Redaktionsleiter Stefan Scherer fragt sich, warum ausgerechnet die Gewerkschaft Verdi ihren Mitarbeitern derartigen beruflichen Schaden zufügt.

Grundsätzlich befürworte ich Mitarbeiterschutz. Und dass es auch schon ohne einen verkaufsoffenen Sonntag im vorweihnachtlichen Einzelhandel einer Kleinstadt extrem stressig für die Angestellten ist, lässt sich nicht von der Hand weisen. Obwohl… „war“ muss es heißen. Denn seit zwei Jahren ist es in den Geschäften deutlich zu ruhig. Bei einigen – und das ist nicht nur in Schwelm der Fall – sieht es coronabedingt sogar derart mies aus, dass einige Geschäftsinhaber um das Fortbestehen ihrer Läden zittern oder darum, ihren Personalstamm noch halten zu können.

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Selbst die Kirchenvertreter, die sich ebenfalls zumeist im Sinne der Mitarbeiter und ihrer Freizeit gegen die verkaufsoffenen Sonntage in Schwelm aussprechen, sind diesmal von ihrem Kurs abgewichen. Grund: Man sehe deutlich, wie wichtig jeder Umsatz für den Fortbestand des Einzelhandels in den Städten zu Corona-Zeiten sei. Vielleicht sitzt die Verdi ja in einem Elfenbeinturm oder hat nicht mitbekommen, was auf diesem Planeten seit knapp zwei Jahren los ist. Vielleicht ist das ganze auch eine recht peinliche PR-Nummer. Anders lässt sich diese bornierte Prinzipienreiterei, landauf, landab eine Klage nach der anderen gegen die verkaufsoffenen Sonntage einzureichen, nicht erklären.

Ich jedenfalls halte es für vollkommen richtig, in diesen Zeiten jede Möglichkeit, die Hoffnung und Perspektiven bietet, auch realisierbar zu machen. Eine Gewerkschaft, die ihren Mitgliedern beruflichen Schaden zufügt, ist da kontraproduktiv. Nicht nur in Schwelm, aber am Sonntag vor allem hier.