Schwelm. Simon Nowack ist nur noch mit einer Drittelstelle Wirtschaftsförderer der Stadt. Das gefällt nicht jeder Fraktion in Schwelm.

„Alles neu macht der Mai.“ Das Sprichwort trifft auch auf Simon Nowack und seine berufliche Karriere zu. Seit der politisch gewollten Trennung von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing ist der Wittener CDU-Ratsherr das Gesicht der Wirtschaftsförderung im Rathaus. Nun ist Nowack mit der Leitung des Teams IT beauftragt worden und auf der Gehaltsleiter emporgeklettert. Wirtschaftsförderer bleibt er dennoch – wenn auch nur noch mit einem Drittel Stellenanteil. Die Reaktionen der Politik auf die Personalie fallen unterschiedlich aus.

Der Bürgermeister

„Wir haben keinen neuen Wirtschaftsförderer. Wirtschaftsförderer ist und bleibt Herr Nowack. Er wird mit einem Drittel seiner Stelle die Wirtschaftsförderung für die Gewerbekunden und auch für den Verkauf der Liegenschaften übernehmen“, sagt Bürgermeister Stephan Langhard. Damit er das inhaltlich leisten könne, wird er eine weitere Kraft an seine Seite gestellt bekommen. „Für mich ist es wichtig, nicht nach zwei Jahren schon wieder das Gesicht der Wirtschaftsförderung zu wechseln, zumal sich Herr Nowack in der Vergangenheit einen guten Namen erarbeitet hat als Kontakt- und Ansprechperson der Verwaltung und bei den Gewerbebetrieben bekannt ist.“ Simon Nowack sei bei der Wirtschaftsförderung weiterhin derjenige, der die Fäden in der Hand halte, sich aber künftig nicht mehr um jeden Kleinkram kümmern müsse. „Dafür ist er zu gut bezahlt.“

Die Linke

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Die Wirtschaftsförderung sei einer jener politischen Bereiche, die die Schwelmer Politik immer schon intensiv beschäftigt habe, sagt Jürgen Feldmann, Fraktionsvorsitzender der Partei „Die Linke“. „Die Art und Weise, wie die Verwaltung nun, wo Herr Nowack den IT-Bereich leitet, mit dem Bereich der Wirtschaftsförderung umgeht, hinterlässt einen schalen Beigeschmack.“ Nach Ansicht der Schwelmer Linken sei es nicht möglich, beide Bereiche, IT und Wirtschaftsförderung, gleichzeitig optimal zu leiten, wenn man diese Bereiche ernst nehme und ihre wichtige Stellung für die Zukunft der Verwaltung und der Wirtschaft in Schwelm sieht. „Beide Bereiche benötigen qualifiziertes Führungspersonal, dass sich voll und ganz auf die jeweiligen Aufgaben konzentriert“, so Jürgen Feldmann.

Die Grünen

Die Grünen haben Simon Nowack „sehr positiv in seiner Funktion als Wirtschaftsförderer erlebt“ und möchten hier keine Qualitätseinbußen in der Zukunft hinnehmen. Deshalb haben sie, unmittelbar nachdem sie der Bürgermeister von den personellen Änderung informiert hat, Simon Nowak zum Gespräch in die Fraktion eingeladen. Fraktionschef Marcel Gießwein: „Die Rückholung der Wirtschaftsförderung ins Rathaus, wie von den Grünen schon lange gefordert, war aus unserer Sicht erfolgreich und darf unter der jetzigen Situation nicht leiden. Gleichzeitig ist die neue, zusätzliche Aufgabe von Herrn Nowak sehr herausfordernd und wichtig für die Stadt. Auch hier können wir uns keine Erledigung ,mal eben nebenbei‘ vorstellen.“ Das Treffen mit dem Wirtschaftsförderer steht Mitte Juni an.

