Fröndenberg. In Göttingen dürfen Frauen auch „oben ohne“ ins Freibad. Badbetreiber in Fröndenberg sind skeptisch. Bei den Besucherinnen sieht’s anders aus.

Mia Knolle bindet sich schnell noch das Bikini-Oberteil zu. Die 19-Jährige hat ihr Handtuch im Löhnbad ausgebreitet. Ihre beiden Freundinnen liegen schon umgezogen auf der Liegewiese. Nach Mia Knolles Geschmack dürfte man sich hier auch gerne „oben ohne“ sonnen: „Mich würde es nicht stören, wenn das andere machen.“ Für die Fröndenberger Badbetreiber ist eine freizügige Regelung wie sie gerade in Göttingen umgesetzt wird, aber kein Thema – noch nicht.

Mia Knolle würde sich sogar selbst gerne oberkörperfrei in die Sonne legen. „Vielleicht jetzt nicht unbedingt hier“, sagt sie und deutet auf die spielenden Kinder in der Nähe, „aber wenn es so einen extra Bereich dafür gäbe...“ Auch ihre Freundinnen hätten nichts dagegen, wenn sich andere Frauen obenrum entblößen, wären aber selbst eher vorsichtig.

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Rettungsschwimmerin Kathrin Linde zeigt ein Bikini-Oberteil wie es aktuell in Fröndenberg noch Pflicht ist.
Rettungsschwimmerin Kathrin Linde zeigt ein Bikini-Oberteil wie es aktuell in Fröndenberg noch Pflicht ist. © Westfalenpost | Arne Poll

Aufschrei in Göttingen um eine non-binäre Person

In Göttingen gab es zuletzt einen großen Aufschrei um das Thema. Dort wurde eine Person, die sich selbst als nicht-binär identifiziert, aus dem Freibad geworfen. Es handelte sich um einen Menschen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen, der sich weigerte die Brüste zu bedecken, weil er sich als weder Mann noch Frau sieht. Etliche Frauen und Feminismus-Verbände kritisierten das Verhalten des Freibads. Nach langer Diskussion lockerte die Stadt schließlich das „Verhüllungsgebot“ in den Freibädern. Seitdem ist es Frauen dort gestattet, „oben ohne“ baden zu gehen – allerdings nur am Wochenende.

Gibt es also bald auch in Fröndenberg mehr Brüste zu sehen? „Bis jetzt hatten wir so eine Situation noch nicht“, sagt Dirk Jürgens. Der Badleiter des Löhnbads sagt, er habe den Vorfall in Göttingen auch mitverfolgt. In seinem Freibad sei so etwas jedoch noch nicht vorgekommen. „Das ist noch relativ neu.“ Er glaube auch nicht, dass es in naher Zukunft zu solchen Situationen kommen werde. Sollten jedoch irgendwann nicht mehr nur die Männer mit nacktem Oberkörper das Freibad besuchen dürfen, sondern auch Frauen sorglos ohne Oberteil schwimmen gehen können, müsse vor allem auch die Badeordnung verändert werden. Denn: Gesetzlich verboten ist Oben-ohne-Schwimmen nicht. In den Bädern herrsche Hausrecht. Gerne gesehen seien nackte Frauen-Brüste jedoch nicht.

„Angemessene Badebekleidung“ ist Pflicht für die Besucher

Grundsätzlich stehe in der Badeordnung des Löhnbads, dass alle Besucher des Freibads angemessene Kleidung zu tragen haben. Einen expliziten Verweis auf ein Bikini-Oberteil bei Frauen gebe es jedoch nicht. Es bleibe „abzuwarten, ob diese Situation noch häufiger auftritt“.

Auch sein Team habe sich noch nicht mit möglichen Änderungen auseinander gesetzt. „Ich warte erstmal, bis es so weit ist“, sagt Norbert Ebel. Der Schwimmmeister sieht der Sache eher skeptisch entgegen. „Ich glaube, die Mitmenschen hätten ein größeres Problem damit als die Dame, die sich da wirklich entkleidet“, spekuliert er. Mit der These steht er nicht alleine da.

Schwimmmeister Norbert Ebel sieht aktuell keine großen Probleme in der Frage.
Schwimmmeister Norbert Ebel sieht aktuell keine großen Probleme in der Frage. © Westfalenpost | Arne Poll

Nicht sofort droht Rauswurf im Löhnbad bei Verstößen

„Es würden sich bestimmt schon einige beschweren“, bestätigt Kathrin Linde. Für die Rettungsschwimmerin liegt es eher daran, dass das Löhnbad ein Freibad ist, in dem viele Familien auch mit ihren Kindern schwimmen gehen. Beide Verantwortlichen rechnen nicht damit, solche Situationen bald klären zu müssen. Es sei „noch nie ein Thema“ gewesen, so Ebel. Im Fall der Fälle wolle er aber erstmal mit den Frauen sprechen und sie gegebenenfalls darum bitten, ihre Brüste zu bedecken. Letztlich sei auch entscheidend, wie andere Gäste reagieren. Ein Hausverbot wie in Göttingen sei das allerletzte Mittel und werde nur äußerst ungern verhängt. Das gelte auch für andere Verstöße, zum Beispiel gegen das Glas-Verbot.

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Und auch in anderen Freibädern muss die Situation erstmal diskutiert werden. „So richtig haben wir uns noch keine Gedanken dazu gemacht“, sagt Dirk Weise. Der Geschäftsführer der Freibad GmbH Dellwig berichtet zudem von eher zurückhaltenden ersten Resonanzen intern. „Wir sind eben ein Familienbad, hier sind auch kleinste Kinder“, betont er. Barbusige Frauen seien momentan eher unerwünscht. Er gibt aber zu, sich darüber noch ausführlichere Gedanken machen zu müssen.