Fröndenberg. Nach Aufsichtsratssitzung: Auch der Stromtarif steigt um 30 Prozent. Womit ein Durchschnitts-Haushalt in Fröndenberg jetzt rechnen muss.
Die Stadtwerke Fröndenberg/Wickede erhöhen die Preise für Gas und Strom in den kommenden Monaten massiv. Der Strompreis soll bis 2023 um knapp 30 Prozent steigen, der Preis für Erdgas sogar um mehr als 50 Prozent.
Dies hat der Aufsichtsrat des kommunalen Energieversorgungsunternehmens in einer Sondersitzung am 15. Juni beschlossen. Für einen normalen Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch bedeute dies Mehrkosten von schätzungsweise 1500 Euro im Jahr 2023 im Vergleich zu 2021, erklärte Vertriebsleiter Michael Freitag von den Fröndenberger Stadtwerken auf Nachfrage der WP.
EEG-Umlage fällt zum 1. Juli weg – doch die Einsparung wird aufgefressen
Zum 1. Juli sparten die Kunden durch den Wegfall der staatlichen EEG-Umlage zwar erst einmal kurzfristig Kosten für den Strom. Ab 1. September gebe es aber eine erhebliche Preiserhöhung beim Grundtarif. Nicht nur das Jahresentgelt steige um 12 Euro, auch der Preis pro Kilowattstunde elektrischer Energie werde um einen Aufschlag von etwa 8,5 Cent erhöht, sodass die Mehrbelastung für den Endverbraucher bei der elektrischen Energie im Jahr 2023 bei voraussichtlich um knapp 30 Prozent höher als bei der Endabrechnung 2021 liegen dürfte, prognostiziert Freitag.
Bereits ab dem 1. September werde beim Standardtarif auch der Erdgas-Preis für die Kilowattstunde von etwa 8,5 Cent auf mehr als 14 Cent und der jährliche Grundpreis um etwa 12 Euro pro Jahr steigen, erklärt der Fröndenberger Stadtwerke-Sprecher weiter. Für 2022 müsste ein durchschnittlicher Privatkunde daher mit Mehrkosten beim Gas von rund 400 Euro rechnen. Im Jahr 2023 steige der Gaspreis für den gleichen Musterhaushalt dann voraussichtlich nochmals um etwa 600 Euro.
Günstigerer Jahrestarif kann die Mehrkosten etwas schmälern
Sparen könnten Verbraucher etwas durch einen Jahresvertrag mit günstigem Fixpreis. Die Bestandskunden würden dazu noch entsprechend schriftlich informiert, berichtete Michael Freitag. Voraussichtlich würden auch die Sondertarife der Stadtwerke Fröndenberg/Wickede zum 1. Januar 2023 der allgemeinen Preisentwicklung angepasst, hieß es weiter.
Erstmal wird gesenkt
Den Preisvorteil der wegfallenden EEG-Umlage ab 1. Juli wollen die Stadtwerke Fröndenberg/Wickede vollständig an ihre Stromkunden weitergeben. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 2800 kWh im Jahr ist das eine Ersparnis von 124,04 Euro, dann dürften aber deutliche Erhöhungen folgen.
Bei der strategischen Ausrichtung würden sich die kommunalen Stadtwerke immer mehr vom Versorgungsunternehmen zum Dienstleistungsunternehmen entwickeln, dass Kunden bei Planung, Finanzierung, Installation und Wartung des eigenen Energiedachs mit Photovoltaik und Solarthermie berate und unterstütze. Energiedächer mit und ohne Speicher seien aktuell „Selbstläufer“, berichtet Freitag.
Mit und ohne Speicher: Energiedächer werden zu Selbstläufern
Neben dem Kauf sei dabei auch eine Pacht über die Stadtwerke möglich. Bei der regenerativen Energie setze man mehr denn je auf Sonne und Wind sowie Speicher-Möglichkeiten. Denn die Stromgewinnung durch die Wasserkraft der Ruhr sei ausgenutzt. Auch der Bau weiterer großer Windräder sei aktuell allerdings durch Abstandsregeln und Vogelschutzgebiete im Bereich von Haar und Hellweg erheblich eingeschränkt.
Er hoffe vorerst darauf, dass zur Versorgungssicherheit weiterhin Erdgas fließe, betont Michael Freitag. Und setzt hinzu: „So schwierige Zeiten habe ich bei meiner jahrzehntelangen Tätigkeit bei den Stadtwerken noch nicht erlebt.“