Fröndenberg/Hagen.. Katja Bauernfeind klagte gegen die Stadt Fröndenberg. Nun ist sie am Ziel: Für Kampfhund Pablo gibt es keine nennenswerten Einschränkungen mehr.
Das Wort Kampfhund mag Katja Bauernfeind (36) nicht. Sie vermeidet es, wenn sie über ihren Pablo spricht. „Wir sind keine Zuhälter oder Assis – wie manche Leute vielleicht meinen, wenn sie an Besitzer von Listenhunden denken. Wir wissen, was wir tun“, sagt die Fröndenbergerin, die nach vier Jahren juristischen Gerangels erleichtert wirkt. Als wolle sie sagen, dass sie es ja gewusst hatte, dass ihr Hund nicht gefährlich sei, obwohl ihr Hund per Gesetz als gefährlich oder potenziell gefährlich gilt.
Seit der Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster am Dienstag steht fest, dass Katja Bauernfeind ihren Hund zukünftig ohne für sie relevante Einschränkungen ausführen kann. Der American-Staffordshire-Terrier-Mischling muss weder beim Ausflug in den Park, noch in öffentlichen Gebäuden oder bei Volksfesten einen Maulkorb tragen. „Das ist für uns wie ein Sieg“, sagt sie.
Stadt trägt die Prozesskosten
Dabei hatte es noch nicht einmal ein Urteil gegeben. Bauernfeind und die beklagte Stadt einigten sich in zweiter Instanz auf einen Vergleich. Dieser sieht vor, dass der Terrier lediglich in der Nähe von Schulen, Kindergärten und Kinderspielplätzen einen Maulkorb tragen muss. Orte, wo Hunde ohnehin nicht zwingend hingehören. Die Prozesskosten aus den beiden Instanzen wird die Stadt Fröndenberg tragen.
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Katja Bauernfeind über ihre erste Begegnung mit Pablo vor etwas mehr als vier Jahren. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Christoph Oehl holte sie ihn aus einem Tierheim. Das Ordnungsamt hatte das Tier beschlagnahmt, weil der vorherige Halter die strengen Auflagen nicht erfüllen konnte. Bauernfeind beantragte die nötige Halteerlaubnis, legte ein polizeiliches Führungszeugnis vor, wies einem Gutachter beim Ortstermin zu Hause nach, dass der Hund nicht würde ausbrechen können. Und Pablo legte beim Amtsveterinär in Iserlohn und Bonn eine Wesensprüfung ab und erhielt weitere positive Beurteilungen. Es handle sich um den „wohl bestüberprüften Hund auf diesem Planeten“, sagt Rechtsanwalt Lars-Jürgen Weidemann aus Mülheim.
Maulkorbpflicht aufgehoben
Die Stadt Fröndenberg hob die gesetzliche Maulkorbpflicht zwar grundsätzlich auf, nahm aber schützenswerte Bereiche wie Park- und Grünanlagen, Spielplätze, öffentliche Gebäude, Schulen und Kindergärten davon aus. Bauernfeind klagte dagegen. Im Mai 2015 ging es in Gelsenkirchen los, in Münster endete es am Dienstag.
„Es kann doch nicht sein, dass eine Rasse per se als gefährlich eingestuft wird“, sagt Katja Bauernfeind. Dass das vier Jahre werden würden, das hatte sie nicht geahnt und auch nicht gewollt. „Aber wir wollten uneingeschränkt sein. Es ging uns hinterher auch ums Prinzip, damit wir bekommen, was uns zusteht.“ Freiheit für Pablo. „Wenn Passanten einen Hund mit Maulkorb sehen, bekommen sie Angst, weil die erste Assoziation ist: der ist gefährlich. Aber Pablo ist nicht gefährlich. Er ist niemals auffällig geworden.“
Bauernfeind, die in der Anästhesiepflege arbeitet, weiß, was die Leute manchmal denken. „Wir haben jahrelang Aufklärungsarbeit für Listenhunde geleistet. Wir haben viele Betroffene erlebt, die diskriminiert wurden.“ Sie wirbt für mehr Toleranz. „American-Staffordshire-Terrier-Mischlinge sind super Familienhunde, wenn sie keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Sie sind loyal und sehr kinderfreundlich.“
Keine Vorkehrungen bei Besuch
Kinder gibt es in ihrem Haushalt nicht, aber im Freundes- und Bekanntenkreis tummeln sich welche. „Wenn wir zu Hause Besuch bekommen, müssen wir keinerlei Vorkehrungen treffen“, sagt Katja Bauernfeind: „Pablo begrüßt Besuch neugierig und nett – und geht nach der Begrüßung, wenn es keine Leckerchen gibt, in sein Körbchen und schläft.“