Gevelsberg. Großeinsatz: Nur mit großem Glück haben alle überlebt, nachdem Eltern in einer Wohnung mit ihren Kindern einen Holzkohlegrill angezündet hatten.
Dass die Einsatzkräfte hier nicht mehrere Leichen aus der Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Hagener Straße neben der Gaststätte am Ufer geholt haben, grenzt an ein Wunder. Denn: Die eigenen Eltern hatten sich selbst und ihre Kinder, die sich in der Wohnung aufhielten, in maximale Lebensgefahr gebracht und einen Großeinsatz der Feuerwehren aus Gevelsberg und Hagen ausgelöst.
Samstagabend, 20.25 Uhr, Ortsteil Vogelsang in Gevelsberg: Eine Familie aus einem Mehrfamilienhaus an der Hagener Straße wählt den Notruf, nachdem ihr Kind plötzlich über Unwohlsein und Kreislaufprobleme klagt. Das hat ihnen am Ende allen das Leben gerettet, denn als die Rettungskräfte die Wohnung der Familie betreten, schlägt ein Kohlenmonoxidwarnmelder sofort Alarm, den alle Kräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste standardmäßig an der Kleidung tragen. Die Werte sind stark erhöht - wer länger in diesen Räumen atmet, schwebt bald schon in akuter Lebensgefahr.
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Das medizinische Personal fackelt nicht lange, alarmiert die Feuerwehr, führt die Familie ins Freie Als die ersten Kräfte der Gevelsberger Wehr unter Einsatzleitung des stellvertretenden Feuerwehr-Chefs Stephan Breger vor Ort eintreffen und unter schwerem Atemschutz in die Wohnung gehen, staunen sie nicht schlecht. In der Wohnung der Familie brannte ein Holzkohlegrill. Zum Heizen? Für das Abendessen? Das ist aktuell nicht bekannt.
Der Einsatzleiter lässt das gesamte Mehrfamilien-Haus evakuieren, die Lage wird zu einem Massenanfall an Verletzten. Aufgrund der hohen Anzahl von potenziell Verletzten wurden nun neben den Gevelsberger Feuerwehr-Leuten Rettungsmittel aus dem gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und aus Hagen zu dem Haus an der ehemaligen B7 alarmiert. Ebenfalls kamen der Leitende Notarzt und der Organisatorische Leiter Rettungsdienst zur Einsatzstelle. Die Feuerwehr-Leute rüsteten sich sofort mit Atemschutzgeräten aus, um schnell eingreifen zu können.
Insgesamt holten sie elf Personen aus dem Haus, sie alle wurden von den Rettungsdienst-Kräften untersucht. Ein Rettungswagen reihte sich auf der voll gesperrten Hagener Straße neben dem anderen auf, in denen die Erwachsenen und die Kinder untersucht wurden, um eine CO-Vergiftung auszuschließen. Am Ende benötigten vier von ihnen einen Transport in ein Krankenhaus, weil bei ihnen der Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung begründet war. Lebensgefahr bestand aber zu Glück für niemanden. Insgesamt waren wegen der Idee, einen Holzkohle-Grill in geschlossenen Räumen zu betreiben, 50 Feuerwehrleute im Einsatz.
Stephan Breger, Einsatzleiter der Feuerwehr Gevelsberg, warnt eindringlich: „Der Betrieb von Holzkohlegrills in geschlossenen Räumen führt immer wieder zu lebensgefährlichen Situationen. Ein Holzkohlegrill hat in der Wohnung nichts zu suchen. Die Familie hat großes Glück gehabt – das hätte tödlich ausgehen können.“ Er betont, dass Kohlenmonoxid unsichtbar, geruchslos und geschmacklos ist. CO heftet sich im Körper an die roten Blutkörperchen an, verhindert die Sauerstoffaufnahme im Blut. Normalerweise werden, die Opfer einfach müde, schlafen ein und wachen nie wieder auf. In diesem Fall ist es wohl ein außergewöhnliches Glück, dass dem Kind so schlecht wurde, dass die Eltern den Notruf wählten.
Erst nach intensivem Lüften sank die Kohlenmonoxid-Konzentration unter die Warnschwelle, sodass die Bewohner nach und nach wieder ins Haus konnten. Die Hagener Straße war während des Einsatzes, der etwa zwei Stunden dauerte, in beide Richtungen gesperrt. Unter anderem war der Busverkehr zwischen Gevelsberg und Hagen dadurch komplett unterbrochen.
Die Kreisleitstelle der Polizei teilt auf Nachfrage der Redaktion, dass die Behörde bislang keine weiteren Ermittlungen gegen die Verursacher des Großeinsatzes aufgenommen hat.
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