Schwelm. Beim neuen Rathaus in Schwelm ist die Barrierefreiheit ein Thema. So sieht es mit den Fluchtwegen und dem Zugang zur barrierefreien Toilette aus.

Der Bau des neuen Rathauses der Stadt Schwelm schreitet voran. Gerade entsteht der Vorplatz des neuen Verwaltungsgebäudes und auch mit der Bäckerei Borggräfe, die im Erdgeschoss eine Filiale eröffnen wird, führt die Verwaltung weiter Planungsgespräche. Zeit für den Beirat für Menschen mit Behinderungen, sich nach dem aktuellen Sachstand hinsichtlich der Barrierefreiheit des neuen Rathauses zu erkundigen.

Detlef Wapenhans, Vorsitzender des Beirats und selbst auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen, richtete in der letzten Beiratssitzung (14. Oktober) die Frage an die Verwaltung, wie es bei den Fluchtwegen derzeit aussehe. „Bei der Durchsicht der Unterlagen ist uns aufgefallen, dass es im Bereich von Action vier Fluchtwege gibt, von denen drei über Stufen gehen.“ Im Falle eines Brandes im hinteren Teil des Geschäfts stünden Wapenhans als Rollstuhlfahrer derzeit nur Rettungswege mit Stufen zur Verfügung.

„Es wird künftig über den hinteren Teil einen Rettungsweg geben“, erklärte Ralf Schweinsberg, Technischer Beigeordneter der Stadt Schwelm. Er bestätigte, dass, wenn es heute hinten im Bereich Action zu einem Brandfall kommen sollte, Rollstuhlfahrer zur Laderampe des Filialisten fahren müssen, die ebenerdig zu erreichen ist. „Die Feuerwehr weiß, dass sie dort anfährt und die Rettung vornimmt“, erklärte Schweinsberg. Außerdem sei derzeit ein Rettungsweg vorne über ein Fenster vorgesehen, „das nach Einschätzung der Feuerwehr breit genug ist. Wir haben eine bestimmte Brandmeldetechnik vorgesehen, dass das gewährleistet ist“, so Schweinsberg.

Am neuen Rathaus in Schwelm sind einige taktile Pflasterelemente bereits verbaut.
Am neuen Rathaus in Schwelm sind einige taktile Pflasterelemente bereits verbaut. Über diese Passage ist der Zugang zum Rathaus barrierefrei. © Alisa Schumann | Alisa Schumann

Weiterer Rettungsweg wird noch gebaut

Der Technische Beigeordnete beschrieb, dass künftig im hinteren Bereich von Action noch ein Durchbruch für eine Tür entstehe. „Darüber kann man das Gebäude über einen Weg über das Schwelm Servicecenter ebenerdig verlassen. Diese Tür ist heute noch nicht da, weil wir mit dem Servicecenter noch nicht so weit sind“, sagte Schweinsberg.

Auf die Frage von Beiratsmitglied Lieselotte Ingenlath-Gegic, wann mit der Fertigstellung dieses Rettungsweges zu rechnen sei, sagte Schweinsberg, dass die Fräsarbeiten für die Tür im Dezember stattfinden könnten. „Dann ist der Weg zumindest befahrbar, auch wenn er noch nicht fertig ist.“ Generell müsse für das Erdgeschoss des neuen Rathauses das barrierefreie Konzept noch endgültig abgestimmt werden. „Das geht aber bis jetzt noch nicht, weil wir mit der Bäckerei noch in Gesprächen sind, wie der Laden eingerichtet wird.“ Aus Richtung der Schulstraße ist der Zugang zum Haupteingang des Rathauses barrierefrei. „In dem Bereich liegen auch schon die ersten taktilen Elemente“, sagte Schweinsberg.

Toilette nur zu Öffnungszeiten des Servicecenters zugänglich

Der Zugang zur barrierefreien WC-Anlage im künftigen Schwelm Servicecenter beschäftigte den Beirat für Menschen mit Behinderungen ebenfalls. Denn die sollen auch Kunden von Action nutzen können. „Da würden wir gerne wissen, wie das außerhalb der Geschäftszeiten des Servicecenters aussieht, zum Beispiel samstags?“, wollte Detlef Wapenhans wissen.

Der Vorplatz des neuen Rathauses in Schwelm ist derzeit im Bau.
Der Vorplatz des neuen Rathauses in Schwelm ist derzeit im Bau. Ein barrierefreier Zugang zum Rathaus ist über eine Passage aus Richtung der Schulstraße möglich (im Bild hinten rechts). © Alisa Schumann | Alisa Schumann

„Die Toilette, die im Schwelm Servicecenter ist, wird nur zu den Öffnungszeiten des Servicecenters geöffnet sein“, stellte Ralf Schweinsberg klar. Die genauen Öffnungszeiten des Centers seien noch nicht endgültig durch die Verwaltung festgelegt. „Aber es werden die umfassendsten Öffnungszeiten im gesamten Rathaus sein.“ Trotzdem sei schon jetzt klar, dass die dortige Toilette nur dann zugänglich sein werde, wenn mindestens zwei Mitarbeiter im Center seien. „Für Action wird es keinen Zugang außerhalb dieser Zeit zu dieser WC-Anlage geben. Das kann ich ganz deutlich sagen.“

Forderung für permanenten Zugang zu WC für alle im Kulturhaus

Auf diese Tatsache hin konnte sich Beiratsvorsitzender Detlef Wapenhans einen „kleinen Seitenhieb“ nicht verkneifen. „Das zeigt, wie wichtig es ist, die Toilette für alle im Kulturhaus auch außerhalb der Öffnungszeiten permanent begehbar zu machen.“ Das sei eine Kernforderung des Beirats für Menschen mit Behinderungen gewesen. „Dass das technisch nicht möglich sein soll, haben wir nicht ganz verstehen können. Ich denke da auch an die Zeiten, wenn das Heimatfest oder der Trödelmarkt ist“, sagte Wapenhans. Ralf Schweinsberg sicherte zu, da noch einmal nachzufassen: „Da ist noch eine Menge im Fluss – lassen Sie uns da mal schauen, wie wir das hinkriegen. Ich sage nicht ,Ja‘ und auch nicht ,Nein‘, okay?“

Auf die Frage von Detlef Wapenhans, ob im restlichen Rathaus-Neubau die barrierefreien Maßnahmen in Umsetzung seien, erklärte Schweinsberg: „Ab der ersten bis vierten Etage gibt es keine Veränderungen in der Planung.“ Die Aufzüge seien barrierefrei und die WC-Anlage am Ratssaal sei mit Aufstehhilfen bereits weitestgehend hergestellt. „Die Flure sind ohnehin breit genug und der Bereich vor den Aufzügen ist mehr als auskömmlich.“

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