Redaktionsleiter Stefan Scherer sieht eine ganze Reihe massiver Verfehlungen bei dieser Geschichte – auch was die Hausärzte anbelangt.
Es ist wohl ausschließlich der Beharrlichkeit von Sico-Geschäftsführer Ralf Skoda zu verdanken, dass diese Sache überhaupt aufgefallen ist. In einer größeren Firma mit deutlich mehr Mitarbeitern wären die Betroffenen wohl länger einfach nicht erschienen, die Personalabteilung hätte die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung abgeheftet. Der wirtschaftliche Schaden, den die Dame angerichtet hätte, wäre noch einmal deutlich größer gewesen.
In dieser Geschichte existieren gleich mehrere Dinge, die mich daran zweifeln lassen, ob die Mitarbeiterin des Kreises von ihrer persönlichen Haltung überhaupt für diesen Job geeignet ist und ob eine Schulungsmaßnahme daran etwas ändern kann.
Als Vertreterin einer Behörde, die sich noch mehr als alle anderen an Recht und Gesetz halten muss, gesunden Menschen zu empfehlen, mit einer Krankschreibung ohne jeden Anlass den Arbeitgeber zu betrügen, ist vollkommen inakzeptabel. Man könnte möglicherweise darauf kommen, Rückschlüsse auf die eigene Loyalität der Frau zu ihrem Arbeitgeber zu ziehen. Dass es ihr nicht an Selbstbewusstsein mangelt, in die Offensive zu gehen, zeigt ebenso die Tatsache, dass sie als frisch angestellte Telefonistin ohne Entscheidungsgewalt dem Sico-Geschäftsführer droht, der EN-Kreis würde sich seine Firma mal ganz genau anschauen, wenn er nicht den Ball flach hielte. Auch da kommen Zweifel auf, ob dieses Verhalten sich mit einer Schulung korrigieren lässt.
Nicht zuletzt fällt mir zu den Hausärzten nicht mehr viel ein, die gesunden Menschen ohne jeden Anlass einen gelben Schein ausstellen. Natürlich gibt es überall Ärzte, die den Ruf haben, schnell krank zu schreiben. Dennoch sind sie alle Medizinier, die ernsthafte Diagnosen erstellen müssen, und keine Aussteller von Urlaubsscheinen.