Gevelsberg/Ennepetal/Schwelm. Testen war in der Corona-Pandemie allgegenwärtig. Nun haben fast alle Testzentren geschlossen. Eine Rückschau auf Corona und ein Ausblick.

Ende. Aus. Vorbei. Mit dem Auslaufen der Testpflicht haben in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal mit einer einzigen Ausnahme auch sämtliche Corona-Testzentren nach zwei Jahren geschlossen. Am Montag gaben Sven Lange und Gregory Staats den Schlüssel für die Räume des ehemaligen Restaurants am Ennepebogen in Gevelsberg an Bürgermeister Claus Jacobi zurück, womit auch dieses Testzentrum Geschichte ist. Auf die Entwicklung blicken die beiden mit gemischten Gefühlen und erfahren auch von ihrer Stammkundschaft durchwachsene Resonanzen. Denn: Es gibt weiterhin die Situationen, in denen Menschen einen negativen Corona-Test vorweisen müssen.

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Rückblick: Vor etwas mehr als zwei Jahren tobte die Pandemie in voller Ausdehnung. Das Testen war damals ein elementarer Bestandteil, um die Ausbreitung des Corona-Virus’ einzudämmen. Dementsprechend öffneten auch in den Städten des südlichen Ennepe-Ruhr-Kreises zahlreiche Testzentren, vor denen sich über Monate lange Schlangen von Menschen bildeten, die sich auf Covid testen ließen. Die Gründe waren einfach: Wer ins Krankenhaus wollte, einen Arzttermin hatte, wer Verwandte im Altenheim besuchen wollte, wer zu Treffen am Arbeitsplatz erschien, musste einen negativen Test vorweisen. Als Restaurants wieder eröffneten, die ersten kulturellen Veranstaltungen wieder stattfanden, benötigten die Gäste negative Testergebnisse.

Schnell viel Geld verdient

Eine ganze Industrie entstand und mittendrin orientierte sich auch die Firma SNS aus Schwelm in diese Richtung. Mit dem Stopp des öffentlichen Lebens hatten auch Angestellten der Security-Firma von Gregory Staats und Sven Lange nicht mehr so viel zu tun, wie vor der Pandemie. Neben dem Ex-Restaurant am Gevelsberger Ennepebogen eröffneten sie auch Testzentren im Schwelm-Center, im Haus am Steinnocken in Ennepetal sowie in der St.-Jakobus-Kirche in Breckerfeld. „Wir sind da mit einem hohen Risiko ‘reingegangen“, sagt Gregory Staats im Gespräch mit dieser Zeitung. „Selbstverständlich haben wir schnell gut verdient, bis kurzzeitig die Kosten nicht mehr übernommen worden sind“, fährt er fort. Doch diese Regelung nahm die Bundesregierung schnell wieder zurück. Die Geschäfte liefen wieder, bis die Testpflicht sukzessive immer weiter eingeschränkt und nun aufgehoben wurde.

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Die SNS-Chefs entschieden sich dazu – wie auch alle anderen Betreiber in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal – zunächst die Öffnungszeiten zu reduzieren und nun bis auf das Testzentrum im Haus am Steinnocken alle Anlaufpunkte für PCR-Tests zu schließen. „Denn es gibt bei den Menschen noch den Bedarf, sich testen zu lassen“, sagen Staats und Lange unisono und machen klar, dass die Raten der positiven Tests aktuell höher als jemals zuvor sind. „Das hat natürlich auch damit zu tun, dass weniger getestet wird und Leute zu uns kommen, wenn sie unsicher sind, ob sie sich infiziert haben, aber auch damit, dass die Krankheit nicht vorbei ist“, sagt Gregory Staats.

Nur mit Test in den Kreißsaal

Aufgeräumt und feucht gewischt: Das SNS-Testzentrum in Gevelsberg könnte wieder ein Restaurant werden.
Aufgeräumt und feucht gewischt: Das SNS-Testzentrum in Gevelsberg könnte wieder ein Restaurant werden. © WP | Gregory Staats

„Vor allem unsere Stammkunden fällt die Schließung schwer“, sagt Sven Lange, der sich überwiegend um die Teststelle in Gevelsberg gekümmert hat, während Gregory und Maureen Staats meist in Breckerfeld präsent waren. Da ist zum Beispiel eine große Firma in Ennepetal, die täglich ihre Leute testet, die in der Produktion arbeiten, damit diese nicht wegen zu vieler Krankheitsausfälle plötzlich still steht. „Das sind täglich 60 Leute, die sich testen lassen“, sagt Gregory Staats. Sven Lange kommt sofort der 93-Jährige in den Sinn, der jeden Tag im Testzentrum vorbeikam, bevor er seine Frau im Altenheim besuchte. Das habe er gemacht, um seine Frau zu schützen. Beide erinnern sich an den Mann, der in Testzentrum gestürmt kam und sofort nach einem Test verlangte. „Seine Frau lag im Kreißsaal“, sagt Lange und Staats ergänzt: „Wir haben zahlreichen Menschen den Weg geebnet, um ihre Verwandten zu besuchen oder auf ihrem letzten Weg noch zu begleiten.“

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Einige Kliniken, Arbeitgeber oder Ärzte verlangen allerdings auch weiterhin nach negativen Coronatests, bevor sie Eintritt gewähren. Grundsätzlich sind dafür nun die Hausärzte zuständig, doch SNS hat sich dazu entschieden, die Teststelle im Haus am Steinnocken in Ennepetal weiterhin geöffnet zu halten. Personal müssen sie mit der Schließung der Teststellen nicht entlassen, denn SNS hat überwiegend auf Kräfte vom Personaldienstleister zurückgegriffen. „Die Bedarfe sind aus unserer Sicht eindeutig weiter vorhanden, der Anteil der positiven Tests steigt“, machen die Geschäftsführer ihren Standpunkt deutlich. Doch nachdem die Kostenübernahme endet, würden sie draufzahlen, wenn sie alle Stellen offenhalten würden. Sie sind daher um so gespannter, wie die letzte geöffnete Teststelle in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal von den Menschen angenommen wird.

Daten und Termine

Dies sind die Öffnungszeiten des letzten Testzentrums in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, das sich im Haus am Steinnocken befindet.

Montag: 16 bis 18 Uhr

Dienstag: 13.30 bis 15.30 Uhr

Mittwoch: 16 bis 18 Uhr

Donnerstag: 16 bis 18 Uhr

Freitag: 13.30 bis 15.30 Uhr

Samstag: 14 bis 16 Uhr

Sonntag: 14 bis 16 Uhr

Seniorenheim am Steinnocken, Steinnockenstraße 43, 58256 Ennepetal; telefonische Erreichbarkeit: 0176/72536006.

Die Testgebühr beträgt 7,50 Euro.

Termine können im Vorfeld online unter www.sns-security.de/testzentrum-ennepetal/ gebucht werden, Testungen sind aber auch ohne Termin möglich.

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