Schwelm. Spart die Stadt Schwelm bei der Inklusion oder nicht? Das sagen Eltern, Politiker, Schulleitungen und der Bürgermeister.
Es dauerte nur wenige Stunden, nachdem diese Zeitung öffentlich gemacht hatte, dass die Stadt Schwelm plant, mindestens zehn Prozent der Kosten für die Schulbegleiter zu streichen, die an den Grundschulen die Inklusion sicherstellen, da haben Eltern der Grundschule Engelbertstraße eine Online-Petition auf den Weg gebracht, die mittlerweile fast 2000 Unterstützer gefunden hat. Während die Eltern und die Leitungen der Schwelmer Grundschulen Überzeugungsarbeit dafür leisten wollen, dass die SPD und CDU sich mit ihrer Mehrheit von diesem Vorhaben abwenden, erläutert Stephan Langhard die Hintergründe dieser Pläne und hofft auf eine Lösung im Dialog. Einen Antrag, die Zuwendungen so zu belassen, stellten derweil die Fraktionen der Grünen und der BIZ.
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Kurz zum Hintergrund: Die Verwaltung plant, bei den Schulbegleitern nach den Sommerferien zehn Prozent der Kosten einzusparen. Das wären in diesem Jahr etwa 83.000 Euro, im kommenden 200.000 Euro. Im Raum steht eine Reduzierung der Stunden für diejenigen, die den Kindern helfen, ihren Schulalltag zu meistern, die aus verschiedenen Gründen dazu allein nicht in der Lage sind. Aktuell sitzt in jeder Klasse der vier Grundschulen ein Inklusionshelfer, in der OGS am Nachmittag ist es teilweise so, dass ein Helfer mit mehr als 50 Kindern anwesend ist, weil schon jetzt die Stundenkontingente kaum ausreichen. Dennoch sollen im Zuge der Haushaltsberatung die Kosten um zehn Prozent – der ursprüngliche Plan sah 20 Prozent vor – gekürzt werden.
Bürgermeister will vermitteln
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Warum? „Niemand zweifelt daran, dass diese Arbeit sinnvoll ist“, sagt Bürgermeister Stephan Langhard, der die Vorlage als Verwaltungs-Chef in den politischen Raum eingebracht hatte. „Im Vergleich zu den Nachbarstädten betreibt die Stadt Schwelm schon einen deutlich höheren Aufwand“, fährt er fort. Es gehe auch nicht darum, den Kindern Nachteile zu verschaffen oder direkt Stunden zu reduzieren. „Wir wollen uns das System anschauen und dann sehen, was möglich ist. Wenn klar ist, dass eine Einsparung nicht möglich ist, können wir Entscheidungen auch noch revidieren.“ Am Montag suchte Langhard bereits das Gespräch mit den Schulleitungen, die mit Blick auf die Schuleingangsuntersuchungen und die aktuellen Kita-Kinder, die unter der Pandemie besonders leiden, einen eher steigenden Bedarf sehen.
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Am Mittwoch schließlich tritt der Bürgermeister in Dialog mit den Eltern, die sehr besorgt sind, dass die Kinder erhebliche Nachteile durch die Einsparung haben. Stephan Klauke hat mit weiteren Eltern eine Online-Petition auf den Weg gebracht, die bereits 1700 Unterzeichner hat. Sie haben außerdem einen offenen Brief an die Mitglieder des Stadtrat geschrieben. In ruhigem und sachlichem Ton argumentieren sie, die Mittel für die Inklusion nicht zu reduzieren: „Bitte reflektieren Sie, ob diese Kürzung in Ihre persönliche, aber auch die politische Agenda Ihrer Partei hineinpasst. Sind es 83.000 Euro im Jahr 2022 und 200.000 Euro in den Folgejahren wirklich wert, das Thema Jugend und Bildung hinten anzustellen?“
Grüne und BIZ stellen Antrag
Auf offene Ohren treffen sie mit ihrem Anliegen bei den Grünen und der BIZ. Beide hatten sich mit ihren Fraktionsvorsitzenden Marcel Gießwein beziehungsweise Ufuk Ergen bereits im Rahmen der Ausschussberatungen dafür stark gemacht, die Unterstützung beizubehalten. Am Montag stellten sie auch einen entsprechenden Antrag für die Sitzung des Stadtrats am kommenden Donnerstag, 24. Februar. „Die fachliche Diskussion im Jugendhilfeausschuss hat insbesondere durch die Schilderungen der Schulleitungen, aber auch durch die fachkundigen Einschätzungen der weiteren Mitglieder der freien Träger deutlich gezeigt, dass eine Kürzung insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt der völlig falsche Weg ist“, machen die beiden Fraktionen deutlich und erwarten mit Spannung, welche Lösungen sich bis zur entscheidenden Sitzung noch abzeichnen und vor allem, ob SPD und CDU bei ihrer bisherigen Meinung bleiben.