Politiker können lästig werden, sobald sie ihren Wählerauftrag ernst nehmen und Politik im Sinne der Bürger machen. Das hat Bürgermeister Stephan Langhard feststellen dürfen, als das Thema Kostensteigerungen für das neue Rathaus auf der Tagesordnung stand.
Wohlwollend hat der jüngste Liegenschaftsausschuss zwar zur Kenntnis genommen, dass der Bereich „Bürger Service“ im Neubau auf der Brauerei-Brache ausgeweitet wird und somit künftig mehr Bedeutung erlangt. Doch weniger wohlwollend stieß die Tatsache auf, dass der Bürgermeister die Entscheidung dazu getroffen hatte, ohne vorher die Politik zu informieren. Die nachträgliche Projektänderung kostet die Schwelmer nämlich schlappe 485.953 Euro zusätzlich. So etwas soll es in Zukunft nicht mehr geben, versprach der Bürgermeister Besserung. Gelebte Demokratie kann auch schon mal anstrengend für alle Beteiligten sein.
Das Kostenbudget für Rathaus und Kulturhaus ist ein heikles Thema in Schwelm. Nach endlosen Diskussionen hat der Stadtrat das Projekt bei 32,6 Mio. Euro gedeckelt. Die Projektsteuerer gehen aktuell von einer Kostenüberschreitung von 1,5 Prozent aus. Das hört sich auf den ersten Blick super an. Doch es kommt auf den Blickwinkel an. Durch Projektänderungsanträge seitens der Bauherrin jetzt schon 1,37 Mio. Euro Zusatzkosten angefallen. Die Prognose für die Baukosten landet bereits bei 34,6 Mio. Euro. Dabei sind zehn Gewerbe für das Rathaus überhaupt noch nicht vergeben. Auch ist nicht klar, wer die Kosten für die Bauzeitverlängerung tragen muss.
Das macht deutlich, das die nun vorliegende Kostenprognose nur eine Momentaufnahme ist und bis zur geplanten Eröffnung des Rathauses im Jahr 2023 noch viel passieren kann. Jubel über „nur“ sechs Prozent Baukostensteigerung ist zu früh. Abgerechnet wird zum Schluss.