zahlen geben Einblick: in die Bevölkerungsentwicklung, weisen auf Geburten und Sterbefälle hin, zeigen die Zugehörigkeit zu den Konfessionen.
Wenn Träume sich in Schäume verwandeln
Auf Skandale und Affären wie die Geschichte mit der Cognacflasche wird eingegangen. Manchmal wurden große politische Träume nur „Schäume“. So existiert das „Neue Rathaus“ bis heute nicht. Es sollte auf der Bruayplatz-Nordseite entstehen, terrassenförmig in den Berg hineingebaut. Die angedachte Rammbachtalsperre, noch in den 90er-Jahren gab es Probebohrungen, sah niemals einen Tropfen Wasser, ein überdimensioniertes Kreisjugendzentrum („dafür war aber der Kreis verantwortlich“) auf dem Gelände eines Golfplatzes überstand die Planungsphase nicht. Aber immer waren den Fröndenbergern die Schlagzeilen sicher.
Und doch gelang einiges: die Fertigstellung der neuen Innenstadt, der Überwurf oder die Ruhrbrücke in Langschede. Bei letzterer entging die Region einer Katastrophe. Jochen von Nathusius: „Auf dem alten Bauwerk versammelten sich hunderte Schaulustige zur Einweihung, nur eine Woche später stürzte die Konstruktion ein.“
Bandwurmsätze wurden rigoros gekürzt
Als Korrekturleser war Rainer Ströwer (Heimatverein) unersetzlich. Wichtigste Aufgabe: „Meine bekannten Bandwurmsätze rigoros kürzen, es sollte lesbar bleiben.“
Der Horschler-Verlag druckte 700 Exemplare, die im Stadtarchiv Fröndenberg, in der Marktapotheke, in einigen Fröndenberger Geschäften, in der Hütte des Heimatvereins auf dem Christkindelmarkt und am Heimatvereins-Stand auf dem Wochenmarkt zu bekommen sind. In Menden hält die Buchhandlung Daub, Unnaer Straße 7, Tel. 02373/3065, das Buch für Interessierte bereit.