Ennepetal. Ein Teil der Hesterberg-Firmengebäude ist für das neue Veranstaltungszentrum in Ennepetal im Gespräch. Poltik und Verwaltung nahmen nun Einblick.

Soll das Betriebsgelände der Firma Hesterberg an der Heilenbecker Straße Standort für ein städtisches Veranstaltungszentrum werden, wenn das Haus Ennepetal abgerissen wird? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Politik und Verwaltung. Bei einer Ortsbesichtigung verschafften sich die Mitglieder einen Eindruck von den Gegebenheiten, dem Zustand und dem Zuschnitt der Räumlichkeiten. In einem nächsten Schritt soll nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, die aufzeigt, was in dem Komplex möglich ist, welche baulichen Veränderungen gegebenenfalls erforderlich wären und mit welchen Kosten zu rechnen ist.

Seit Herbst Eigentum der Stadt

Die Stadt Ennepetal hat das Betriebsgelände der Firma F. Hesterberg & Söhne GmbH & Co. KG im Herbst 2020 gekauft, um dort den Betriebshof und die zugehörigen Verwaltungsarbeitsplätze (das so genannte Technische Rathaus) einzurichten.Hesterberg blieb zunächst als Mieter am Standort, wird aber gemäß der Vereinbarung zwischen Stadt und der BPW-Gruppe, zu der das Traditionsunternehmen gehört, spätestens Ende dieses Jahres ausziehen.Die Stadt wird für Betriebshof und Büros nicht alle Gebäude benötigen. Und so kam die Idee ins Spiel, einen Teilbereich für die Einrichtung eines Veranstaltungszentrums zu nutzen. Dieses wird benötigt, da das Haus Ennepetal in wenigen Jahren abgerissen werden soll.Bisher war ein Ersatzbau am bisherigen Standort vorgesehen, der als Veranstaltungszentrum dienen und Funktionsräume für die Kluterthöhle, das Geopark-Center, Büros der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG sowie gegebenenfalls Räume für die VHS beinhalten soll. 34 Millionen Euro sind dafür im Investitionsplan für die kommenden Jahre veranschlagt – eine Summe, die angesichts der Haushaltslage und anderer dringlicher Investitionen kaum darstellbar scheint.

„Das Ziel der Besichtigung war, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe ein Gefühl für das Gebäude bekommen“, erklärt Wolfgang Schrey, Leiter des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates und Koordinator der Arbeitsgruppe. Man zäume in gewisser Weise das Pferd von hinten auf, da man ein Gebäude habe und nun schauen wolle, was sich daraus machen ließe. Auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe Betriebshof/Technisches Rathaus nutzten die Gelegenheit zur Besichtigung.

Räume/Möglichkeiten

Die langgezogene Halle könnte eventuell als Veranstaltungssaal genutzt werden. Dafür wären aber Umbauten, nicht zuletzt ein Anheben des Dachs, notwendig.
Die langgezogene Halle könnte eventuell als Veranstaltungssaal genutzt werden. Dafür wären aber Umbauten, nicht zuletzt ein Anheben des Dachs, notwendig. © WP | Hartmut Breyer

Für das Veranstaltungszentrum verfügbar wäre ein eigener Gebäudekomplex, der rechts vom Eingangsbereich der Firma liegt. Der Ziegelbau beinhaltet eine langgezogene Halle mit einer Grundfläche von etwa 40 x 13 Meter, eine weitere Halle, einen Foyerbereich, der derzeit als Showroom genutzt wird, einen multifunktionalen Tagungsraum sowie Funktionsräume.

Florian Englert, Geschäftsführer der Kluterthöhle und Freizeit GmbH & Co. KG, erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass der schmale und lange Raum nicht sehr günstig für Veranstaltungen sei. In Reihenbestuhlung könne man etwa 20 Reihen mit je 16 Stühlen, also ungefähr 320 Gäste, unterbringen. Deutlich zu niedrig sei die Decke. Die Raumhöhe betrage zum Teil kaum 3,50 Meter. „Für eine Bühne mit Aufbau sind acht Meter schon angebracht“, so Englert. Das Dach müsste zumindest an einer Seite angehoben werden. Zu klären sei auch, wo Lager- und Büroräume untergebracht werden können und wie die Anlieferung zu gestalten sei.

