Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Polizei im EN-Kreis legt ihre Kriminalitätszahlen für das vergangene Jahr offen. Das ist gut, das ist schlecht, das soll passieren.

Die Anzahl der Straftaten im Ennepe-Ruhr-Kreis ist leicht angestiegen, doch einen Grund zur Besorgnis sieht André Pieper, Direktionsleiter Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde, genauso wenig wie Landrat Olaf Schade als Polizeichef im Kreis. Gemeinsam stellte sie am Montagmorgen die Kriminalitätsstatistik für die Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises ohne Witten vor – und hatten einige Überraschungen in petto.

Das ist gut

Auch wenn es zunächst komisch anmutet: So viele Fälle, bei denen es um Kinderpornografie ging oder um sexuellen Missbrauch von Kindern, hatten die Ermittler noch nie auf ihren Schreibtischen. Gut ist daran, dass es wohl nicht mehr Fälle als früher sind, die Polizisten den Tätern aber immer besser auf die Schliche kommen. Gerade im digitalen Bereich gibt es immer wieder große Ermittlungserfolge. „Zudem trauen sich die Missbrauchsopfer immer öfter, darüber zu sprechen“, sagt André Pieper, der mit seinem Team genau davon profitiert.

Ebenfalls exzellent: So niedrig waren die Einbruchszahlen wohl noch nie. Egal ob es sich um Wohnungen, Firmen oder Geschäftsräume handelt – Einbrecher üben sich im Ennepe-Ruhr-Kreis in Zurückhaltung. Das hat mehrere Gründe. Einerseits scheinen die Maßnahmen zur Prävention zu greifen, andererseits scheinen auch die Schwerpunktkontrollen, die die Polizei vor allem in der Nähe der Autobahnzubringer in Schwelm und Gevelsberg regelmäßig durchgeführt hat, zu fruchten. Nicht zuletzt haben Grenzschließungen im Rahmen der Pandemie dafür gesorgt, dass weniger Einbrechergruppen aus Rumänien oder Bulgarien in den Kreis kamen.

Nicht zuletzt hat Corona aber auch dafür gesorgt, dass die Menschen deutlich mehr zu Hause sind. Heißt: Die Einbrecher sind nicht mehr so ungestört.

Genauso schön: Immer öfter scheitern die wenigen Einbrecher schon beim Versuch. Eine Folge vor allem von Aufklärungskampagnen, was die Sicherung der Gebäude anbelangt.

Das ist schlecht

Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal belegen die drei Spitzenplätze von den acht Städten im Kreis, wenn man die Zahl der Verbrechen auf die Einwohnerzahl umrechnet. Dennoch liegen auch diese drei Städte besser als der Landesdurchschnitt. „Die vergleichsweise dichtere Bevölkerung und die gute Autobahnanbindung macht diese Städte attraktiver“, sagt André Pieper.

Bedrohungen und Dokumentenfälschungen nehmen zu, die Angriffe auf Polizisten und Ordnungsamtsmitarbeiter bleiben auf einem hohen Niveau, die Computerkriminalität ist weiterhin auf dem Vormarsch – das betrifft Betrug genauso wie Bedrohungen im Internet.

Das ist noch zu tun

Eigentlich wartet in allen Sektoren unvermindert viel Arbeit auf die Polizeibeamten des Ennepe-Ruhr-Kreises. „Die Kriminalität ist dynamisch, sie verändert sich von Jahr zu Jahr“, sagt André Pieper, der betont, die Aufklärung von möglichen Clanstrukturen im Ennepe-Ruhr-Kreis weiter zu verfolgen. Dabei haben die Beamten vor allem die Städte Schwelm und Hattingen im Blick. Eine Anfrage diese Zeitung zu exakt dem Thema hatte die Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr noch damit beantwortet, dass es keine Clankriminalität im EN-Kreis gebe. Dies scheint sich nun geändert zu haben.

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Weiterhin ein großes Thema bleiben der sexuelle Missbrauch von Kindern sowie Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie.

Die Zahlen

11.109 Straftaten wurden bekannt, was ein Plus von 395 Fällen (plus 3,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr impliziert. 57,3 Prozent Die Aufklärungsquote aller Straftaten betrug dabei , womit ein Minus von 1,2 Prozentpunkten im Vorjahresvergleich verzeichnet wurde.

1878 Straftaten fanden in Schwelm statt, 1768 in Gevelsberg und 1716 in Ennepetal.

173 Wohnungseinbrüche bedeuten einen so niedrigen Wert wie seit vielen Jahren nicht mehr.

25,7 Prozent der Tatverdächtigen sind nicht deutsch.

128 Fälle, die Besitz oder Verbreitung von Kinderpornografie betreffen sowie 44 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern bedeuten eine deutliche Steigerung.

5 Fälle von Mord und Totschlag ereigneten sich im Kreis 2021. Davon blieb es zum Glück in 4 Fällen bei dem Versuch.