Schwelm. Elterninitiative setzt sich an der Grundschule Nordstadt in Schwelm für eine Umgestaltung ein. Das ist ihnen schon gelungen, das soll noch folgen.

Was alles möglich ist, wenn sich engagierte Eltern für die Schule ihrer Kinder einbringen, zeigt sich seit dieser Woche an der Schwelmer Grundschule Nordstadt. Dort wurde am Mittwoch das „Grüne Klassenzimmer“ eingeweiht, das eine vierköpfige Gruppe des Fördervereins gemeinsam mit der Schulleitung geplant hat. Das „Grüne Klassenzimmer“ wurde in den vergangenen Monaten im Zuge der Asphaltsanierung des Schulhofes, die die Stadt umsetzte, realisiert.

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Das Outdoor-Klassenzimmer bietet als natürlich gestalteter Bereich einen Kontrast zur neu asphaltierten Restfläche des Hofes. In zwei Reihen bieten Natursteine Sitzmöglichkeiten für Unterrichtsmaßnahmen oder Ruhephasen während der Pause. Schatten spenden die großen Bestandsbäume und zwei Hängematten, Liegenetze bieten Platz für Entspannung. Helle Pflastersteine sowie weiche Hackschnitzel lockern optisch die Asphaltfläche kindgerecht und natürlich auf.

Das grüne Klassenzimmer auf dem Schulhof der Grundschule Nordstadt in Schwelm.
Das grüne Klassenzimmer auf dem Schulhof der Grundschule Nordstadt in Schwelm. © Anke Hellermann | Anke Hellermann

Stefanie Finke, selbstständige Architektin aus Schwelm, Grundschulpädagogin Anke Hellermann-Furtmann, Kita-Leiterin Julia Baumeister und Innenarchitektin Katrin Ridder sind die vier engagierten Mütter, durch deren pädagogisches und architektonisches Know-how der Schulhof eine besondere Aufwertung erfahren hat. Die Mütter erstellten in Abstimmung mit der Schulleitung und dem Kollegium ein Gesamtkonzept für die Neugestaltung des Schulhofes, mit dem sie auf die Stadt Schwelm zugingen und ihre Ideen vorstellten.

Besondere Aufwertung war von Seiten der Stadt nicht drin

Denn nachdem auf einen Antrag der Grünen und der CDU hin zusätzliche Mittel für die Sanierungen der Schulhöfe der städtischen Grundschulen vom Rat bewilligt wurden, war klar, dass nur die desolate Asphaltdecke an der Grundschule Nordstadt saniert werden kann. Eine besondere Aufwertung war zusätzlich nicht drin – und gerade das war der ehrenamtlich tätigen Gruppe wichtig.

Den engagierten Müttern war es ein Anliegen, eine Ausgleichsmöglichkeit auf dem Hof für die Kinder zu schaffen, nachdem aufgrund von Raumnot auf dem Bolzplatz der Schule Container als zusätzliche Klassenzimmer aufgestellt wurden. Denn der Schulhof bot auf der riesigen Fläche bisher nur ein Klettergerüst für die Kinder.

Förderverein bemühte sich um Spenden

„Zunächst haben wir die Stadt als Schulträger in der Pflicht gesehen, hier was auf die Beine zu stellen“, sagt Anke Hellermann-Furtmann. Das scheiterte an den klammen Stadtkassen. In Absprache mit der Stadt einigte man sich schließlich darauf, dass sich der Förderverein um Spendengelder bemüht, um die gewünschte Aufwertung der Fläche zu realisieren. „Uns war wichtig, dass die Stadt nicht die gesamte Fläche asphaltiert und später ein Teil wieder entfernt werden muss, weil die Fläche anders gestaltet werden soll“, sagt Katrin Ridder.

So sieht die Planung für den Schulhof der Grundschule Nordstadt aus, die in mehreren Schritten umgesetzt werden soll.
So sieht die Planung für den Schulhof der Grundschule Nordstadt aus, die in mehreren Schritten umgesetzt werden soll. © Förderverein Grundschule Nordstadt | Förderverein Grundschule Nordstadt

Also machten sich die Aktiven im vergangenen November daran, Spenden zu akquirieren. In einem Brief stellten sie den Ist-Zustand des Schulhofes vor, die vielen Stolperfallen durch den kaputten Asphalt sowie ihre Pläne für die Neugestaltung. „Bis März hatten wir relativ schnell 55.000 Euro zusammen“, erzählt Hellermann-Furtmann. Dass sie so schnell erfolgreich sein würden, damit hatten die Mütter nicht gerechnet. Die Reichert-Alanod-Stiftung aus Ennepetal sicherte ihre Unterstützung zu sowie die Sparkasse und die Wilhelm-Erfurt-Stiftung. Darüber hinaus spendeten die Berning-Stiftung, die Providus-Lusebrink-Stiftung und die Tepass-Autohaus-Gruppe. Zudem beantragte der Förderverein Mittel aus dem Bürgerbudget der Stadt Schwelm.