Zustand/Ambiente

Der Komplex ist baulich in einem guten Zustand. Die alte Substanz mit Ziegelmauern und Gewölbefenstern wurde saniert und optisch betont. „Diese Industriearchitektur hat ihren Charme“, meinte Florian Englert. In dieser Hinsicht würde der Komplex gut zur Stadt Ennepetal und zur Region passen. „Was davon übrig bleibt, wenn die Bagger anrollen, um Umbauten vorzunehmen, kann ich nicht beurteilen“, sagte er. Der modern eingerichtete Tagungsraum ist technisch gut ausgestattet. Für Sitzungen der politischen Ausschüsse wäre er groß genug, für den Rat der Stadt zu klein. Dieser könnte aber dann im benachbarten Saal tagen.

Lage/Parkplätze

Das Firmengelände liegt etwas außerhalb der Innenstadt. „Es ist eine Frage, ob man ein Veranstaltungszentrum im Ortsmittelpunkt haben muss oder ob es auch am Rande sein darf“, sagte Wolfgang Schrey. Abgesehen von der ÖPNV-Anbindung sei die Örtlichkeit gut zu erreichen. Zu berücksichtigen seien auch die Emissionen durch den Verkehr, den Aufenthalt der Menschen und Veranstaltungslärm. In dieser Hinsicht sei das Gelände recht günstig. Klar ist, dass am jetzigen Haus Ennepetal-Standort auch ohne Veranstaltungszentrum Räume für den Kluterthöhlenbetrieb, das Geopark-Center und die Touristinfo – wohl in einem Neubau – geschaffen werden müssen.

Die Parkplatzsituation hänge natürlich von der Größe des Veranstaltungszentrums ab, erklärte Wolfgang Schrey. Er hält dies für relativ unkritisch. Jetzt schon seien 50 Stellplätze im Zuge der Betriebshof-Planungen vorgesehen. Zudem sei geplant, Hallen abzubauen, so dass weitere Flächen frei würden. Am Haus Ennepetal, dass im Einzelfall maximal 800 Leute beherberge, seien 180 Stellplätze nötig.

Weiteres Vorgehen

Der zum Flussufer hin gelegene Tagungsraum ist modern eingerichtet.
Der zum Flussufer hin gelegene Tagungsraum ist modern eingerichtet. © WP | Hartmut Breyer

Eine Machbarkeitsstudie soll nun aufzeigen, was auf dem Hesterberg-Gelände möglich ist. „Es müsste dort einiges gemacht werden“, betonte Wolfgang Schrey. Für die Studie sollten Grundlagen ermittelt und Räume überplant werden, ein Statiker müsse sich das Ganze anschauen und eine Abstimmung mit der Bauordnung sei notwendig. Wunsch von Wolfgang Schrey und Florian Englert ist es, für die Machbarkeitsstudie einen Spezialisten für Veranstaltungsstätten zu gewinnen, der auch Erfahrung mit dem Umbau von Industriegebäuden in Veranstaltungsstätten habe.

Englert betonte, dass er sich grundsätzlich für den Neubau eines Veranstaltungszentrums mit den anderen notwendigen Funktionen am bisherigen Haus-Ennepetal-Standort ausgesprochen habe. „Ich glaube, das ist das Funktionalste“, sagte er. Es sei schon ein Raumkonzept entworfen worden, das einen Saal für etwa 500 Personen sowie zwei bis drei flexibel nutzbare Tagungsräume vorsehe. Nun sei Hesterberg neu ins Spiel gekommen, grundsätzlich sei er für die Idee offen. „Ich kannte die Räumlichkeiten bisher nicht und kann jetzt noch nicht bewerten, was hier möglich ist“, sagte er nach dem Ortstermin

Die Politik müsse entscheiden, ob das, was am Hesterberg-Standort darstellbar sei, ausreiche, erklärte Wolfgang Schrey. Das solle möglichst im Sommer geschehen. Da man auch mit den Planungen für das Haus-Ennepetal-Gelände und den Ennepegarten beginnen wolle, gebe es einen gewissen Zeitdruck.