SWG/BfS

Jürgen Kranz (SWG/BfS) spricht von einer richtigen Entscheidung, die Wirtschaftsförderung zurück zur Stadt zu verorten. „Herr Nowack ist in dieser Position sicher eine gute Besetzung, was auch an den erfolgreich eingebrachten Förderanträgen sichtbar ist. Daher ist es aus unserer Sicht bedauerlich, dass Herr Novak diese Position größtenteils aufgibt“, so der Fraktionschef. Er geht davon aus, „dass zumindest mittelfristig ein kompetenter Nachfolger für Herrn Nowack im Bereich Wirtschaftsförderung gefunden wird.“ Jürgen Kranz stellt klar: „Ich kann natürlich nicht für ,die Politik‘ sprechen: Wir sind allerdings erst im Nachhinein über die Umbesetzung informiert worden.“

SPD

Die SPD-Fraktion sei „über die Beförderung des städtischen Wirtschaftsförderers Simon Nowack zum Leiter der IT frühzeitig durch den Bürgermeister informiert worden“, sagt Thorsten Kirschner. „Gleichwohl möchte ich für die SPD-Fraktion anmerken, dass die getroffene Personalentscheidung aus unserer Sicht grundsätzlich für sinnvoll erachtet wird, da die Expertise im Bereich Digitalisierung mit dem Bereich der Wirtschaftsförderung verknüpft wird. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie eng die beiden Bereiche Wirtschaft und Digitalisierung miteinander verbunden sind.“ Da insoweit vorgesehen sei, dass Simon Nowack administrative Unterstützung erhalte, sind die Sozialdemokraten zuversichtlich, dass die Wirtschaftsförderung weiterhin mit der gebotenen hohen Priorität und Qualität betrieben werde.

FDP

Die FDP-Fraktion stellt fest, dass sie zur Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung nicht gefragt und über das Thema auch nicht offen diskutiert wurde. Der von den Liberalen langjährige Wunsch, eine eigenständige Wirtschaftsförderung in Schwelm für die Unternehmen aufzubauen, habe viele durch die Politik aufgetragenen Zielen nicht erreichen können. „Jetzt aber alles mit einem Federstrich wegzuwischen, ist ein Schlag in die Effektivität der Wirtschaftsförderung in Schwelm, und das in der größten Wirtschaftskrise seit Jahren“, so Fraktionschef Michael Schwunk. Von der Ankündigung auf mehr Offenheit und Transparenz sei wenig bei Bürgermeister Langhard übriggeblieben.

„Völlig unklar bleibt das Stellenbesetzungsverfahren: Welche Kriterien erfüllt der Wirtschaftsförderer für die Leitung der IT?, fragt Schwunk. Gerade die Pandemie verlange den vollen Einsatz des Wirtschaftsförderers. „Diese Einzelhändler und Unternehmer können sich nur im Stich gelassen fühlen, wenn nunmehr verwaltungsinterne Aufgaben vorrangig erledigt werden sollen.“ Die Digitalisierung der Schwelmer Verwaltung ist für die FDP ein wichtiges und drängendes Projekt, das volle Anstrengung erfordert. „Aber auch hier bedarf es eines eigenständigen intensiven Einsatzes und keine Miterledigung.“

CDU

„Wir unterstützen die Entscheidung des Bürgermeisters. Für uns ist klar und wichtig: Herr Nowack bleibt das Gesicht der Wirtschaftsförderung. Eine Aufgabe, die in Schwelm wichtig ist und die er seit seinem Dienstantritt hervorragend ausübt“, sagt Oliver Flüshöh über die Personalie im Rathaus. Durch die Entlastung im administrativen Bereich habe Simon Nowack darüber hinaus künftig die Kapazitäten frei, sich um die Digitalisierung der Verwaltung und der Schulen in Schwelm zu kümmern. Eine Aufgabe, die er in der Vergangenheit bereits mitgeprägt und in der er bereits Akzente gesetzt habe. „Wir gehen davon aus, dass Herr Nowack auch weiterhin jederzeit für die Unternehmerinnen und Unternehmer in Schwelm da sein kann und da sein wird“, so der Fraktionschef.

BIZ

Ufuk Ergen spricht davon, dass der Bürgermeister die Politik „im kleinen Kreis vor ein paar Wochen über die Personalie kurz informiert hat“. „Unabhängig davon wie die Wirtschaftsförderung organisatorisch abgebildet werden kann, ist es für die BIZ-Fraktion unabdingbar, dass bestehende Unternehmen in Schwelm bestmöglich unterstützt werden, damit sie unserer Stadt noch lange erhalten bleiben“, so der Fraktionsvorsitzende.