Schulhof-Projekt war wie ein Zweitjob

„Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, beschreibt Katrin Ridder die vergangenen Monate ihres gemeinsamen Engagements. „Es war gut, dass wir zu viert waren, so haben wir uns gegenseitig motiviert.“ Sie seien alle berufstätig, hätten Kinder und die Arbeit am Schulhof-Projekt sei on top wie ein Zweitjob gewesen. „Aber wir haben Bock auf mehr – und wir hoffen, die Spender auch“, macht Ridder deutlich.

Denn die Umsetzung des „Grünen Klassenzimmers“ soll nur der erste Schritt der Umgestaltung sein. Die Mütter haben noch mehr vor. Da von den gesammelten Geldmitteln noch 20.000 Euro zur Verfügung stehen, soll bereits im Herbst der zweite Teil der Neugestaltung erfolgen. Hierbei soll auf einer Aktionsfläche ein Niedrig-Seil-Parcours zum Balancieren für die Kinder entstehen. In einem weiteren Schritt soll ein höheres Gerüst zum Klettern und Rutschen gebaut werden. „Dafür möchten wir gern noch weiter Werbung machen, damit wir die Aktionsfläche fertigstellen können“, sagt Stefanie Finke. Die Kosten für die komplette Umsetzung der Aktionsfläche schätzen die engagierten Mütter auf etwa 100.000 Euro.

Soccer Cage wird mit Landesmitteln gebaut

Doch damit nicht genug. Weil durch den Wegfall des Bolzplatzes eine Ballspielfläche fehlt, war es dem Förderverein ein Anliegen, den Kindern das wieder zu ermöglichen. Dafür soll der jetzige Spielplatz wegfallen, da durch die Aktionsfläche neue Spielmöglichkeiten entstehen. „Hier gab es eine tolle Synergie mit der Stadt, die vorschlug, dafür Landesmittel zu beantragen“, berichtet Anke Hellermann-Furtmann. Diese wurden in Höhe von rund 100.000 Euro vom Land NRW auch gewährt, sodass die Stadt zusammen mit eigenen Mitteln vermutlich im Herbst einen sogenannten Soccer Cage bauen kann. „So sind dann in einer verkleinerten Form auch wieder Ballspiele möglich“, sagt Hellermann-Furtmann.

So sah der Schulhof der Grundschule Nordstadt vor der Sanierung aus.
So sah der Schulhof der Grundschule Nordstadt vor der Sanierung aus. © Grundschule Nordstadt | Grundschule Nordstadt

Generell sei dieses Projekt ein gelungenes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Stadt und Förderverein, der zweckgebunden Spendenmittel generieren kann, zusammenarbeiten. Von ihrem Erfolg waren die Aktiven sehr überrascht, wie Architektin Stefanie Finke erklärt: „Wir sind sehr happy darüber, dass wir unserem Ziel schon so schnell sehr nahekommen. Deswegen sind wir jetzt auch total motiviert, die Restsumme in Höhe von 80.000 Euro so schnell wie möglich zusammenzubekommen, um die Aktionsfläche fertigzustellen.“

„Grünes Klassenzimmer“ und neuer Asphalt kommen an

Das Feedback auf die bisherige Neugestaltung des Schulhofes sei sehr positiv, erzählt Katrin Ridder. „Die Kinder waren vom neuen, glatten Asphalt begeistert. Es gab ja vorher keine Pause ohne Blessuren. Jetzt können die Kinder mit ihren Rollern über die Fläche fahren und nach der Einweihung des ,Grünen Klassenzimmers‘ wurde auch das direkt erobert. Da ist viel los, auch im Nachmittagsbereich.“

Die Schulleitung habe die vergangenen zehn Jahre dafür gekämpft, dass der Schulhof saniert wird. Nun sei endlich etwas passiert, ergänzt Anke Hellermann-Furtmann. Sie und ihre Mitstreiterinnen hoffen nun auf weitere Spenden, damit das Schulhof-Projekt weiter Fahrt aufnehmen kann.

Spenden nimmt der Verein zur Förderung der städtischen Gemeinschaftsgrundschule Nordstadt Schwelm e.V. unter dem Verwendungszweck „Aktionsfläche Schulhof“ auf folgendes Sparkassen-Konto entgegen: IBAN DE61 4545 1555 0006 0165 70