Ennepetal. Mitten in der Trauung wird das Rathaus evakuiert. So wurde es für Celin und Jonas Bienow trotzdem zum schönsten Tag ihres Lebens.

„Dass an einem Hochzeitstag etwa schiefläuft, ist doch klar, aber mit so etwas habe ich im Leben nicht gerechnet“, sagt Celin Bienow und lacht. Am Ende ist alles gut ausgegangen, zum Glück. Sie und ihr Mann Jonas sind nun verheiratet und blicken auf den schönsten Tag ihres Lebens zurück. Doch ihre Geschichte hätte auch ganz anders ausgehen können. Denn gerade als sie sich das Ja-Wort geben wollen, dröhnt ein Alarm im Ennepetaler Rathaus. Mitten in der Zeremonie. Sie müssen mitsamt der Hochzeitsgesellschaft auf den Parkplatz flüchten. Gerade als die Standesbeamtin sagt: „Kommen wir nun zum ernsten Teil.“

Hochzeit mit Hindernissen: Die Hochzeitsgesellschaft von Celin und Jonas Bienow muss aufgrund eines Alarms im Rathaus auf einen Waldparkplatz flüchten.
Hochzeit mit Hindernissen: Die Hochzeitsgesellschaft von Celin und Jonas Bienow muss aufgrund eines Alarms im Rathaus auf einen Waldparkplatz flüchten. © WP | Privat

„Ich habe nur gedacht, bitte lass das jetzt nicht wahr sein“, sagt Jonas Bienow. Er habe den ganzen Tag schon schwitzige Hände gehabt, Schmetterlinge im Bauch und sei sehr aufgeregt gewesen. „Wir sind schon lange zusammen, es fühlt sich gut an. Aber was, wenn sie doch im letzten Augenblick ,nein‘ sagt?“ Und als die Standesbeamtin endlich an diesem alles entscheidenden Moment ankommt, auf den er hinfieberte, müssen alle auf dem schnellsten Weg raus aus dem Standesamt. Ob Celin Bienow tatsächlich kalte Füße bekommen hat? „Kein bisschen, ich hatte keine Zweifel. Ich wusste, dass ich ,ja‘ sagen werde“, sagt sie. Ab Tag eins sei es für sie klar gewesen. Seit dem ersten Treffen mit Jonas.

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Gesehen haben sie sich das erste Mal auf dem Schwelmer Heimatfest. „Ich wusste sofort, dass ich mit ihr zusammen sein möchte.“ Und auch bei ihr funkte es. „Natürlich ist er mir aufgefallen und auch, dass er ein Auge auf mich geworfen hat.“ Bestimmt zwei Stunden sei er ihr auf der Kirmes hinterher gelaufen. Es hat gedauert, bis er den Mut gefasst hatte, sie anzusprechen. Sie verabredeten sich. Liebe auf den ersten Blick. „Ich wusste, dass ich diesen Mann heiraten will“, sagt Celin Bienow.

Nach der großen Aufregung wird am Ende alles gut. Unter Beifall küsst sich das frisch vermählte Brautpaar.
Nach der großen Aufregung wird am Ende alles gut. Unter Beifall küsst sich das frisch vermählte Brautpaar. © WP | Privat

Fünf Jahre später stehen sie nun im Ennepetaler Standesamt, die Ringe liegen bereit. Und dann heult die Sirene. Als das Paar und die Hochzeitsgesellschaft auf dem Parkplatz versammelt sind, ist die Feuerwehr schon da. Das Rathaus wird evakuiert, es kommen immer mehr Einsatzkräfte. Später stellt sich heraus: Es ist ein Fehlalarm. Niemand war in Gefahr. Die Feuerwehr sei zu ihnen gekommen, die Bürgermeisterin, die Standesbeamtin, alle seien sehr nett gewesen und hätten sich entschuldigt. „Ich war einfach nur froh, dass niemand verletzt wurde“, sagt Jonas Bienow.

Weil es keinen Tisch gibt, muss eben der Rücken als Unterlage für die Unterschrift herhalten.
Weil es keinen Tisch gibt, muss eben der Rücken als Unterlage für die Unterschrift herhalten. © WP | Privat
Und auch der Bräutigam unterzeichnet auf einem Rücken.
Und auch der Bräutigam unterzeichnet auf einem Rücken. © WP | Privat

Und dann habe die Standesbeamtin gefragt, ob man nicht einfach draußen mit der Trauung weiter machen solle, erzählen die beiden. „Von einer Trauung unter freiem Himmel habe ich immer schon geträumt“, sagt die 21 Jahre alte Braut. Umgeben von ihren Freunden und der Familie, und der umliegende Wald sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre. Ihr Traum wurde wahr. Dieses Mal klappt es ohne plötzliche Unterbrechung, es wird ein denkwürdiger Tag. Weil es natürlich keinen Tisch auf dem Waldparkplatz gibt, muss ein Rücken als Unterlage für die Unterschrift herhalten. Schließlich muss das Paar die Hochzeitsurkunde unterzeichnen. Und ein Feuerwehrauto wird zum perfekten Hintergrund für die Hochzeitsfotos. „Es war das neueste Fahrzeug, das die Ennepetaler Feuerwehr hat, ein E-Wagen“, zeigt sich der 23 Jahre alte Bräutigam begeistert.

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Es wurde eine Hochzeit, die es so wohl kein zweites Mal geben wird. Und die Celin und Jonas Bienow überglücklich gemacht hat. „Diese Geschichte erzählen wir noch unseren Enkelkindern“, sagen sie. Da fällt die Sache mit der Zahnpasta auf dem Anzug gar nicht mehr ins Gewicht, zu verrückt wurde der Tag und endete mit einer ausgelassenen Feier. Und das nächste unvergessene Ereignis steht schon kurz bevor. „Wir freuen uns auf unsere Tochter. Ich bin im achten Monat schwanger, deshalb gibt es jetzt auch keine Flitterwochen“, sagt Celin Bienow. Doch das holen sie nach. Sie freuen sich auf ihre gemeinsame Zukunft und auf das, was vor ihnen liegt. Die Hochzeit jedenfalls ist schon jetzt legendär.