Schwelm. Die Stadt Schwelm plant die Umgestaltung des Wilhelmplatzes mit einem Parkdeck und Ladesäulen. So sehen die Pläne für den zentralen Platz aus
Ein baulich schlechter Zustand, wildes Parken und eine schlechte Beleuchtung: Das alles soll bald auf dem zentralen Wilhelmplatz in Schwelm der Vergangenheit angehören. Zumindest, wenn die entsprechenden Fördergelder aus dem Städtebau-Förderprogramm „Lebendige Zentren“ zugesagt werden. Circa 8,8 Millionen Euro soll das ISEK-Projekt „Umgestaltung Wilhelmplatz“ kosten.
Förderung von bis 80 Prozent erwartet
Die Stadt erwartet bei einer Bewilligung der Gelder für Teilmaßnahmen eine Förderung der Kosten in Höhe von 80 Prozent. Die Verwaltung möchte zusätzlich weitere Förderprogramme prüfen, mit denen Maßnahmen der Planung umgesetzt werden könnten. Der Schwelmer Architekt Lars Wehnau wurde mit den Modernisierungsentwürfen für den Wilhelmplatz beauftragt und stellte sie im Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung (5. November) vor. Diese Planung dient als Grundlage für die weitere Entwicklung.
Ein neues Parkdeck über zwei Etagen sowie zusätzliche markierte Parkplätze, dazu zwölf überdachte Plätze mit E-Ladesäulen sowie begrünte Rankgitter und neue Bäume – alles mit dem Ziel, verschiedene Mobilitätsformen in der Innenstadt miteinander zu verknüpfen, die Aufenthaltsqualität des Platzes zu erhöhen und neue Parkmöglichkeiten zu schaffen. Circa 221 Parkplätze sollen auf dem Wilhelmplatz entstehen.
Ein Zebrastreifen im Bereich der nördlichen Einfahrt soll eine sichere Überquerung von der Seite des Wilhelmsparks aus ermöglichen. Zudem gibt es die Überlegung, die Tempo 20-Zone bis dort hin zu erweitern. Die bestehende Baumreihe zur Wilhelmstraße hin soll erhalten bleiben.
Da der Wilhelmplatz nicht nur für die Schwelmer Trödelmärkte genutzt, sondern auch für die Kirmes anlässlich des Heimatfestes benötigt wird, soll die offene Parkplatzfläche ohne Erhebungen und Beete angelegt werden, um eine flexible Nutzung für das Heimatfest zu ermöglichen. Zudem soll die Raumhöhe unter dem geplanten Parkdeck mindestens 3,5 Meter betragen, sodass Fahrzeuge der Schausteller hier abgestellt werden könnten. Das Parkdeck soll so konzipiert sein, dass oben Kirmes-Fahrgeschäfte aufgestellt werden können.
Auf die untere Fläche des Parkdecks gelangt man über die ebene Fläche des Wilhelmplatzes, die Ausfahrt ist ebenfalls im Untergeschoss auf der anderen Seite. Das obere Parkdeck ist von der Wilhelmstraße aus über eine Rampe zu erreichen. Ein Aufzug sowie Treppen und eine WC-Anlage sind ebenfalls Teile des Entwurfs.
Die Breite der Rampe beschäftigte Tobias Ortelt (SPD), da diese während des Kirmesbetriebs neben den Treppen den Haupt-Fluchtweg vom oberen Parkdeck aus darstellen soll. Laut Lars Wehnau böte die Rampe eine ausreichend breite Fläche, trotzdem könne man noch über eine zusätzliche Treppe nachdenken. Auch die Statik des Parkdecks beschäftigte die Ausschussmitglieder, vor allem in Bezug darauf, wenn Kirmes-Fahrgeschäfte oben in Betrieb sind. „Es geht“, erklärte Lars Wehnau. „Aber den Aufwand werden wir im Detail erst mit der Ausführungsplanung und weiteren Bodengutachten klären können.“
Umbau kann bis zu zwei Jahre dauern
Auf die Frage nach der Bauzeit für die Umgestaltung sagte Lars Wehnau, dass man mit bis zu zwei Jahren rechnet. Der Technische Beigeordnete Ralf Schweinsberg ergänzte, dass man sich während der Bauzeit auf Einschränkungen einstellen müsse. Parkende müssten beispielsweise auf zahlreiche Parkplätze verzichten und auch bei einem Heimatfest ist mit Einschnitten zu rechnen. „Da werden wir mit der Dacho diskutieren, dass man das Risiko in Kauf nehmen muss, dass ein Heimatfest anders gestaltet werden muss.“ Anders sei eine sinnvolle Entwicklung des Platzes nicht möglich.
In Bezug auf eine mögliche Parkraumbewirtschaftung sagte die städtische Fachbereichsleiterin Tanja Hühner, dass die zeitliche, bereits vorhandene Bewirtschaftung beibehalten werden soll. „Was danach kommt, ob wir eine monetäre Bewirtschaftung machen, da sind wir noch nicht so weit.“
Linke: Nicht zeitgemäß
Für Jürgen Feldmann (Linke) strahlte der Entwurf für den neuen Wilhelmplatz „den Charme der 50er und 60er Jahre“ aus. Seine Partei habe sich schon gefragt, ob das noch im Sinne der Zeit sei. „Unseres Erachtens nach geht die Planung in die vollkommen falsche Richtung“, so Feldmann. Es werde zukünftig nicht mehr entscheidend sein, dass man möglichst viel mit dem Auto in die Stadt fahren könne und es möglichst viele Parkplätze gebe. „Es wird in Zeiten des Klimawandels eine Rolle spielen, ob man mehr Grünflächen, mehr Aufenthaltsflächen oder mehr Flächen für den sozialen Bedarf hat“, sagte Feldmann. Das alles böte dieser Entwurf nicht, sodass sich die Linken enthalten würden.
Diese Meinung teilte die Mehrheit der Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung nicht, sodass über die Beschlussvorlage 219/2024 bei fünf Enthaltungen einstimmig abgestimmt wurde. Auch der Hauptausschuss sowie der Rat wird sich mit den Plänen noch befassen.
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