Ennepetal. Die Stadt Ennepetal treibt die Planung für den Neubau des Technischen Rathauses mit Betriebshof voran. Der Kostenrahmen wurde erneut erweitert.
Der Neubau des Technischen Rathauses auf dem Hesterberg-Gelände an der Heilenbecker Straße wird – nach aktuellem Stand – mit etwas mehr als 18 Millionen Euro etwa eine Million Euro teurer als der erste Entwurf vorsah, den der Generalplaner im Mai vorgestellt hatte. Das liegt zum Teil an den generell gestiegenen Baukosten, aber auch an einigen zusätzlichen Optionen, die eingeplant werden sollen. Deutlich kostendämpfend wirkt sich aus, dass die Stadt das Gebäude nach dem Standard eines Niedrigstenergiehauses errichten lassen will und dafür mit Zuschüssen in Millionenhöhe rechnen kann.
Im Bauausschuss stellte Burkhard Sasse, Inhaber des Bremer Architektur- und Ingenieurbüros S3 Sasse + Sasse GmbH, die aktualisierte Entwurfsplanung vor. Unverändert bleiben die Abrisspläne, denen zufolge bis auf eine neuere Halle im rückwärtigen Bereich und der Bau rechts vom Haupteingang sämtliche Gebäude abgerissen werden sollen. Gebaut werden soll ein dreigeschossiges Verwaltungsgebäude, an das Werkstätten und Lager sowie eine Kfz-Werkstatt angebaut werden. Die Halle, die erhalten bleibt, soll als Fahrzeug- und Lagerhalle dienen. Neu angelegt werden auf dem Gelände ein Freilager, Schüttgutboxen und Container. Ein Wertstoffhof für Anlieferungen aller Art durch die Bürger ist auf der bisherigen Fläche des Parkplatzes an der Kahlenbecker Straße vorgesehen. Die Anfahrt soll über eine überdachte Rampe erfolgen, so dass die Wertstoffe von oben in die jeweiligen Container geworfen werden können.
Mehrheit für Zusatzoptionen
Um den vorgesehenen Streustoffsilo, der das Beladen der Fahrzeuge vor allem mit Streusalz vereinfachen soll, effizient zu betreiben, hat das Planungsbüro die Installation eines Förderbandes vorgesehen. Zudem sollen die Schüttgutboxen aus mobilen Steinen bestehen, um flexibel angepasst werden zu können. Zusätzliche Schüttgutboxen und die Überdachung einer Box sowie die Errichtung eines Trafos für die geplanten Ladesäulen sorgen ebenso für Mehrkosten wie die Schaffung von Staukanälen auf dem Gelände.
Auf die im Mai vorgelegte Kostenschätzung schlug das Büro S3 nun aufgrund der allgemeinen Baukostensteigerung fünf Prozent auf. Auf die Frage von Frank Wittig, ob die Kosten schon auf den möglichen Baubeginn in sechs Monaten oder einem Jahr projiziert seien, erklärte Burkhard Sasse, dass diese Kosten aktuell seien. „Wir haben die vorsichtige Hoffnung, dass sich die Preise stabilisieren werden“, meinte er.
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Auf die Kosten wirkt sich auch der ökologische Standard aus, nach dem gebaut werden soll. Burkhard Sasse rechnete vor, dass der Bau nach dem Niedrigenergiehaus-Standard KfW 55 insgesamt 19,8 Millionen Euro kosten würde, man allerdings eine Förderung in Höhe von 1,6 Millionen Euro erwarten dürfe. Für den Niedrigstenergiehaus-Standard KfW 40 kalkulierte das Büro S3 Kosten von 20,2 Millionen Euro. Allerdings betrage hier der Zuschuss 2,1 Millionen Euro. Dadurch sei der höhere Standard unter dem Strich laut Burkhard Sasse sogar um etwa 50.000 Euro günstiger. „Ökologisch ist das sowieso sinnvoller“, erklärte Burkhard Röhder (Bündnis 90/Die Grünen). Aber es wäre doch auch betriebswirtschaftlich dümmer, nicht den 40er-Standard zu nehmen. Schließlich spare man dadurch Betriebskosten. Ohnehin sehen die Planungen schon die Nutzung von Geothermie und Wärmepumpen vor, zudem soll auf dem Dach der Bestandshalle eine Photovoltaikanlage errichtet werden.
Der Bauausschuss stimmte bei Gegenstimmen der beiden FDP-Vertreter der Entwurfsplanung samt der vorgeschlagenen Zusatzoptionen und dem Bau nach dem höheren Energieeffizienzstandard zu. Der Zeitplan sieht nun vor, dass der Abbruch der bestehenden Gebäude von Juli bis Oktober 2022 erfolgen könnte. Die Bauzeit ist für Oktober 2022 bis Ende 2024 vorgesehen. Voraussetzung ist der Auszug der Firma F. Hesterberg GmbH & Co. KG. Der solle nach Angaben von Wolfgang Schrey, dem Leiter des Büros der Bürgermeisterin und der Arbeitsgruppe Technisches Rathaus, bis Mitte des kommenden Jahres erfolgt sein. Die BPW-Gruppe, zu der Hesterberg gehört, erklärte auf Anfrage, dass man sich bekanntermaßen nach einem anderen Standort umschaue, der natürlich so schnell wie möglich bezogen werden solle. Zu aktuell laufenden Verhandlungen könne man aber keine Auskunft geben.
Hochwasserschutz wird separat geplant
Nicht in die Kosten für das Technische Rathaus einbezogen sind die Kosten für die erforderlichen Hochwasserschutz-Maßnahmen. Hier wird eine separate Planung gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie vorgenommen. Für die Maßnahmen ist eine Förderung von 80 oder 90 Prozent – je nach aktueller Haushaltslage der Stadt – zu erwarten. Vorgesehen ist das Freilegen der aktuell noch durch ein Bauwerk geführten Heilenbecke sowie der verrohrten Kahlenbecke. In der Folge des Starkregens im Juli hatte es auf dem Hesterberg-Gelände erhebliche Schäden gegeben, nicht zuletzt musste ein Gebäudeteil schon vorzeitig abgerissen werden.
Noch offen ist, wie der Gebäudeteil rechts vom Eingang genutzt und umgebaut werden soll. Der Bereich könnte als (Teil-)Ersatz für das Haus Ennepetal, das abgerissen werden soll, dienen. Bis zum Frühjahr sollen dafür konkrete Planungen vorliegen, so dass ein Beschluss über die Nutzung noch vor der Sommerpause fallen könnte, erklärte Wolfgang Schrey.